Uhlenbusch ist überall

Alex ist zehn Jahre alt und kommt seit Jahren mit seinen Eltern nach Uhlenbusch, zum Urlaub auf dem Bauernhof. Dann darf er Trecker fahren, sich dreckig machen und selbst gekochte Marmelade essen, die fast so lecker schmeckt wie Nutella. Sein älterer Bruder bemängelt, dass es keine Skater-Bahn, keine Disse und keine Bräute gibt – total tote Hose eben – aber Alex mag dieses Leben in der Natur, mit Glühwürmchen, Igeln und Bierfallen für Schnecken, wo der Pfefferminztee im Garten wächst. Er vermisst hier nicht einmal „MacDoof“.

Wie wird das Leben im Dorf wahrgenommen, von Jung und Alt, Alteingesessenen und Neubürgern, denen, die aus der Landwirtschaft kommen und denen, die in der Stadt arbeiten? Was bietet der ländliche Raum?
Ulrike Tubbe-Neuberg von der Landwirtschaftskammer Hannover entpuppte sich als Schauspieltalent und zeigte den Landfrauen Rinteln – Hessisch Oldendorf die verschiedenen Facetten des Dorflebens, indem sie in vier verschiedene Rollen schlüpfte.

Die Neubürgerin, die auf Anraten ihres Arztes seit zwei Jahren in Uhlenbusch wohnt, weil sie mit ihrer hartnäckigen Allergie dringend eine „stressfreie Zone“ braucht, findet es schwer, Kontakt zu knüpfen. Die Menschen sind nett, aber in ihren festen „Klüngeln“ zuhause.
Als Alleinstehende, ohne Kinder, gibt es wenig „natürliche“ Berührungspunkte und der Weg über Chor, Sportverein und Blutspenden ist beschwerlich.
Und was heißt schon „kennen“. Die meisten Begegnungen sind eher oberflächlicher Natur. Ein enormes Hindernis ist ihre über ein Meter hohe Zypressenhecke, die sie auf einen Hügel gepflanzt hat. Sie sieht nichts – und sie wird nicht gesehen!

Bürgermeister Heinrich Tegtmeier, seit 31 Jahren im Amt, ist in Uhlenbusch geboren und lebt von morgens bis abends für sein Dorf.
499 Einwohner hat sein Dorf.
Er kennt jeden und er weiß, wer mit wem kann.
Heinrich Tegtmeier ist stolz, dass durch seinen Einsatz ein Kiosk eröffnet werden konnte, der die Grundversorgung im Ort sicherstellt: Apothekenservice, öffentlicher Internetanschluss, Reinigungs-Annahme, Post-Service, Tauschbörse. Wichtig war ihm auch eine Sammelstelle für Laub und Schnittholz.

Und dann ist da noch Christa Evers, 70jährige Bäuerin, die jetzt mit ihrem Heinrich als Altenteilerin lebt. Sie erinnert sich, dass sie in den ersten Ehejahren 10 Personen am Esstisch zu versorgen hatte, während der Ernte auch mehr. Es gab keinen Bo-Forst-Service, alle Lebensmittel kamen aus dem eigenen Garten oder Stall. Wenn Heinrich ihr zum Muttertag 5 Nelken in Asparagus überreichte, das war schon was.
Schwiegertochter Sabine ist Berufsschullehrerin und sieht manches anders. Da braucht es ein weites Herz und viele Gespräche, damit das Miteinander auf dem Hof gelingen kann.
Sabine lässt schon mal fünfe gerade sein, eigentlich gar nicht so schlecht, denkt Christa Evers: „Warum eigentlich immer nur racken im Garten, warum sich nicht mal hinsetzen, genießen, Düfte aufsaugen, den Vögeln zuhören?“
Warum immer so viele Tröge bepflanzen, dass man jeden Abend eine Stunde lang gießen muss und davon Beschwerden im Rücken bekommt? Weniger könnte auch hier manchmal mehr sein. Viel mehr!

Uhlenbusch ist überall. Es gab viel zu lachen für die Rinteln – Hessisch Oldendorfer Landfrauen, aber das Thema hatte Tiefgang, fragte nach der Zukunft und der Lebensqualität des ländlichen Raumes.
Das Schützenhaus in Großenwieden war ein gastlicher Raum für die 75 Landfrauen, die Vorsitzende Anne-Marie Strüve begrüßen konnte.

Das Leben ist uns gut

In der S-Bahn von Minden nach Bückeburg saß ein junger Mann zwei Reihen vor mir und hat geweint, laut geweint und geschluchzt.
Er hätte mein Sohn sein können – wohl deshalb ist mir sein Weinen sehr nahe gegangen.
Enttäuschte Liebe, verfahrenes Leben, zusammenbrechen unter dem, was das Leben uns aufpackt, nicht wissen, wo wir hingehören, Bockmist gebaut haben ….
Es ist ein Weinen in der Welt!

Gestern abend habe ich eine Geschichte von John Kord Lagemann gefunden:

Einmal saß ich bei der Bahnfahrt neben einem jungen Mann, dem sichtlich etwas Schweres auf seinem Herzen lastete. Schließlich rückte er damit heraus, dass er ein entlassener Sträfling und jetzt auf der Fahrt nach Hause sei. Seine Verurteilung hatte Schande über seine Angehörigen gebracht, sie hatten ihn nie im Gefängnis besucht und auch nur ganz selten geschrieben. Er hoffe trotzdem, dass sie ihm verziehen hätten.
Um es ihnen leichter zu machen, hatte er ihnen im Brief vorgeschlagen, sie sollten ihm ein Zeichen geben, an dem er, wenn der Zug an der kleinen Farm vor der Stadt vorbeifuhr, sofort erkennen könne, wie sie zu ihm stünden. Hatten die Seinen ihm verziehen, so sollten sie in den Apfelbaum an der Strecke ein weißes Band anbringen. Wenn sie ihn aber nicht wieder daheim haben wollten, sollten sie gar nichts tun, dann werde er im Zug bleiben und weiterfahren, weit weg. Gott weiß, wohin.
Als der Zug sich seiner Vaterstadt näherte, wurde die Spannung so groß, dass der junge Mann es nicht über sich brachte, aus dem Fenster zu schauen. Ein anderer Fahrgast tauschte den Platz mit ihm und versprach, auf den Apfelbaum zu achten. Gleich darauf legte er dem jungen Sträfling die Hand auf den Arm. „Da ist er“, flüsterte er, und Tränen standen ihm plötzlich in den Augen, „alles in Ordnung. Der ganze Baum ist voller weißer Bänder.“ – „Mir war“, sagte der Mann später, „als hätte ich ein Wunder miterlebt. Und vielleicht war es auch eins“.

Ich hätte dem jungen Mann zwischen Minden und Bückeburg gerne gesagt: Du, auch für dich hängen weiße Bänder im Apfelbaum, es sind, egal, wie verkorkst die Lage ist, immer wieder Neuanfänge möglich.

Und morgen, wenn ich auf den Friedhof gehe, möchte ich wissen, dass die, die uns vorausgegangen sind ins Anderland, mit weißen Bändern empfangen wurden. Sie sind nicht in ein Nichts gefahren, zum großen Aus-und-Vorbei – sie sind in das Land gefahren, wo weiße Bänder an den Bäumen hängen, wo alle Tränen abgewischt werden, wo kein Leid mehr ist, egal, was mensch verbockt, gelitten oder verloren hat.

Und wenn ich Angst habe vor dem, was mich im Leben noch alles erwartet – ich möchte an die weißen Bänder denken, Gott meint es gut mit mir. Ich werde mit Liebe empfangen, egal, wo ich hinkomme!

Und wenn bei mir etwas schiefgegangen ist, wenn Beziehungen nicht so gelingen, wie ich es mir wünsche, wenn mein Gewissen mir einhämmert, dass ich tausendmal schuldig geworden und geblieben bin, dann denke ich an die weißen Bänder.

Wo könnten wir weiße Bänder aufhängen, damit Menschen in unserem Umfeld spüren: Das Leben ist uns gut!!

Ich mache jetzt Karriere

Ob das wirklich stimmt, was ich in einem Magazin gelesen habe: Zwei Drittel der Deutschen möchten Karriere machen, aus sich und ihrem Leben das bestmögliche herausholen, zeigen, was alles in ihnen steckt, Zeit optimieren.

Was ist eigentlich „KARRIERE“, das habe ich mich in letzter Zeit oft gefragt. Frauen und Männer geben sich Mühe, beweisen, dass sie etwas können, arbeiten am Kräfte-Limit. Sie steigen auf, sie werden gelobt – und als Auszeichnung wird ihnen immer noch mehr aufgepackt. Weil sie immer wichtiger und unersetzlicher werden, dürfen sie Überstunden machen, immer mehr Aufgaben übernehmen, immer mehr Verantwortung tragen.
85% der erfolgreichen Manager (und nicht nur die!!) spüren etwas von den Folgen dieses permanenten Leistungsdrucks: sie können nicht mehr ruhig schlafen, haben Kopfschmerzen, Magenprobleme und fühlen sich ausgebrannt.
Karriere?

Kinder oder Karriere, das fragen sich heute viele junge, begabte Frauen mit einer Top-Ausbildung.
Manchmal denke ich: Können Kinder nicht auch eine Karriere sein? Kinder ins Leben hineinlieben, ihnen die Welt deuten, sie stark machen für ihren Weg, ausrüsten mit Mutmachstoff und großen Portionen an Hoffnung und Humor?

Karriere kommt u.a. aus dem Lateinischen. „Carrus“ heißt Karren. Ist Karriere vielleicht: Den Karren ziehen, das Leben bewältigen mit allem, was dazugehört. Zusehen, wie du etwas machst aus deinem Fuder an Zeit und Möglichkeiten. Zusehen, wie du den Menschen um dich herum die Zeit gibst, die sie brauchen, auch dem Feiern, dem Kranksein und Sterben, dem Freundschaft pflanzen, dem Säen und geduldig auf Segen warten.

Heute morgen beim Frauenfrühstück in Söhlde habe ich einen Spruch mit auf den Weg bekommen: „Du bist etwas besonderes, das wollte ich dir schon immer einmal sagen. Als Gott dich schuf, legte er liebevoll ein Stück von sich selbst in dich hinein. Er wollte, dass du einmalig bist!“

Karriere heißt dann für mich: Ich kann das, was in mir steckt an Reichtum und Chancen, ausleben. Es gibt keinen „Begabungsstau“. Ich kann entfalten, was ich ahne vom gelingenden Leben, egal wie, egal wo.
Sogar Hausarbeit ist nichts stupides mehr, sie steht jetzt unter der Überschrift: „Die Prinzessin gestaltet ihr Schloss!“ – Ich habe Zeit Kranke zu besuchen, mit dem Füllfederhalter Briefe zu schreiben, im Garten zu sitzen, die, die mir im Leben wichtig waren, zum Grab zu begleiten, das eigene Gemüse anzubauen, Alte pflegen, im Ehrenamt Verantwortung übrnehmen…ich werde das Maß finden, das für mein Leben stimmig ist, eine feine Antenne für das entwickeln, was jetzt für mich dran ist!

„Carrus“ heißt Karren. Leonardo da Vinci hat mal gesagt: „Binde deinen Karren an einen Stern!“ Das wäre vielleicht die größte Karriere, wenn es uns gelingt, den Karren, den wir zu ziehen haben – und der manchmal verdammt schwer ist – an einen Stern zu binden, zu wissen: Gott hilft mir, meinen Karren zu ziehen!

Was ist eigentlich Karriere? Dies gilt es immer wieder neu zu bedenken.

Er-Lesenes

Bücher sind mir seit jeher gute Freunde und Wegbegleiter. Sie weiten den Horizont, nähren Geist und Gefühl, locken zu neuen Wegen und Lebendigkeit, sind Trostpflaster, indem sie liebevoll sagen „du bist verstanden“. Ich habe viel „Er-Lesenes“ aus guten Büchern.

„Die Verwöhnungsfalle“ von Dr. Albert Wunsch aus dem Kösel-Verlag hat mich in den letzten Wochen beschäftigt, ich habe den Inhalt schon mit etlichen LandFrauen diskutiert.

„Kennt ihr das sicherste Mittel, ein Kind unglücklich zu machen? Gewöhnt es daran, alles zu bekommen, was es sich wünscht, ihm alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen und ihm Aufgaben abzunehmen, die es durchaus allein bewältigen kann.“

Eine Gesellschaft von „Verwöhnlingen“ hat es schwer. Es gilt im Großen, in der Nachbarschaft und in der Familie: „Nehmen ohne zu geben verhindert Zukunft“. Verwöhnte verhalten sich wie die Gäste in der Parabel aus China, wo ein wenig begütertes Hochzeitspaar die Gäste gebeten hatte, Wein mitzubringen und in eine große Amphore am Saaleingang zu gießen. Beim Anstoßen wird dann offenkundig, dass alle Wasser mitgebracht und gehofft hatten, dass es nicht auffalle.

Verwöhnte Menschen sind weder bindungs- noch konfliktbereit. Sie haben Angst vor Herausforderungen, weil sie nicht ausreichend erlebt haben, dass sie etwas leisten können. Und sie fühlen sich nicht in der Lage, mit den Wechselfällen des Lebens und Misserfolgen umzugehen. Man hatte sie wie in einem Treibhaus vor dem „wirklichen Leben“, mit allem, was dazugehört, bewahrt.

Eine verwöhnte Generation wird zu kraftlosen, ängstlichen, leistungsschwachen, unmotivierten und angepassten Ichlingen, die permanent bestrebt sind, an die Pipeline wohligen Versorgtwerdens angenippelt zu werden, ein Recht auf hohe Erwartungen gegenüber Gott und Menschen zu haben.

Gib deinem Kind dieses wunderbare Gefühl, rechtschaffene Erschöpfung zu spüren, zufrieden und stolz auf etwas Geleistetes schauen zu können. Trau ihm etwas zu und pack es nicht in Watte. Gönn ihm emotional-soziales Krafttraining, lock es heraus, dass es gerne mitwirken mag an der Kostbarkeit namens Leben, dass es gerne „aktiver Gesellschafter“ wird in dieser Gesellschaft.

„Homo schlaraffiensis“ gibt es genug in dieser Gesellschaft, ideenlos, frustriert, ohne Mut und Zukunftsperspektive. Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog sprach von einer „mentalen Depression“ als dem größten Problem in Deutschland.

Ich finde, das Buch von Dr. Albert Wunsch muss diskutiert werden. Egal wie!
Wir sollten uns viel „Er-Lesenes“ gönnen, das uns herausfordert, nachdenklich macht, in Frage stellt und nach vorne bringt. Wie auch immer!

Die fünf Wohnungen der Liebe

Mit „simplify your life“ hat Werner „Tiki“ Küstenmacher ein großes Thema vorgegeben: Vereinfachen, entrümpeln, entschleunigen.
Jetzt stellt er uns in „simplify your love“ die „fünf Wohnungen der Liebe“ vor: Turm, Liebeszelt, Gutshof, Finsterwald und Schloss. Diese Bilder haben es in sich!!

Der Turm steht dafür, dass jeder Mensch eine einzigartige Persönlichkeit, ein Original ist. Wer eine gesunde Ich-Stärke, ein Eigenleben und eine lebenswichtige Liebe zu sich selbst hat, der bringt die besten Voraussetzungen für eine gelingende Partnerschaft mit. Denn: wer mit sich selbst nicht im Reinen ist, ein geringes Selbstbewusstsein besitzt, der wird leicht klammern und seinem Partner etwas erwarten, was der beim besten Willen nicht leisten kann. Liebe braucht Nähe und Distanz. Nur wer allein sein kann, ist reif für eine Liebesbeziehung. Gib Deinen Weg, gib Dich selbst nicht auf – und bewahr Dir Deine Frei-Räume.

Das Liebeszelt ist ein zauberhafter Ort, nach dem sich alle Verliebten sehnen. Hier findet sich das Paar. Hier kann es sich entdecken und der Liebe hingeben, sich vergnügen, Einswerden, die Welt um sich herum vergessen. Die Zeit des Verliebtseins, der Zärtlichkeit und Intimität ist etwas ganz besonderes. „Wer verliebt ist, hat Puccini in den Ohren“ – oder: „Wenn die Liebe kommt, haben die Hormone Partyhütchen auf!“

Im Gutshof wird der Alltag gestaltet. Wichtig ist, dass der eine sich auf den anderen verlassen kann. Die Existenz muss gesichert werden. Es geht um Astrengung und Mühe, um Verantwortung für die Kinder und Eltern. Jeder muss seinen Beitrag leisten, damit das Ganze gelingt. Klärungen sind wichtig. Wie setzen wir unsere Vision von gelingendem Leben um – in den kleinen, praktischen Dingen?

Der Finsterwald steht für schwierige Phasen, für allerlei Krisen und Katastrophen in der Partnerschaft. Manchmal kommen Krisen und Katstrophen von außen – weil das Leben uns etwas Schweres, Leidvolles zumutet. Manchmal bricht zwischen den Partnern etwas auf, womit sie nie gerechnet hätten.
Da fallen die Geigen vom Himmel und das, was uns mal verbunden hat, sinkt unter den Gefrierpunkt. Es geht um Eifersucht und Verletzungen, es geht um Missverständnisse und Schuldigwerden, es geht darum, dass man einander enttäuscht und sich mehr oder minder aneinander reibt. Abgründe können sich auftun.

Das Schloss steht für die reife Liebe, eine Liebe, in der für jeden genug Raum ist, die ausstrahlt in die Gesellschaft, die sich ins Universale erstreckt und sogar über die Grenzen der Lebenszeit hinausreichen kann (Liebe stärker als der Tod). Das erhöht gelegene Schloss mit einem fantastischen Panoramablick symbolisiert die königliche Liebe, wie sie z.B. im 1. Korintherbrief beschrieben wird:
„Die Liebe ist langmütig und freundlich. Die Liebe eifert nicht, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit. Sie erträgt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“

Partnerschaft gelingt, wenn sie um diese fünf Wohnorte weiß und sie entsprechend gestaltet. Mir haben diese Bilder viel zum Nachdenken gegeben. Wir mögen immer wieder mal schauen, wie es in unserer Liebe (oder bei lieben Menschen um uns herum) um die fünf Wohnorte bestellt ist.

Von Stutenbissgkeit und Busenfreundinnen

Das war ein Klasse-Vortrag von Antje Balters, Redakteurin und Autorin aus Riede bei Bremen, Jahrgang 1956, Mutter von fünf Kindern.
Mit ihrer erfrischenden und sehr persönlichen Vortragsweise hatte die Referentin schnell die Sympathien der Rintelner Landfrauen gewonnen.

Es gibt Rivalität und Neid unter Frauen, vornehmlich, wenn es um das Aussehen, um den Beruf, um Kinder, Partner und Haushalt geht. Je unsicherer eine Frau ist (vielleicht auch: je überforderter eine Frau ist), desto mehr neigt sie zum vergleichen, zur Bissigkeit, desto abhängiger ist sie vom Urteil der anderen.

Manchmal erwischt es sogar starke Frauen wie Verona Feldbusch und Alice Schwarzer – erlebt in einer Talkshow bei Johannes B. Kerner – dass sie ihre Rivalität und Zickeigkeit nicht verbergen können.
Oft sind es jedoch die kleinen Dinge des Alltags, die „frau“ zu schaffen machen, z.B. wenn die andere eine bessere Figur hat – oder einen stets gepflegten Haushalt, in dem es regelmäßig nach frisch gebackenem Kuchen duftet (und sie dann auch noch sagt: „…also bei mir sieht das heute mal wieder aus!“). Manchmal wird „frau“ schon mal bissig und sagt, dass Frau X aber deutlich zugenommen hat und Frau Y besser keine kniefreien Röcke tragen sollte – und vor allem, dass Frau Z ja auch eine Perle von Mann hat, kein Wunder, dass die alles viel besser schaffen kann.
Die berufstätigen Frauen werfen den „Nur-Hausfrauen“ vor, ein laues Leben zu führen – und umgekehrt gibt es Schelte, wenn Familie nicht mehr als Zukunftswerkstatt und warmes Nest gesehen, sondern für die Karriere geopfert wird.

Es gibt offene und verdeckte Rivalität unter Frauen und die verhindert immer wieder, dass „frau“ sich unbeschwert an dem erfreuen kann, was sie hat, was ihr Leben reich macht und was bei ihr rund läuft, was ihr ganz persönlicher Weg ist! Das kennen wir ja: Wer anfängt, sich mit anderen zu vergleichen, der programmiert damit die Unzufriedenheit vor!

Nun gibt es aber auch das andere: wunderbare Frauenfreundschaften. Da sind Frauen, die sich fördern, ermutigen und stark machen, die kaum Geheimnisse voreinander haben.
Die beste Freundin erkennt, wenn ich munter und kompetent tue, mich in Wirklichkeit aber klein und mickrig fühle. Wenn ich von meinen Aktivitäten berichte, liest sie zwischen den Zeilen von meiner Unruhe, meinem Überfordertsein, meiner Suche nach Anerkennung. Die beste Freundin sagt uns, welche Kleidungsstücke wir besser nicht tragen sollten und hält uns aus, wenn wir übel drauf sind. Sie ist eine gute Adresse für Liebeskummer und Selbstwertprobleme – und sie wird zur entscheidenden Hilfe, wenn schlimme Zeiten zu bestehen sind.
Ist ja klar, dass die Enttäuschung und der Jammer groß ist, wenn eine solche wunderbare Freundschaft zerbrechen sollte – wenn unser Vertrauen verletzt wird, da, wo wir uns durch unsere Offenheit verwundbar gemacht haben.

Antje Balters sprach zum Schluss ihres hervorragenden Vortrages vom „Landhausstil“ einem Synonym für die Sehnsucht nach Angenommensein und Geborgenheit. Wer um seinen Wert weiß – wer sich von Gott geliebt weiß – der muss sich nicht ständig beweisen und mit anderen konkurrieren. Er/Sie bringt beste Voraussetzungen mit, um eine gute Freundin zu sein!

Wer neugierig geworden ist und mehr wissen möchte: Antje Balters „Neidlos glücklich“ im Gerth-Verlag.

Die andern sind das weite Meer

Es gibt ein wunderschönes Liebes-Gedicht von Mascha Kaleko, das mich schon viele Jahre lang begleitet und das ich heute an Sie/Euch weitergeben möchte.

Die andern sind das weite Meer.
Du aber bist der Hafen.
So glaube mir: kannst ruhig schlafen,
ich steure immer wieder her.

Denn all die Stürme, die mich trafen,
sie ließen meine Segel leer.
Die andern sind das bunte Meer,
du aber bist der Hafen.

Du bist der Leuchtturm,
letztes Ziel.
Kannst, Liebster, ruhig schlafen.
Die andern … das ist Wellenspiel,
du aber bist der Hafen.

In allem bunten Leben, das uns umgibt, das uns lockt und herausfordert,
bei all den vielen Menschen, denen wir begegnen und mit denen wir manche Wege gehn, ist es so wichtig, den einen, die wenigen zu haben, wo wir zuhause sind, wo wir nichts auftakeln müssen, wo man uns sogar mit Fehlern, Niederlagen und Schrammen willkommen heißt.
Wo ist unser Hafen, den wir anlaufen können, wenn wir uns verausgabt, wenn wir Federn gelassen haben, wenn wir mit uns selbst und der der Welt nicht im Reinen sind?
Wer sind die Menschen, die Dir Ihre Schulter zum anlehnen und ausweinen anbieten, die Dir gut tun, für die Du nicht nur irgendjemand bist…

In allem mal bunten, mal schweren Leben, das uns umgibt,
bei all den vielen Menschen, denen wir begegnen, die uns gut tun und mit denen wir es nicht leicht haben,
ist es so wichtig, einen besonderen Hafen zu haben: Den Gott, der uns in dieses Leben hineingeliebt hat,
der uns Wege zutraut – und der uns irgendwann mit offenen Armen wieder in Empfang nehmen wird.

Ich wünsche uns allen, dass wir diesen Hafen haben – aus dem wir gut vorbereitet auslaufen können auf die Wege, die wir zu gehen haben,
und dass wir wissen, wo wir hingehören, heute, morgen und übermorgen.

Hackfleischtopf

500 g Rinderhack
1 Stange Porree
5 EL Tomatenpürree
1/4 l Brühe
1 EL Senf
1 TL Rosenpaprika
1 TL Salz
1/4 l saure Sahne
2 große Zwiebeln
1 EL Öl
1 EL Butter

Die gehackten Zwiebeln kurz in Öl und Butter anbraten. Dann die Hitze erhöhen, das Hackfleisch in den Topf geben und braten, bis es leicht braun ist.
Bei schwacher Hitze den geputzten, in Streifen geschnittenen Lauch, Tomatenpüree, Brühe, Senf und Gewürze nach Geschmack zugeben.
Etwa 15 Minuten bei schwacher Hitze dünsten, häufig umrühren.
Die saure Sahne kur vor dem Servieren darübergießen.

Dazu passen Nudeln oder Reis – und ein grüner Salat.

Antipasti – für die italienischen Momente im Leben

Eingelegte Zuccini

 5 – 6 kleine Zuccini,

3- 5 Knoblauchzehen,

Pfefferminzblättchen oder Petersilie,
Balsamicoessig, Chilipulver, gutes Olivenöl, Salz

Zubereitung: Die Endstücke der Zuccini abschneiden, dann waschen, abtrocknen und in 3 -4 mm dicke Scheiben schneiden.

Knoblauchzehen schälen und pressen. Pfefferminze oder Petersilie klein gehackt bereit stellen.

In einer geräumigen Pfanne Olivenöl erhitzen. Die Zuccinischeiben in mehreren Portionen bei starker Hitze auf beiden Seiten knusprig braten.
Herausnehmen, auf Küchenkrepp abrtopfen lassen und salzen.

Die Zuccinischeiben lagenweise in eine kleine Schüssel füllen. Jede Lage mit Knoblauch, Pfefferminz oder Petersilie, Balsamicoessig und Chilipulver würzen. Zum Schluss mit Olivenöl beträufeln. Mindestens zwei Tage im Kühlschrank marinieren lassen.

Eingelegte Pilze

 2 Zwiebeln,

4 Knoblauchzehen, Olivenöl,

600 g Champignons,

Salz, Pfeffer, Petersilie, Saft von 1 Zitrone

 

Zubereitung:
Zwiebeln sehr klein hacken, Knoblauch pressen. In Olivenöl weich dünsten. Die Pilze putzen, vierteln, in die Pfanne geben, salzen und
pfeffern. Im eigenen Saft dünsten, bis sie „al dente“ sind.

Die feingehackte Petersilie dazugeben, mit Zitronensaft würzen. Die Pilze auf ein Sieb geben, den Saft auffangen und mit etwas Öl verquirlen. Über die Pilze gießen und zugedeckt ein, zwei Tage im Kühlschrank marinieren lassen.

Auberginen, mit Schafskäse gefüllt

4 kleine Auberginen,

1 Paket Schafskäse,

Olivenöl, Salz

Zubereitung:

Die Auberginen waschen, Endstücke abschneiden und in 4 – 5 mm dicke Scheiben schneiden. Die Haut entfernen.

In einer geräumigen Pfanne mit Olivenöl von beiden Seiten goldbraun dünsten, auf Küchenkrepp abtropfen lassen, salzen und 1*1 cm große Streifen Schafskäse einrollen. Die gefüllte Aubergine mit einem Zahnstocher versehen.

Marinierte Paprikaschoten

 je 2 gelbe und rote Paprikaschoten

1 Bund Petersilie

4 Knoblauchzehen, Salz, Olivenöl

Zubereitung:
Den Backofen auf 200 ° vorheizen. Die Paprikaschoten waschen, entkernen, längs in 4 Stücke schneiden und mit der gewölbten Seite nach oben in den Backofen legen. Solange drin lassen, etwa 20 Minuten, bis die Haut „runzelig“ wird und dunkel wird.

Die Schoten aus dem Ofen nehmen, etwas abkühlen lassen und die Haut abziehen. Dann in 2 – 3 cm breite Streifen schneiden.

Die Parikaschoten lagenweise in eine kleine Schüssel schichten, jede Lage leicht salzen, mit Knoblauch und Olivenöl beträufeln. Über die letzte Lage so viel Olivenöl gießen, dass das Gemüse bedeckt ist. Mindestens einen Tag lang im Kühlschrank marinieren lassen.

Grünkohl a la Oma Meta

Grünkohl gehört zu unserem Lieblingsessen im Winter. Und der muss im großen Topf gekocht werden, für die ganze Familie, möglichst für zwei Tage.

Hier das Rezept von Oma Meta:
1 kleine Wanne Grünkohl schneiden und halb gar kochen.
Mageres Kasseler mitkochen,
später Bregenwurst und Rauchenden dazugeben.
Mit Brühwürfel, Salz und Pfeffer würzen
Mit einer geriebenen Kartoffel andicken, einige Haferflocken dazu.
Und dazu essen wir Salzkartoffeln.

Traumhaft!

Das Fleisch wird natürlich auf einer Platte extra serviert. Ist ja klar.