Uhlenbusch ist überall

Alex ist zehn Jahre alt und kommt seit Jahren mit seinen Eltern nach Uhlenbusch, zum Urlaub auf dem Bauernhof. Dann darf er Trecker fahren, sich dreckig machen und selbst gekochte Marmelade essen, die fast so lecker schmeckt wie Nutella. Sein älterer Bruder bemängelt, dass es keine Skater-Bahn, keine Disse und keine Bräute gibt – total tote Hose eben – aber Alex mag dieses Leben in der Natur, mit Glühwürmchen, Igeln und Bierfallen für Schnecken, wo der Pfefferminztee im Garten wächst. Er vermisst hier nicht einmal „MacDoof“.

Wie wird das Leben im Dorf wahrgenommen, von Jung und Alt, Alteingesessenen und Neubürgern, denen, die aus der Landwirtschaft kommen und denen, die in der Stadt arbeiten? Was bietet der ländliche Raum?
Ulrike Tubbe-Neuberg von der Landwirtschaftskammer Hannover entpuppte sich als Schauspieltalent und zeigte den Landfrauen Rinteln – Hessisch Oldendorf die verschiedenen Facetten des Dorflebens, indem sie in vier verschiedene Rollen schlüpfte.

Die Neubürgerin, die auf Anraten ihres Arztes seit zwei Jahren in Uhlenbusch wohnt, weil sie mit ihrer hartnäckigen Allergie dringend eine „stressfreie Zone“ braucht, findet es schwer, Kontakt zu knüpfen. Die Menschen sind nett, aber in ihren festen „Klüngeln“ zuhause.
Als Alleinstehende, ohne Kinder, gibt es wenig „natürliche“ Berührungspunkte und der Weg über Chor, Sportverein und Blutspenden ist beschwerlich.
Und was heißt schon „kennen“. Die meisten Begegnungen sind eher oberflächlicher Natur. Ein enormes Hindernis ist ihre über ein Meter hohe Zypressenhecke, die sie auf einen Hügel gepflanzt hat. Sie sieht nichts – und sie wird nicht gesehen!

Bürgermeister Heinrich Tegtmeier, seit 31 Jahren im Amt, ist in Uhlenbusch geboren und lebt von morgens bis abends für sein Dorf.
499 Einwohner hat sein Dorf.
Er kennt jeden und er weiß, wer mit wem kann.
Heinrich Tegtmeier ist stolz, dass durch seinen Einsatz ein Kiosk eröffnet werden konnte, der die Grundversorgung im Ort sicherstellt: Apothekenservice, öffentlicher Internetanschluss, Reinigungs-Annahme, Post-Service, Tauschbörse. Wichtig war ihm auch eine Sammelstelle für Laub und Schnittholz.

Und dann ist da noch Christa Evers, 70jährige Bäuerin, die jetzt mit ihrem Heinrich als Altenteilerin lebt. Sie erinnert sich, dass sie in den ersten Ehejahren 10 Personen am Esstisch zu versorgen hatte, während der Ernte auch mehr. Es gab keinen Bo-Forst-Service, alle Lebensmittel kamen aus dem eigenen Garten oder Stall. Wenn Heinrich ihr zum Muttertag 5 Nelken in Asparagus überreichte, das war schon was.
Schwiegertochter Sabine ist Berufsschullehrerin und sieht manches anders. Da braucht es ein weites Herz und viele Gespräche, damit das Miteinander auf dem Hof gelingen kann.
Sabine lässt schon mal fünfe gerade sein, eigentlich gar nicht so schlecht, denkt Christa Evers: „Warum eigentlich immer nur racken im Garten, warum sich nicht mal hinsetzen, genießen, Düfte aufsaugen, den Vögeln zuhören?“
Warum immer so viele Tröge bepflanzen, dass man jeden Abend eine Stunde lang gießen muss und davon Beschwerden im Rücken bekommt? Weniger könnte auch hier manchmal mehr sein. Viel mehr!

Uhlenbusch ist überall. Es gab viel zu lachen für die Rinteln – Hessisch Oldendorfer Landfrauen, aber das Thema hatte Tiefgang, fragte nach der Zukunft und der Lebensqualität des ländlichen Raumes.
Das Schützenhaus in Großenwieden war ein gastlicher Raum für die 75 Landfrauen, die Vorsitzende Anne-Marie Strüve begrüßen konnte.

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