Am 12. März war der 400. Geburtstag von Paul Gerhardt, der mit wunderbaren Liedern wie „Geh aus, mein Herz und suche Freud“ oder „Ich singe dir mit Herz und Mund“ im Gesangbuch vertreten ist.
Seine Lieder sind wie eine eiserne Ration. Wer sie singt oder gar auswendig kann, der hat Worte, die tragen, auch wenn ihm das Leben mal die Sprache verschlägt.
Die Lieder von Paul Gerhardt geben Trost und Durchhaltekraft, sprechen von Lebensfreude – auch wenn manches dagegen spricht – sie sprechen vom guten Ende, und dass uns nichts den Mut nehmen kann, wenn Gott an unserer Seite geht.
Paul Gerhardt wusste etwas von der Brüchigkeit des Lebens (1607-1676!!), sie war sein ständiger Begleiter! Er wusste etwas von zerstörten Städten, von Mobbing, von verlorener Liebe, vom Leid und vom Sterben, von „Wegen, die das Herze kränken“ und von „Höhlen, wo der Kummer nagt“.
Das macht ihn so überzeugend. Er weiß, wovon er spricht!
In dieser Passionszeit beschäftige ich mich viel mit dem Lied „Befiehl du deine Wege“.
Da geht es um Loslassen und Gelassenheit.
Wenn das so einfach wäre!
Überlass Gott die Wege, die du gehen musst!
Du kannst nicht immer selbst bestimmen, wie sie aussehen, was daraus wird.
Frag ihn, was er mit dir vorhat.
Überlass Gott die Menschen, die du liebst, die dir wichtig sind, für die du dich verantwortlich weißt. Ja, du kannst ihnen manches geben, aber du kannst sie immer nur ein Stück weit begleiten, mehr geht nicht – dann lieg Gott in den Ohren, dass er sich kümmert, damit du zur Ruhe kommst!
Das gilt besonders für die eigenen Kinder!!
Lass los! Auch die Erwartungen an die Menschen um dich herum (die sehen manches womöglich ganz anders als du!)
Überlass Gott auch das Schwere, das dir den Boden unter den Füßen wegzieht,
was dir Angst macht,
wo du Fehler gemacht hast!
Lass los – und du findest Gelassenheit!
„Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein!“
Ja, wir können Grübeln bis zum Geht-nicht-mehr, was ist und was alles kommen könnte, aber das ändert nichts, ausser dass es uns lähmt und bedrückt, unsere besten Kräfte raubt und sich wie ein Grauschleier auf unsere Tage legt.
Wenn du das Beste gegeben hast, überlass Gott, was daraus wird. Mehr geht nicht!
Beten ist praktizierte Gelassenheit!
Manchmal ist das wie Bungee-Springen. Man fällt ins Bodenlose – und fragt ängstlich: Ist da wirklich einer, der unser Loslassen, unser Fallen auffängt?
Es ist nicht leicht – aber nur so wächst echte Gelassenheit.
Paul Gerhardt hat großen Kummer gehabt, unendlich viel verloren.
Er hat das alles rausgesungen, rausgebetet, er hat geklagt und seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Und irgendwann ist er wieder bei dem guten Gott gelandet. „Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuss gehen kann!“
Paul Gerhardt wusste von einem Geliebten, der uns durchs Leben begleitet und darüber hinaus – daraus hat er seine Gelassenheit und seinen Mut geschöpft.
400 Jahre alt, aber unübertroffen.
Mit seinen Liedern geht der Mensch anders durch die Welt!
Ich wünsche uns allen gute Erfahrungen beim Einüben von Gelassenheit