Bücher sind mir seit jeher gute Freunde und Wegbegleiter. Sie weiten den Horizont, nähren Geist und Gefühl, locken zu neuen Wegen und Lebendigkeit, sind Trostpflaster, indem sie liebevoll sagen „du bist verstanden“. Ich habe viel „Er-Lesenes“ aus guten Büchern.
„Die Verwöhnungsfalle“ von Dr. Albert Wunsch aus dem Kösel-Verlag hat mich in den letzten Wochen beschäftigt, ich habe den Inhalt schon mit etlichen LandFrauen diskutiert.
„Kennt ihr das sicherste Mittel, ein Kind unglücklich zu machen? Gewöhnt es daran, alles zu bekommen, was es sich wünscht, ihm alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen und ihm Aufgaben abzunehmen, die es durchaus allein bewältigen kann.“
Eine Gesellschaft von „Verwöhnlingen“ hat es schwer. Es gilt im Großen, in der Nachbarschaft und in der Familie: „Nehmen ohne zu geben verhindert Zukunft“. Verwöhnte verhalten sich wie die Gäste in der Parabel aus China, wo ein wenig begütertes Hochzeitspaar die Gäste gebeten hatte, Wein mitzubringen und in eine große Amphore am Saaleingang zu gießen. Beim Anstoßen wird dann offenkundig, dass alle Wasser mitgebracht und gehofft hatten, dass es nicht auffalle.
Verwöhnte Menschen sind weder bindungs- noch konfliktbereit. Sie haben Angst vor Herausforderungen, weil sie nicht ausreichend erlebt haben, dass sie etwas leisten können. Und sie fühlen sich nicht in der Lage, mit den Wechselfällen des Lebens und Misserfolgen umzugehen. Man hatte sie wie in einem Treibhaus vor dem „wirklichen Leben“, mit allem, was dazugehört, bewahrt.
Eine verwöhnte Generation wird zu kraftlosen, ängstlichen, leistungsschwachen, unmotivierten und angepassten Ichlingen, die permanent bestrebt sind, an die Pipeline wohligen Versorgtwerdens angenippelt zu werden, ein Recht auf hohe Erwartungen gegenüber Gott und Menschen zu haben.
Gib deinem Kind dieses wunderbare Gefühl, rechtschaffene Erschöpfung zu spüren, zufrieden und stolz auf etwas Geleistetes schauen zu können. Trau ihm etwas zu und pack es nicht in Watte. Gönn ihm emotional-soziales Krafttraining, lock es heraus, dass es gerne mitwirken mag an der Kostbarkeit namens Leben, dass es gerne „aktiver Gesellschafter“ wird in dieser Gesellschaft.
„Homo schlaraffiensis“ gibt es genug in dieser Gesellschaft, ideenlos, frustriert, ohne Mut und Zukunftsperspektive. Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog sprach von einer „mentalen Depression“ als dem größten Problem in Deutschland.
Ich finde, das Buch von Dr. Albert Wunsch muss diskutiert werden. Egal wie!
Wir sollten uns viel „Er-Lesenes“ gönnen, das uns herausfordert, nachdenklich macht, in Frage stellt und nach vorne bringt. Wie auch immer!