Ich mache jetzt Karriere

Ob das wirklich stimmt, was ich in einem Magazin gelesen habe: Zwei Drittel der Deutschen möchten Karriere machen, aus sich und ihrem Leben das bestmögliche herausholen, zeigen, was alles in ihnen steckt, Zeit optimieren.

Was ist eigentlich „KARRIERE“, das habe ich mich in letzter Zeit oft gefragt. Frauen und Männer geben sich Mühe, beweisen, dass sie etwas können, arbeiten am Kräfte-Limit. Sie steigen auf, sie werden gelobt – und als Auszeichnung wird ihnen immer noch mehr aufgepackt. Weil sie immer wichtiger und unersetzlicher werden, dürfen sie Überstunden machen, immer mehr Aufgaben übernehmen, immer mehr Verantwortung tragen.
85% der erfolgreichen Manager (und nicht nur die!!) spüren etwas von den Folgen dieses permanenten Leistungsdrucks: sie können nicht mehr ruhig schlafen, haben Kopfschmerzen, Magenprobleme und fühlen sich ausgebrannt.
Karriere?

Kinder oder Karriere, das fragen sich heute viele junge, begabte Frauen mit einer Top-Ausbildung.
Manchmal denke ich: Können Kinder nicht auch eine Karriere sein? Kinder ins Leben hineinlieben, ihnen die Welt deuten, sie stark machen für ihren Weg, ausrüsten mit Mutmachstoff und großen Portionen an Hoffnung und Humor?

Karriere kommt u.a. aus dem Lateinischen. „Carrus“ heißt Karren. Ist Karriere vielleicht: Den Karren ziehen, das Leben bewältigen mit allem, was dazugehört. Zusehen, wie du etwas machst aus deinem Fuder an Zeit und Möglichkeiten. Zusehen, wie du den Menschen um dich herum die Zeit gibst, die sie brauchen, auch dem Feiern, dem Kranksein und Sterben, dem Freundschaft pflanzen, dem Säen und geduldig auf Segen warten.

Heute morgen beim Frauenfrühstück in Söhlde habe ich einen Spruch mit auf den Weg bekommen: „Du bist etwas besonderes, das wollte ich dir schon immer einmal sagen. Als Gott dich schuf, legte er liebevoll ein Stück von sich selbst in dich hinein. Er wollte, dass du einmalig bist!“

Karriere heißt dann für mich: Ich kann das, was in mir steckt an Reichtum und Chancen, ausleben. Es gibt keinen „Begabungsstau“. Ich kann entfalten, was ich ahne vom gelingenden Leben, egal wie, egal wo.
Sogar Hausarbeit ist nichts stupides mehr, sie steht jetzt unter der Überschrift: „Die Prinzessin gestaltet ihr Schloss!“ – Ich habe Zeit Kranke zu besuchen, mit dem Füllfederhalter Briefe zu schreiben, im Garten zu sitzen, die, die mir im Leben wichtig waren, zum Grab zu begleiten, das eigene Gemüse anzubauen, Alte pflegen, im Ehrenamt Verantwortung übrnehmen…ich werde das Maß finden, das für mein Leben stimmig ist, eine feine Antenne für das entwickeln, was jetzt für mich dran ist!

„Carrus“ heißt Karren. Leonardo da Vinci hat mal gesagt: „Binde deinen Karren an einen Stern!“ Das wäre vielleicht die größte Karriere, wenn es uns gelingt, den Karren, den wir zu ziehen haben – und der manchmal verdammt schwer ist – an einen Stern zu binden, zu wissen: Gott hilft mir, meinen Karren zu ziehen!

Was ist eigentlich Karriere? Dies gilt es immer wieder neu zu bedenken.

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