Segen für das Haus

In diesem Jahr durften sie wieder vor der Haustür stehen und vom Licht in der dunklen Nacht singen. Schon Tage vorher hatte ich mich auf den Besuch der Sternsinger von der katholischen Gemeinde gefreut. Sie bringen Segen: „Christus mansionem benedicat“. Christus segne das Haus! Alle, die hier wohnen, alle, mit denen wir verbunden sind und alle, die als Gast kommen. Egal, was ist: Segne uns, umgib uns mit deiner heilenden Kraft.

Die Sternsinger freuen sich über eine Spende. In diesem Jahr für die Aktion „Kinder stärken – Kinder schützen“. Elke Büdenbender, die Frau des Bundespräsidenten, sagte beim Besuch der Sternsinger im Schloss Bellevue: „Jedes Kind auf dieser Erde hat ein Recht auf Liebe, Fürsorge, Schutz und Bildung. Ihr braucht uns, um das durchzusetzen. Ihr habt ein Recht darauf, dass wir Erwachsenen das zu unserer Sache machen.“

Unter einem guten Stern

Nikolai-Kirche in Rinteln

In einer Lichterprozession zu Epiphanias folgten wir dem Stern der drei Weisen aus dem Morgenland. Eine gute Idee! Mehr gehen als sitzen. Das Licht in die Welt bringen. Hellmacher werden. An vier Stationen rund um die Nikolai-Kirche in Rinteln erwarteten uns Lesungen, Meditationen und Lieder. – Neben vielen Wünschen, die uns derzeit bewegen, ist dieser wohl ein besonderer: Unser Leben möge „unter einem guten Stern“ stehen. Das wünschen wir für die Welt und für unsere persönlichen Lebensräume. Unterwegs sein mit Gott an unserer Seite möge uns Halt und Orientierung schenken, ein neues Denken und Miteinander!

Nach der Prozession ging es zu Gottesdienst und Neujahrsempfang in die Kirche. Superintendent Christian Schefe zitierte einen kleinen Satz, den er „die wohl kürzeste Weihnachtspredigt“ nannte: „Mach’s wie Gott, werde Mensch!“ (Zitat von Phil Bosmans).

„O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit!“

Du bist ein Gott, der mich sieht

„Sawubona, liebe Heidrun“, so beginnt ein Weihnachtsbrief, den ich immer wieder gern zur Hand nehme. Da sagt einer nicht „Hallo“ oder „Moin“. Er wählt eine Anrede, mit der man sich im Stamm der Zulu begrüßt. „Sawubona“ bedeutet: „Ich sehe dich“. Ich nehme dich wahr. Ich schaue dir in die Augen. In deinem Gesicht gibt es viel zu lesen. – Wie schön, wenn einer genauer hinschaut!

In diesem Jahr heißt die Jahreslosung: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ – Dahinter steckt eine spannende Geschichte. Sara kann keine Kinder bekommen. Das war ihrerzeit eine Tragödie, für sie selbst und für die Sippe. Was tun? Sie ermuntert ihren Gatten, den Abraham, die Magd Hagar als Ersatzmutter seiner Nachkommen zu wählen. Die Zukunft muss gesichert werden, das hat Priorität!! Wahrscheinlich hatte Sara nicht damit gerechnet, dass solche Dreiecksbeziehungen ein hohes Konfliktpotential in sich tragen. Sich minderwertig oder ausgenutzt fühlen. Eifersüchtig sein und hassen, sich piesacken und verletzen …. Sara schickt Hagar in die Wüste, ganz weit weg! Das Zusammenleben war unerträglich!

In der Wüste, ohne Zukunft und Kraft, ganz am Ende, kommt ein Engel – am Brunnen des Lebendigen – wie auch immer! Er erinnert Hagar daran, dass sie doch guter Hoffnung ist, das Kind in ihrem Bauch ist deutlich spürbar!! Hagar hat erfahren: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ – Wüstenzeiten! Die Wüste muss nicht Sahara oder Gobi heißen, auch im Schaumburger Land wissen wir, was gemeint ist: Traurig und erschöpft sein. Wenig Lebe-Lust, viel Kummer. Blöde Sachen im Gepäck.

„Du bist ein Gott, der mich sieht!“ – Das tut gut. Du siehst uns zwischen „Trial and Error“, Wunsch und Wirklichkeit. Du siehst, womit wir uns quälen, die Welt vorm Infarkt. – „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Der du in der Raupe den Schmetterling sieht, sieht wohl auch in mir schon manches, was da schlummert, das durch Liebe geweckt werden kann. Du holst uns nicht raus aus dem, was ist – aber du bist an unserer Seite.

30. Dezember – Volles Haus

Weihnachten – Familienzeit.

Es gibt Lieblingsessen und alte Geschichten aus der Schulzeit, Geschichten von besonderen Ereignissen und von Menschen, die Spuren hinterlassen haben. „Was macht denn eigentlich …?“ – Ein Team ist für das Schmücken des Tannenbaums zuständig – von dem dann ein Zweig zum Grab der Großeltern gebracht wird, damit wir mit ihnen nicht nur in Gedanken verbunden sind.

Töchter wagen sich ans Strümpfestricken. „Oma würde jubilieren!!“ – In mir erwacht die alte Begeisterung für den Sport – wenn ich mit den Enkeln via Switch Tennis spiele. Wir backen Waffeln, spielen „Tutto“ und freuen uns riesig, dass die große Truppe Wiedersehen feiert. Bevor die Bescherung beginnt, wird gesungen….. Da ist viel buntes Leben, inclusive Christmette.

Familienleben ist spannend. Trotz gleicher Wurzeln und Prägungen entwickelt sich jeder auf seine Weise – und das ist gut so! Bei aller Freude am Zusammensein braucht jeder auch seine Rückzugsmöglichkeiten, seine „Eigen-Zeit“. Geschmäcker sind verschieden. Jeder bringt seine Themen mit – und über manches wird in solchen Konstellationen besser geschwiegen! Bei einigen Sätzen wird beim anderen etwas „getriggert“, mehr oder weniger heftig. Mucksch sein ist gar nicht so selten.

Weihnachten wird oft mit hohen Erwartungen an Liebe, Harmonie und Frieden überfrachtet. Es ist alles viel normaler – wie in Bethlehem. Und Gott ist mitten unter uns! Damit lässt sich gut feiern, wenn das Haus voll ist!

24. Dezember – „Es leucht‘ wohl mitten in der Nacht“

Ostfenster der Katharinenkirche in Kathrinhagen, Auetal

In einem Stall hat alles angefangen!
Der Duft von Mist, das schwierige Drumherum passte ganz und gar nicht zu dem weltbewegenden Moment,
als Gott Mensch wurde.

Aber genau dieses Bild vom Stall tröstet.
Gott kommt in unsere Mühe und unseren Mist. Er kommt in die Ecken, die nicht aufgeräumt sind, dahin, wo getrauert, vermisst und gesehnt wird. Er kommt dahin, wo Menschen überfordert, angeschlagen, krank oder einsam sind.

„Euch ist heute der Heiland geboren“.
Das ist Weihnachten.
Wir müssen uns nicht mehr übelnehmen, dass wir nicht perfekt sind.
Auch in diesem Jahr wird nicht alles harmonisch sein in uns und um uns herum – und in der großen Welt schon gar nicht, ganz im Gegenteil! Aber alles ist aufgehoben bei Gott. Alles, was war, was ist und was kommen wird!

Danke, dass uns der Seelenfutter-Adventskalender für vier Wochen miteinander verbunden hat. Gemeinsames Suchen und Finden tut gut. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest, gute Begegnungen, fröhliche Stunden und die Erfahrung, die Martin Luther in einem Lied so ausgedrückt hat: „Es leucht‘ wohl mitten in der Nacht.“ (EG 23,4)

Mit herzlichen Grüßen, Ihre/Eure Heidrun Kuhlmann

23. Dezember – Glitzer und Funkel und Friede auf Erden und fürchte dich nicht

Münsterkirche in Hameln

Heute Morgen gab es in der NDR Kirche eine Andacht von Pastorin Annette Behnken. Sie trifft Stimmung und Sehnsucht vieler Menschen in dieser Zeit. Da ich die Andacht bei Facebook weiterleiten durfte, darf ich es bestimmt auch hier:

Manche bügeln es. Und früher war mehr davon. Loriot wusste: Früher war mehr Lametta. Heute hängt kaum noch jemand Glitzerfäden in den Weihnachtsbaum. Mein Geschmack ist es auch nicht.

Obwohl: Glitzer möchte ich schon. Atmosphärisch. Stimmungsmäßig. Drei Tage Glitzer und Funkel und Friede auf Erden und fürchte dich nicht. Drei Tage Pause von der Welt und all ihren Erschütterungen. Meine Seele könnte das brauchen. Und ich frage mich: Wie kann es Weihnachten werden, wenn die Welt um uns und in uns erschüttert ist? Aber: ja! Genau so! Genau da. Mitten drin in den Erschütterungen wird es Weihnachten. Genau das macht es aus.

Manche Menschen haben das in abgründiger Bedrohung erfahren. Alfred Delp. Jesuitenpater und Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus. Seinen letzten Advent erlebt er 1944 in Haft. Mit gefesselten Händen schreibt er: „Gerade … in der Erbärmlichkeit des Grenzerlebnisses erreichen den Menschen die goldenen Fäden, die in diesen Zeiten zwischen Himmel und Erde gehen und der Welt eine Ahnung von der Fülle geben, zu der sie gerufen und fähig ist.“

Um ihn ist alles dunkel, er weiß, dass die Nazis ihn ermorden werden. Und trotzdem erreichen ihn diese goldenen Fäden. Er schreibt: „Der Schlüssel zu unserem Glück ist nicht außen zu finden, er liegt in uns: Ob wir in aller Dunkelheit wirklich der Botschaft Christi glauben, ihr die Tür öffnen.“

Weihnachten, das heißt, sich den Erschütterungen der Welt und des Lebens sehenden Auges und offenen Herzens aussetzen. Weihnachten führt durch die Erschütterung. Durch die Ohnmacht. Für die Welt und für mein Leben gilt: Da sind Risse. Mehr, als Lametta. Und Weihnachten heißt, dass genau darin, in diesen Rissen, etwas Goldenes leuchten wird. Dass in unserer Ohnmacht und unseren leeren Herzen Heiliges zur Welt kommen wird.

22. Dezember – Nach Hause kommen

Morgen erwarten wir die Kinder.
Weihnachten möchten sie zu Hause sein, da, wo der Zauber vergangener Tage lebt, da, wo es 1000 Erinnerungen gibt. „Driving home for Christmas“ höre ich im Radio, während ich das Mittagessen zubereite.
Zur Begrüßung wird es den „Amsterdamer Topf“ geben, das Traditionsgericht der Familie.

Ist ja klar: Alle haben einen Haustürschlüssel.
Sie wissen, wo sie aufgehoben sind, mit allem, was sie mitbringen.
Im Wohnzimmer hängt die Leine mit den vielen Weihnachtskarten, die uns erreicht haben. Wie „früher“!
Der Herrnhuter Stern leuchtet, wie „früher“. Auf der Tischdecke liegen kleine Sterne aus Ton, mit denen wir Flecken zudecken. Natürlich ist schon eingekauft für den Kartoffelsalat, den Grünkohl und das Crèpes-Büffet. Spiele sind ausgewählt. Das Holz für den Ofen steht bereit. Zuhause, das sind Menschen, Rituale und Orte, die zu uns gehören!

Weihnachten ist die Sehnsucht nach einem Zuhause.
Wir möchten wissen, wo wir hingehören mit allem, was ist und was fehlt. Und es ist wohl das größte Geschenk,
das wir zu Weihnachten bekommen: Wir haben ein Zuhause bei Gott, egal, wie es in unserem Leben gerade aussieht!

21. Dezember – Etwas Persönliches schenken

Foto: Pixabay

Eine Bekannte erzählt von ihrem „Schenke-Buch“. Immer dann, wenn jemand aus der Familie oder aus dem Freundeskreis etwas äußert in Richtung „Das würde mir gefallen“ oder „Das könnte ich mir gut vorstellen“, dann schreibt sie es sofort auf und hat somit stets einen reichen Fundus an Geschenk-Ideen. Weil sie aufmerksam registriert, was andere sich wünschen, gilt sie als echte „Schenke-Künstlerin“. Sie weiß, welches Buch ankommt, dass „Zeit statt Zeug“ heute ganz hoch im Kurs steht und dass Unterwäsche für Männer und Küchengeräte für Frauen nicht unbedingt etwas Persönliches sind.

Es gibt eine schöne Geschichte von Dr. Theodor Bovet, einem Schweizer Arzt. Ich erzähle den Teil, der mich am meisten berührt, mit meinen Worten:

Jonathan träumt vom Stall in Bethlehem, vom Jesuskind. Und er wird ganz traurig. Warum? Weil er kein Geschenk mitgebracht hat! „Du kannst mir trotzdem etwas schenken“, sagt Jesus. Jonathan wird rot vor Freude und sagt: „Ich will dir gerne das Schönste geben, das ich habe: Meinen Mantel, meine elektrische Eisenbahn und mein Lieblingsbuch mit den vielen Bildern.“ – „Nein“, sagt Jesus, „das alles brauche ich nicht. Dazu bin ich nicht auf die Erde gekommen. Ich wünsche mir von dir etwas ganz anders, etwas Persönliches.“
„Was denn?“ fragt Jonathan neugierig. „Schenk mir deine letzte Klassenarbeit!“ , sagt Jesus so leise, dass es sonst niemand hören kann. Da erschrickt Jonathan. „Jesus“, flüstert er zurück und kommt dabei ganz nahe an die Krippe, „da hat doch der Lehrer ‚ungenügend‘ drunter geschrieben!“ – „ Eben darum will ich sie ja haben! Du kannst mir immer das bringen, wo in deinem Leben ‚ungenügend‘ drunter steht. Versprichst du mir das?“ – „Ja, gerne“, antwortet Jonathan und strahlt.

20. Dezember – „… und läuft und läuft und läuft…“

Foto: Pixabay

„Hast du dich heute mit dem Thema geirrt? – Es ist Advent und du schreibst über Füße?“ Ja, ich möchte unseren Füßen heute eine kleine Laudatio widmen. Sie haben es verdient! Gerade jetzt, wenn wir so viel zu erledigen, besuchen und einzukaufen haben. Bei jedem Schritt belasten wir sie mit dem 2- bis 3-fachen unseres Körpergewichtes, wahrscheinlich noch mehr, wenn wir tanzen, springen, hüpfen oder klettern. Das ist echte Schwerstarbeit!

Die Füße tragen uns durchs Leben. Das können wir gar nicht genug wertschätzen. 10 000 Schritte am Tag sollen sie schaffen. Und das mal 75 Kilogramm!! Es ist kaum zu glauben, was sie leisten müssen. Jeden Monat tragen sie das Gewicht des Eiffelturms! Dabei wirken sie so zart unter dem, was an Masse darüber liegt! Ein echtes Wunderwerk. Erstaunlich, wie Muskeln, Gelenke, Knochen und Bänder zusammenspielen, das Gleichgewicht halten, Unebenheiten abfedern, auf Zehenspitzen gehen, manchmal auf extrem hohen Absätzen – das ganze Programm!

Vorhin habe ich sie in Backpulver gebadet und dann eine gute Creme einmassiert. Und ich habe Danke gesagt. Wahrscheinlich haben sie sich gefreut!

P.S. In Psalm 31 heißt es: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum!“

19. Dezember – Frieden beginnt in uns

Foto: Pixabay

Auf dem Altar im Fischbecker Gemeindehaus stand das „Friedenslicht von Bethlehem“. In diesem Jahr ist es besonders wichtig! Meine Generation hat sich nicht vorstellen können, dass uns der Krieg so nahe kommen kann und dass in unserer Gesellschaft der Unfriede in erschreckender Weise zunimmt.

Seit 1986 entzündet ein Kind aus Österreich das „Friedenslicht in Bethlehem“ (eine Aktion des ORF). An der Stelle, die als Geburtsort unseres Glaubens gilt, an der die Hirten auf dem Feld sangen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lukasevangelium 2, 14). Von dort wird es nach Wien geflogen, um auf die Reise in viele Länder zu gehen. Auch im Deutschen Bundestag hat es einen festen Platz.

Die Aktion „Friedenslicht“ wird von Pfadfindern begleitet und steht in diesem Jahr unter dem Thema „Frieden beginnt in uns“ (Dalai Lama). Der Friede beginnt bei uns zuhause und wird zum Teil einer weltweiten Solidarität. Er verbindet Menschen verschiedener Nationalitäten und Religionen. Gern habe ich eine Kerze am „Friedenslicht“ angezündet, damit es auch bei uns im Haus leuchten kann. Und so mag es immer weitere Kreise ziehen.