Irgendwann ist jetzt ….

„Das ist es!“ – Ein Lied von Max Giesinger erwischt mich in der Küche mit einem großem Thema. Wie oft habe ich gedacht: „Irgendwann, wenn es erst einmal ruhiger ist, dann …. Wenn ich das erst einmal hinter mir habe, dann … Wenn ich erst einmal viel Zeit habe, dann …!“ Und so schiebe ich immer wieder auf, was ich schon ganz lange vorhabe.

Santorin besuchen. Jeden Tag eine Stunde spazierengehen. Mit dem Fahrrad Niedersachsen entdecken. Konsequent sein mit der Beckenboden-Gymnastik. Die Enkel zu einer Städtetour einladen ….. An Ideen und Erkenntnissen fehlt es wahrlich nicht. Was fehlt, das ist die Umsetzung!

Ab und zu gönn ich mir das Lied von Max Giesinger. Ich tanze in der Küche und weiß: „Irgendwann ist JETZT!“ – „Irgendwann ist ‚Schluss mit EIGENTLICH‘.“ Nimm dir Zeit für das, was du als richtig und wichtig erkannt hast, für das, was dein Herz dir sagt!!

Blütenträume und Weltkulturerbe

1200 Jahre Geschichte! Schloss Corvey bei Höxter ist auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten zu finden. Ein Schatz im Weserbergland! Kenner erwähnen besonders das welt-älteste Westwerk aus der Karolingerzeit. Wer historisch interessiert ist, kann hier stundenlang entdecken und staunen.

2023 ist rund um das Schloss die Landesgartenschau von NRW zu besuchen. Ein riesiges Lavendelfeld mit über 50 000 Pflanzen des „Echten Lavendels“ schenkt einen Hauch der Provence. Ein Arzneipflanzengarten stellt alte Gemüse- und Kräuterpflanzen vor. Die Benediktiner sind ja bekannt für ihr Wissen um die heilenden Kräfte der Pflanzen! Ein riesiges Hopfenspalier darf nicht fehlen, war der Hopfen hier doch schon vor 1200 Jahren beheimatet, zur Freude der Mönche!

An der Weser entlang geht es durch eine inspirierende Anlage in die Stadt Höxter. Kleine blühende Flächen begleiten als Farbtupfer den Weg durch die Altstadt. Es gibt zahlreiche Anregungen zur Gartengestaltung und eine Erinnerung an August Heinrich von Fallersleben, der unsere Nationalhymne gedichtet hat und Bibliothekar in Corvey war.

Geh aus, mein Herz, und suche Freud

Ich mag das: Da ist einer, der staunen und schwärmen kann! Er kann sich nicht sattsehen an der Schönheit und Vielfalt der Welt, an den Wundern des Lebens. Bestimmt hat er ein beneidenswertes Naturell. Bestimmt ist ihm manches erspart geblieben, was mir im Laufe der Jahre die Leichtigkeit genommen hat!

Weit gefehlt. Paul Gerhardt, der Dichter des wohl beliebtesten Sommerliedes (Evangelisches Gesangbuch Nr. 503) hat 30 seiner besten Jahre im Krieg verbracht – in dem Krieg, der als der 30-jährige in die Geschichte eingegangen ist. Ich frage mich: Aus welchen Quellen hat dieser Mann gelebt, dass er so fröhlich singen kann bei allem, was er gesehen, erlitten und verloren hat.

„Geh aus, mein Herz!“ Paul Gerhardt lockt sich selbst in die Weite. Bleib nicht allein mit dir. Bleib nicht hängen bei deinen Grübeleien, deinen schlimmen Erfahrungen, deiner Angst. Gönn dir, für eine bestimmte Zeit mal etwas anderes zu sehen, zu hören und zu spüren. Geh raus. Beweg dich. Verlass das, was ist. Überlass es dem, der Zeit und Ewigkeit geschaffen hat. Du bist nie allein unterwegs. Über deinem Leben steht eine große, segnende Kraft, die wir Gott nennen.

Lassen. Loslassen. Gelassenheit

Seit vielen Jahren treffen sich einige LandFrauen in „ihrem“ Haus am Steinberg in Goslar zum Seminar. Das sind Frauen, die aus ihrem reichen Leben vieles mitbringen und die im Laufe der Zeit zu einer wunderbaren Gemeinschaft zusammengewachsen sind. In diesem Jahr ging es um das Lassen. Mal was weglassen und sein lassen. Mal sagen: Es ist genug!

Es ging um das Loslassen. Alle haben sich mit ihren Geschichten darin wiedergefunden: Das Loslassen von einem lieben Menschen, von einem Lebenswerk, von einem Ehrenamt. Sie erzählten von kleinen und großen Abschieden. Es war ein bewegender Moment, als wir an einer Feuerschale verbrannt haben, was uns belastet und blockiert!

Und dann war die Freude an dem Apfelbaum, den wir gemeinsam vor 8 Jahren gepflanzt hatten, in Anlehnung an den berühmten Lutherspruch: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Der Apfelbaum trägt Früchte! Mit Mut und Gelassenheit haben wir uns auf den Weg nach Haus gemacht.

Muttertag

Im Rintelner Museum gibt es eine Sonderausstellung zur Künstlichen Intelligenz. Erstaunt stehst du da und siehst, was im digitalen Bereich demnächst alles möglich sein wird. Malen, Komponieren, Texten, Predigten schreiben, Häuser entwerfen …

Und bei allem Staunen frage ich mich: Wo bleibt der Mensch? Zum Glück bleibt Gott dabei, seine Welt zu betreiben, indem er Frauen auserwählt und begabt, Leben und Liebe weiterzugeben, von Generation zu Generation. Ganz normalen Frauen wie uns traut er das bis heute zu – und weiß bestimmt sehr genau, was da alles passieren kann.

Ja, wir haben besondere Gene mitbekommen. In uns ereignet sich der erste Herzschlag eines Kindes. Ein Wunder! Wir stillen das Kind. Bei Fieber machen wir Wadenwickel und trösten beim ersten Liebeskummer. Und nachts liegst du wach, wenn das Kind mit dem Auto unterwegs ist.

Gott bleibt dabei: Trotz künstlicher Intelligenz sollen es die Mütter sein, die das Leben weitergeben. Egal, wie unvollkommen und störanfällig dieser Plan ist. Unsere Gesellschaft braucht ein Klima, in der Mütterlichkeit eine entscheidende Rolle spielt: Zusammenhalt, Geborgenheit, Fürsorge, Wärme und Verständnis. Von sich selbst sagt Gott: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet!“

Es lebe das Leben

Auf dem Weg zum Einkaufen komme ich in Krainhagen an einem Osterkranz vorbei. Der Blick reicht weit in die Ebene. Die Stimmung hellt auf. Ostern!

Wir suchen Moos im Bückeberg und Bärlauch an der Schaumburg. Wir genießen die Blüte der Märzenbecher in Holtensen und die Farbtupfer im Garten. Der Winterschlaf ist beendet. Es kaum zu fassen, was die Sonne jetzt alles wachküsst. Neue Gedanken und Gefühle nehmen in uns Anlauf. Herrlich! Die Wäsche kann jetzt wieder im Freien trocknen – und wir ahnen, dass auch in uns ein frischer Wind einziehen kann.

Ostern! Neuanfänge und Aufbrüche sind möglich. Es muss nicht bleiben, wie es ist. Die kleine dicke Raupe wird zum Schmetterling. Was heißt hier „Da kann man nichts machen“? Ich bin für Überraschungen bereit. Es lebe das Leben!

Tradition und Moderne

Es gibt die alte Tradition, zur Osterzeit Brunnen zu schmücken. Dahinter steckt die Vorstellung, dass das Wasser, das an Ostern geschöpft wird, eine besonders große Heil- und Segenskraft besitzt. Aus den Brunnen wurde früher das Wasser für das tägliche Leben geschöpft – eine Kostbarkeit!

Die LandFrauen aus Uslar pflegen diese Tradition, indem sie eine Krone binden und den Brunnen vor dem Rathaus mit bunten Eiern schmücken. Ich durfte das 75-jährige Jubiläum mit ihnen feiern, bei dem deutlich wurde, dass auch die Themen von Jetzt und Hier eine große Rolle spielen, die Moderne mitgestaltet wird.

Die Begründerin der LandFrauenvereine, Marie-Luise Gräfin Leutrum zu Ertingen hat seinerzeit gesagt: „Die Vereine werden das sein, was wir selbst aus ihnen machen. Und je mehr sich lebendig einbringen, desto fruchtbarer wird es für alle sein.“ Ich kann mir vorstellen, dass Gräfin Leutrum große Freude an den LandFrauen aus Uslar hätte!

Reden und reden lassen

Das Frühstücksbuffet war vom Feinsten. Alles selbst gemacht von den Frauen der Kirchengemeinde Hille. „Über reden und reden lassen“ durfte ich sprechen. Ein Thema, das uns alle betrifft. Wie wir mit anderen Menschen im Gespräch sind, das entscheidet darüber, wie unsere Beziehungen zu den Menschen aussehen.

Worte wirken. Sie können wohltun und wehtun. Sie können beflügeln und kränken, ermutigen und verunsichern. Sie können Klärungen schaffen und Missverständnisse in die Welt setzen, Nähe schaffen und Distanz. Worte haben eine große Macht. Sie können sogar Kriege auslösen.

Alle reden, aber Kommunikation ist eine hohe Kunst. Das aufmerksame Zuhören ist ebenso wichtig wie das Sprechen. Auf den Tonfall achten. Echt sein. Es gibt einen Satz, für den bin ich einer lieben Freundin bis heute dankbar: „Sprechenden Menschen kann geholfen werden!“

Und dann war da die Frühlingswiese vor der Kirche! Es rührt uns immer wieder an, was in der Natur geschieht. Da blüht etwas, wo alles wie vertrocknet erschien. Neues Leben bricht auf. Es ist eine Hilfe, um etwas zu ahnen, was kein Mensch verstehen und kann: Auferstehung ist möglich!

Ich stelle mir vor, dass wir den Schatz unserer Worte („Wortschatz“) wieder neu entdecken und mit Leben füllen!!

Gelassenheit

Feierabend! Es ist genug für heute! – Ja, ich weiß, es gäbe dies und das noch zu tun, aber für heute ist Schluss. Die Herausforderungen in unserer großen und kleinen Welt sind allemal größer als das, was wir an Kraft und Möglichkeiten zur Verfügung haben.

Ich habe getan, was ich konnte und jetzt bete ich: „Nimm, was ich getan und nicht getan habe, was ich gesagt und nicht gesagt habe, was ich geschafft und versäumt habe – und mach was draus. Vollende du, was ich nicht vollenden konnte!“

Wer weiß, was da alles geschieht zwischen Himmel und Erde, während wir Feierabend haben oder schlafen. Vielleicht öffnet Gott Herzen und Türen – und bewegt etwas in den Menschen, die wir nicht erreichen konnten. Vielleicht schickt er uns überraschende Einsichten!

„Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!“ (Friedrich Christoph Oetinger)

Die Welt mit neuen Augen sehen

Du siehst die Welt wie durch einen Grauschleier. Nicht von heute auf morgen. Eher schleichend. „Was ist los, Mama?“, fragen die Kinder. Ja, was ist los? Da liegt ein Nebel über allem, was ich sehe. Die Ärzte sprechen vom Grauen Star.

Wie gut, dass die Medizin helfen kann. Eine Kunstlinse wird eingesetzt. Am Tag nach der OP wird der Verband abgenommen. Das ist ein Moment, der staunen lässt. Ein Wunder! Du siehst die Welt mit neuen Augen!

Ich frage mich seitdem: Kann es sein, dass die Welt immer noch ganz anders ist, als ich sie sehe, dass die Menschen noch ganz anders sind, als ich sie sehe? Kann es sein, dass Gott ganz anders ist? Unserem Denken und Verstehen eine Ewigkeit voraus. Größer, geheimnisvoller, kraftvoller?

„Du bist ein Gott, der mich sieht“. So steht es in der Bibel. Womöglich sieht Gott uns ganz anders, als wir selbst uns sehen, begegnet uns mit einer Liebe, die Würde gibt, mit Wohlwollen. Das würde uns staunen lassen!!