24. Dezember – Stille Nacht, heilige Nacht

Das Leben ist durchwachsen, auch im Advent und zu Weihnachten.

Du bekommst Blumensträuße wie diesen, Überraschungspost und -besuch. Die Kinder stellen einen Küchenplan auf, der regelt, dass alle mit anpacken. Du trinkst mit Mann und zwei Freundinnen morgens um 8.00 Uhr Kaffee auf dem Hamelner Wochenmarkt und genießt die Begegnungen beim „Lebendigen Adventskalender“.

Gleichzeitig erwischt Dich eine Magen-Darm-Geschichte. Ein Enkel hat Grippe, was bedeutet, dass aus einem gemeinsame Weihnachtsfest nichts wird. Du liest die Tageszeitung und fragst Dich, wie du das zusammenbringst mit dem Satz: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht und über denen, die da wohnen im finstern Land, scheint es hell.“ – Du siehst Lichterglanz in den Städten und Menschen, die müde und traurig sind! Es war ein Kampf, als Johann Sebastian Bach sein Weihnachtsoratorium geschrieben hat!

Das Leben ist durchwachsen. Auch zu Weihnachten. Ein Stall als Geburtsort für das himmlische Kind! Als wollte er uns sagen: Auch wenn nicht alles harmonisch ist, wenn nicht alle Erwartungen erfüllt werden, wenn nicht alles pico bello ist: Gott kommt in unsere Welt mit ihrem Kummer und Kuddelmuddel, mit ihrer Zerbrechlichkeit, damit wir nie mehr allein sind mit dem, was wir zu schultern haben.

Herzlichen Dank, dass uns der Seelenfutter-Adventskalender für vier Wochen verbunden hat. Das gemeinsame Suchen und Entdecken tut gut. Bleiben Sie mit Ihren Lieben behütet und freuen Sie sich darüber, dass Sie ein Schatz sind, ohne den Gott diese Welt nicht haben möchte.

Mit herzlichen Grüßen und guten Wünschen zum Weihnachtsfest,

Ihre Heidrun Kuhlmann

23. Dezember – Binde deinen Karren an einen Stern

Foto: Pixabay

Im letzten Jahr bin ich als Prädikantin verabschiedet worden. Dazu gehörte ein Wort auf den Weg. „Binde deinen Karren an einen Stern“ (Leonardo da Vinci) hatte die Pastorin ausgewählt.

Der Karren mit dem, was zum Menschenleben dazugehört, ist voll beladen und kann zeitweise sehr schwer zu ziehen sein. Wer wüsste das nicht! Manches haben wir uns selbst aufgepackt – je tüchtiger, desto mehr. Manches wird uns aufgepackt: Abschied nehmen, Verantwortung tragen, enttäuscht werden, nicht (mehr) so können, wie man möchte, verlieren, altern ….

„Binde deinen Karren an einen Stern!“ Du hast leicht reden, lieber Leonardo! Wenn das so einfach wäre. Sterne strahlen am Firmament, ganz weit weg von uns. Zwischen unserem Karren und den Sternen liegen Welten! Ja, ich hab Himmelssehnsucht. Sehnsucht nach etwas, das größer ist als ich selbst, als das, was ich um mich herum vorfinde. Aber ich weiß, was Erdenschwere bedeutet, wie sie einen Menschen klein halten kann und mürbe macht!

Morgen ist Heiligabend! Gott wird Mensch, damit wir nie mehr alleine sind vor dem Karren, den wir zu ziehen haben! Wir ziehen jetzt mit einer Kraft, die nicht von dieser Welt ist! Das ist ein Bild, das mutig, fröhlich und gelassen macht! Gerade jetzt, einen Tag vor dem großen Fest!

Foto: Pixabay

22. Dezember – Stille Momente

Der 4. Advent steht eigentlich unter dem Thema Freude! Aber es gibt Nachrichten, die halten sich nicht daran. Wir sind entsetzt, erschüttert und fassungslos, wenn wir sehen und hören, was in Magdeburg passiert ist. Wo sollen wir hin mit unserer Trauer, mit unserer Angst und den vielen Warums?

Ich zünde eine Kerze an und bete: Komm mit deinem Licht in unsere dunkle Welt! – Wir brauchen Dich, gerade jetzt, wenn sich Abgründe auftun. Wir bitten Dich für die Toten und die Verletzten und alle, die zu ihnen gehören!

Komm mit Deinem Licht in unsere dunkle Welt! Du kennst die Sehnsucht nach Frieden und die Orte, an denen gelitten wird. Du kennst die vielen Menschen, die traurig, einsam, krank und überfordert sind. Schick deinen Trost in alle Not und lass uns spüren, dass wir von guten Mächten geborgen sind.

Roger Cicero hat ein wunderbares Lied geschrieben: „In diesem Moment“. Das höre ich beim Blick auf die Kerze. Es braucht wohl diese stillen Momente, die uns trösten.

21. Dezember – Systemrelevant

Kirche in Fuhlen

Erinnern Sie sich an das Wort „systemrelevant“ in der Corona-Zeit? – Man fragte: Spielt ein Beruf oder eine Branche im Staat eine bedeutende Rolle, die für die Versorgung der Menschen wichtig ist? Man fragte auch, ob Weihnachten systemrelevant ist! Die Schauspielerin Iris Berben hat einmal einige wunderbare Sätze gesagt, die diese Frage beantworten könnten: „Weihnachten ist unerschütterlich. Ich kann mir das Jahr ohne Weihnachten gar nicht vorstellen. Weihnachten hilft die Unberechenbarkeit des Lebens auszuhalten. Auf irgendwas muss man sich doch verlassen können!“

Eine große Sehnsucht verbindet die Menschheitsfamilie. Nach Geborgenheit, nach Frieden und Liebe, nach einem Licht in der Dunkelheit, nach dem, der Heil schenken kann in unserer verwundeten Welt. – Eine große Sehnsucht verbindet Zufriedene und Einsame, Erfolgreiche und Gescheiterte, Suchende und Glaubende, Müde, Traurige und Abenteurer.

Was feiern wir zu Weihnachten? Der große Gott kommt klein, kommt auf Augenhöhe, nimmt teil an dem, was zum Menschsein dazugehört. Könnten wir leben ohne diese Geschichte, ohne diese große Einladung zur Menschlichkeit? Ohne diese Zusage, dass wir nicht allein sind auf den Wegen des Lebens! Weihnachten ist lebensrelevant!!

Mögen Frieden, Liebe und Freude von Weihnachten immer in dir und um dich sein durch all die hellen und dunklen Tage des kommenden Jahres!

20. Dezember – Mit dem Herzen schenken

Über 50 Rosen hat sie getöpfert, als Weihnachtsgeschenk für die MitarbeiterInnen im Hospizkreis. Beim Anschauen spürst du: Da ist viel Liebe drin! Sechs dünne, schmale Tonscherben hat sie kunstvoll zu einer Rose geformt und mit verschiedenen Farbtönen glasiert. Ich stelle mir vor, wie viele Gedanken sie dabei auf den Weg geschickt hat. Sie sagt, es habe sie entspannt.

Mit dem Herzen schenken! – Das ist wertvoll und selten. Die Rose von Sabine ist ein wunderschönes und passendes Präsent für die Zeit- und NäheschenkerInnen im Hospizkreis.

„Es ist ein Ros entsprungen“ gehört zu den beliebtesten Weihnachtsliedern, zu denen, die mit ihrer Melodie am meisten anrühren. – Eine Christrose vor der Haustür lässt mich ahnen, worum es geht: „Mitten im kalten Winter, wohl zu der halben Nacht.“ Mitten im Seelengrau etwas Blühendes, das unser Herz erfreut! Mitten im Leben, das ist, wie es ist, ein heller Schein!

Die handgetöpferte Rose von Sabine passt wunderbar zur Weihnachtsstimmung! Danke!

19. Dezember – Schenken macht glücklich

Der Mann an meiner Seite hat in diesem Jahr Weihnachtskarten entworfen. Siehe oben. Mit seiner Kreativität und dem, was dabei herausgekommen ist, hat er mich reich beschenkt! Wie heißt es doch: Schenken macht glücklich: Schenker und Beschenkte!

Jetzt ist Schenke-Zeit. Wahrscheinlich liegt der Ursprung bei den drei Königen oder Weisen aus dem Morgenland, die zur Geburt Jesu Geschenke mitgebracht hatten: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die Künstlerin Beate Heinen hat eine etwas andere Version dieser Szene gemalt, an der ich große Freude habe.

Der Jüngste bringt sein Zeugnis mit. Da steht ein „ungenügend“ drauf. Der Mittlere hält ein zerbrochenes Gefäß in seinen Händen. Der Ältere nimmt seine fröhliche Maske ab und zeigt sein unverstelltes Gesicht. – Für mich heißt das: Zu Weihnachten darf ich mitbringen, was „ungenügend“ ist, nicht fertig geworden, wo ich hinter eigenen und fremden Erwartungen zurückgeblieben bin. Ich darf mitbringen, was zerbrochen ist an Bildern vom Leben und vom Gelingen, an Beziehungen, an Scherben, die mich verletzt haben – an dem, was bruchstückhaft bleibt. Ich darf mitbringen, wie es im Inneren aussieht. Wie sind nicht immer gut drauf und stark, belastbar und taff. Es ist nicht immer so, wie es nach außen scheint. Das Leben hat Spuren hinterlassen in unseren Herzen und Gesichtern.

Das feiern wir zu Weihnachten: An der Krippe, bei Jesus ist Platz für alles, was wir mitbringen. Für alles! „Freut euch, denn euch ist heute der Heiland geboren!“

18. Dezember – Die heilenden Kräfte der Musik

Am 3. Advent hatte ich die Ehre, das Weihnachtskonzert der Schützenkapelle Kathrinhagen und des Musikvereins Hülsede zu moderieren. Es war ein Genuss, ich konnte die Musik im Bauch spüren. Sie wirkte, wie es von Fachleuten beschrieben wird: Sie kommt dahin, wo Dopamine, Endorphine und deren befreundete Glückshormone wohnen, z.B. bei „Feliz Navidad“. Die Musik senkt den Stresspegel, verändert Herzschlag und Blutdruck, z.B. beim „Concerto d’amore“. Bei „Highland Cathedral“ und „Moon River“ setzt sie große Gefühle frei. Herrlich! Musik beflügelt, entspannt und beruhigt. Sie erreicht Stellen in uns, zu denen Worte keinen Zugang haben!

Wenn es um die heilende Kraft der Musik geht, finden wir in der Bibel ein gutes Beispiel. König Saul war lange Zeit erfolgreich, eine strahlende Persönlichkeit. Im Alter ist er oft niedergeschlagen und überfordert, wir würden es heute wohl depressiv nennen. Was kann helfen? Seine Leute können es nicht aushalten, ihn so leiden zu sehen. – Sie haben von einem besonderen Musiker gehört, von David! Der hat viele Lieder geschrieben (später sind sie als Psalmen bekannt geworden), die er auf einer Art Zither vorträgt! David wird zum König gerufen – und immer, wenn er spielt und singt, kann Saul sich entspannen, die Ängste beruhigen sich, das schlimme Stimmungstief zieht ihn nicht mehr nach unten. – David spielt für den König, wenn es sein muss, auch in der Nacht. Ein wunderbares Beispiel für die heilenden Kräfte der Musik, für eine gelingende Musiktherapie!

Wie wäre es mit einer Play-List für Musik, die mir wohltut? Ich werde die Enkel um Hilfe bitten. „O du fröhliche“ wird auf jeden Fall zu hören sein!

17. Dezember – Gemeinschaft gibt uns Kraft

Weihnachtskarte des Niedersächsischen LandFrauenverbandes Hannover, 2024

Meine Mutter hat als „Kulturfrau“ viele Bäume gepflanzt. Buchen, Kiefern und Fichten. Weil der damalige Förster eine Vorliebe für exotische Bäume hatte, auch einige amerikanische Mammutbäume. Das war 1960 bei uns im Bückeberg, im Schaumburger Land. Mittlerweile sind sie hoch gewachsen und haben einen erstaunlichen Durchmesser. In ihrer Heimat werden sie über 1000 Jahre alt!

Interessant ist: Diese Baumriesen haben flache Wurzeln. Wie schaffen sie es, bei ihrer Größe Stürme, Trockenperioden oder Erdbeben zu überstehen? Die Experten wissen: Das Wurzelwerk wächst in die Breite, bis es auf die Wurzeln der „Mammutnachbarn“ stößt. Die Wurzeln verbinden sich miteinander. Wie genial ist das denn! Sie bekommen ihre Stärke aus dem Zusammenhalt! Gemeinschaft gibt uns Kraft!

Bundestrainer Julian Nagelsmann hat nach der EM große Worte gefunden. Er hat uns daran erinnert: Das Leben in unserer Gesellschaft ist auch ein „Mannschaftssport“. Wir sind nicht alle für uns allein, wichtig ist, dass wir zusammenhalten. Wir geben gemeinsam Gas, dass es Deutschland gut geht. „Ich habe das Gefühl, viele wissen gar nicht, in welch schönem Land wir leben!“ Julian Nagelsmann appellierte daran, gemeinsam die Zukunft zu gestalten und nicht jeder/jede für sich. Das waren starke Worte, die viele beeindruckt haben! Gemeinschaft gibt uns Kraft!

16. Dezember – Im Team der Weltgestalter

Foto: Pixabay

Nur fünf Jahre haben die Franzosen gebraucht, um die berühmte Kathedrale Notre Dame in Paris wieder aufzubauen. Notre Dame! Napoleon Bonaparte hat sich hier zum Kaiser gekrönt. Der „Glöckner von Notre Dame“ wurde durch den Schriftsteller Victor Hugo weltbekannt. – Über 800 Jahre alt ist die wunderbare Kirche mitten in der Stadt! Sie steht mit ihrer Baukunst für die Erhabenheit des Lebens, größer als das, was Menschen zustande bringen, größer als die Ereignisse der Weltgeschichte, die wir bedeutend nennen!

Bei den Berichten über den Wiederaufbau habe ich mich an eine alte Geschichte erinnert. Ein Mann geht an einer Baustelle vorbei und schaut den Steinmetzen zu. Er fragt die Männer, was sie machen. Der erste sagt: „Ich behaue Steine.“ Der zweite sagt: „Ich verdiene hier meinen Lebensunterhalt!“ Der dritte sagt mit einem Leuchten in den Augen: „Ich baue eine Kathedrale!“ – Wir spüren den Unterschied!

Wenn man uns Frauen in dieser Zeit vor Weihnachten fragt, womit wir beschäftigt sind, was werden wir sagen? „Ich putze“, „Ich kaufe für 13 Personen ein“, „Ich plane das Essen für die Feiertage“, „Ich schreibe noch ein paar Karten“, „Ich muss noch ein paar Geschenke besorgen“…. „Muss ja!“

Was halten Sie von dieser Variante: „Ich arbeite mit im großen Team der Weltgestalter, die Jesus mal „Licht der Welt“ und „Salz der Erde“ genannt hat. Ich versuche die kleine Welt um mich herum zu einem Ort zu machen, an dem andere sich gut aufgehoben fühlen, an dem Respekt, Wertschätzung, Vertrauen und Liebe zu spüren sind!“

15. Dezember – Achtsam im Advent

Kirche in Fuhlen

Achtsam im Advent. Ein spannendes Thema. In allem Vorbereiten, sich Gedanken machen und Funktioneren kleine Nischen schaffen, in denen wir still werden! In den Körper hineinhorchen und wahrnehmen, wie sich das Leben anfühlt.

Gern erinnere ich mich an eine „Schokoladen-Meditation“, eine Übung zu bewusstem Essen. Auf einem großen Teller lag ein kleines Stück Schokolade. Wir sollten uns 10 bis 15 Minuten Zeit nehmen, um dieses kleine Stück bewusst zu genießen. Leute, das war eine Herausforderung! Anschauen, den Duft wahrnehmen, berühren, in die Hand nehmen und wieder zurücklegen, schmecken ….

Achtsam sein! Wovon habe ich zu viel und wovon habe ich zu wenig? Gebe ich der Arbeit, die zu erledigen ist, die Zeit, die sich braucht – oder hetze ich von einem zum anderen? Bin ich aufmerksam, wenn mir Menschen etwas erzählen? Nehme ich bewusst auf, was ich lese, oder fliege ich nur über die Zeilen? Bewahre ich ein Gespür dafür, dass die wesentlichen Dinge im Leben ein Geschenk sind?

Ein Rabbi hat gesagt: „Gott wohnt da, wo man ihn einlässt!“ Bin ich dafür offen? Bei Punsch und Gemütlichkeit, bei langen To-do-Listen, im fröhlichen Beisammensein und in Einsamkeit, in Zufriedenheit und Kummer? Achtsam leben, mit Gott an der Seite – das möchte ich in diesen Tagen versuchen und genießen.