18. Dezember – Advent der offenen Türen

Nach dreijähriger Pause dürfen wir uns an den Abenden im Advent wieder treffen. Unter einem Carport, im Wohnzimmer, auf einem Hof – oder, wie heute Abend, in einem Pferdestall. Das war heimelig mit einer großen Laterne in der Mitte und auf Stroh.

Menschen treffen sich in lockerer Runde. Das Wichtigste ist die Gemeinschaft von Jung und Alt. In der kalten Jahreszeit tut die Nähe besonders gut. Meistens gibt es etwas Warmes zu trinken. Eine Geschichte stimmt auf das Weihnachtsfest ein und der Gesang verbindet!

Die meisten in der abendlichen Runde kennen sich, andere haben die Chance, sich kennenzulernen. Neuigkeiten werden ausgetauscht. Wer das Bedürfnis hat zu reden, findet einen Zuhörer. Der eine oder die andere wird geherzt. Nach einer halben Stunde geht die Gruppe mit dem Lied „Alle Jahre wieder“ auseinander. Offene Türen tun gut, offene Herzen allemal.

17. Dezember – „… mitten im kalten Winter“

Für einen Gottesdienst haben wir sie in die Kirche geholt. Normalerweise steht sie jetzt tapfer im Garten. Allen widrigen Umständen und Minusgraden zum Trotz. Sie wirkt zart und ist doch so mutig! Alle anderen Pflanzen haben sich zurückgezogen. Die Christrose tanzt aus der Reihe.

In einem unserer schönsten Weihnachtslieder heißt es: „… und hat ein Blümlein bracht, mitten im kalten Winter!“ Die Christrose schenkt uns die Hoffnung, dass Unmögliches möglich ist.

Sie erinnert mich an die „Dennoch-Kraft“, von der Dr. Rita Süssmuth geschrieben hat in ihrem Buch „Überlasst die Welt nicht den Wahnsinnigen. Ein Brief an die Enkel.“ Rita Süssmuth wirbt dafür, dass wir uns nicht zu schnell mit Zuständen abfinden, die ungerecht und unmenschlich sind. Gegen alle Widerstände Wege suchen, um etwas zu verändern, das hat sie ausgezeichnet in ihrem politischen Leben. Diese mutige Frau hat zeitlebens für die Rechte der Menschen gekämpft. Wir haben ihr viel zu verdanken. In ihr entdecke ich etwas von der Tapferkeit, die eine Christrose auszeichnet.

Und im Stillen wünsche ich mir etwas von dieser „Dennoch-Kraft“.

16. Dezember – Auf dem roten Teppich gehen

Endlich konnten sich die LandFrauen aus Hameln und Rinteln-Hessisch Oldendorf wieder zum Gottesdienst im Advent treffen. Mal keine schlechten Nachrichten, sondern solche, die Mut machen – und viele Begegnungen, die beflügeln, besonders bei anschließendem Punsch und köstlichen Keksen.

Im Mittelpunkt lag ein roter Teppich. Es ging nicht um Applaus, Ruhm und Foto – Shootings. Es ging um das Gefühl, mit Gott und der Welt und sich selbst im Frieden zu sein. „Ich bin wertvoll, jenseits dessen, was ich zustande bringe“, wissen wir durch die Taufe. Wir stehen mit beiden Beinen im Leben, mit allem, was dazugehört – und tragen gleichzeitig den Glanz, die Kraft und den Trost des Himmels ins uns. In uns steckt Ewigkeit, obwohl wir hier nur ein paar Jahre haben. Wir sind ein Wunder, trotz aller Wunden, die das Leben hinterlässt, trotz allem, wo gerade der Wurm drin steckt.

Das Lied „Die Rose“ berührte und an den Stationen Mülltonne, Schatzkiste, Christrose, Leuchter und Spiegel gab es viel zu entdecken. Es war schön anzusehen, wie etliche Frauen ihren Gang über den roten Teppich genossen haben.

15. Dezember – Ein „Seligkeitsding“

Foto: Pixabay

Astrid Lindgren, „Schwedens Beste“, verbrachte eine unbeschwerte Kindheit in der Nähe von Vimmerby,
mit Geborgenheit und Freiheit.
Millionen von Kindern sind mit ihren Büchern groß geworden,
mit Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter, Madita, Michel von Lönneberga ….
Astrid Lindgren vermittelt Mut, Phantasie und Vertrauen,
die Zuversicht, dass es sich zu leben lohnt,
obwohl die Welt ist, wie sie ist.

„Astrid“.
Der Film war in aller Munde.
Er erzählt davon, dass Astrid Lindgren ihren verheirateten Chef liebt
und mit 18 Jahren schwanger wird.
Die Verbindung darf nicht sein.
Um ihrer Familie eine Schande zu ersparen, reist sie nach Kopenhagen,
bekommt dort das Kind und läßt es bei einer Pflegemutter.

Im Zusammenhang mit Weihnachten schreibt Astrid Lindgren von einem „Seligkeitsding“. Ein schönes Wort, man bekommt etwas so Wunderbares, dass man ganz selig ist, etwas, das einen ganz erfüllt und überwältigt, wofür einem die Worte fehlen.

Ich wünsche Ihnen das eine oder andere „Seligkeitsding“ in dieser Adventszeit, etwas, das Sie berührt und staunen lässt.

14. Dezember – Gute Nachrichten

Den Korallen am Great Barrier Reef geht es besser. Sie haben den größten Wachstumsschub seit 36 Jahren gehabt. Die USA beschließen nach langem Zögern, 370 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz und Energieversorgung zu investieren. (www.change-magazin.de)

Herbert Grönemeyer übernimmt trotz seiner gewonnenen Wette bei „Wetten dass?“ für einen Monat die Betriebs- und Unterhaltungskosten für die Berliner Tafel. An 16 Braunschweiger Grundschulen wird vorübergehend das Schulfach „Glück“ unterrichtet. Grund dafür ist ein Forschungsprojekt. Erkenntnisse der positiven Psychologie legen nahe, dass Menschen mit einem hohen Wohlbefinden u.a. kreativer und produktiver sind, besser Probleme lösen können, ein starkes Immunsystem und eine hohe Widerstandskraft gegen psychische Belastungen haben. (www.nur-positive-nachrichten.de)

Der Zünsler hat unseren Buchsbaum in diesem Jahr nicht belästigt. Die hiesige Apfelernte war noch sie so ertragreich wie 2022. Es gab jeden Tag Gründe, um dankbar zu sein. Als unsere persönliche Welt ins Wanken geraten war, haben wir erlebt, dass wir nicht allein damit sind. Heute ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie wertvoll Freundschaften sein können. Es gibt sie, die guten Nachrichten!!

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13. Dezember – Auf den Kopf gestellt

Mein Verhältnis zu Sanduhren ist ambivalent. Wenn sie in der Küche anzeigen, wann das Frühstücksei fertig ist, finde ich das positiv. Wenn sie in einigen Gegenden an der Kanzel angebracht sind und vorgeben, wie lange der Pastor predigen darf, kann das sehr erleichternd sein. Wenn sie den Kindern signalisieren, wie lange die Zähne geputzt werden müssen, ist das pädagogisch wertvoll. Aber sonst? Wenn einer sagt, dass uns die Lebenszeit zwischen den Fingern zerrinnt …. das ist kein schöner Gedanke!

In der Kirchengemeinde Dudenhofen habe ich eine Uhr entdeckt, die alles auf den Kopf stellt: Die Körnchen fallen nicht nach unten. Sie steigen auf! Leben ist nicht irgendwann aus und vorbei. Es bleibt aufgehoben in einem großen Ganzen, beim Schöpfer und Vollender von allem, was ist!

Jede Lebensgeschichte bleibt bewahrt. Alles Sehnen, Lieben und Vermissen. Was hier Fragment ist, wird vollendet. Wir treffen wieder, die Teil unseres Lebens waren. – Nach jedem Ende wartet ein neuer Anfang. Nach Wehen wird neues Lebens geboren.

Eine Freundin mit Gottvertrauen und Lebens-Leichtigkeit sagt ab und zu: „Lieber Gott, ich bin sehr gespannt auf das, was mich erwartet. Aber solange du hier noch etwas mit mir vorhast, will ich versuchen, mit deiner Hilfe das Beste aus jedem Tag zu machen!“‚

12. Dezember – Die Welt in Ordnung bringen

Im letzten Jahr kam der Sohn auf die Idee, alte Fotos, Bücher, Spiele und CD’s zu ordnen. All das, was stehenbleibt, wenn Kinder ausziehen und sich neu einrichten. Mit großer Akribie ging er ans Werk. Drei Tage war er damit beschäftigt. „Du musst dich nicht mit sichten, sortieren, wegwerfen und aufräumen aufhalten in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr“, meinte ich als freundliche Mutter. Und dann kam ein starker Satz, der mich sehr beeindruckt hat: „Ich habe dabei das Gefühl, einen kleinen Platz in dieser Welt in Ordnung zu bringen!“

Der Kommandant von Apollo 17 hat gesagt: „Wir brachen auf, um den Mond zu erkunden, aber tatsächlich entdeckten wir die Erde. Niemand, der jemals mit eigenen Augen die leuchtende, kleine Erde aus dem Fenster eines Raumschiffes gesehen hat, wird auch nur das geringste Verständnis aufbringen für Ignoranz und Trotz gegenüber dem Schutz dieses gemeinsamen Lebensraumes!“

So!! Der Sohn hatte Freude daran, seinen kleinen bescheidenen Beitrag zum Schutz der Erde zu leisten. Wunderbar! Das rückt die Pflege von Haus und Garten und Zusammenleben in einen völlig neuen Zusammenhang.

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11. Dezember – Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?

„Wenn ich könnte, gäbe ich jedem Kind eine Weltkarte. Und wenn möglich, einen Leuchtglobus, in der Hoffnung, den Blick des Kindes aufs äußerste zu weiten und in ihm Interesse zu wecken für alle Völker, alle Rassen, alle Sprachen, alle Traditionen und Religionen.“ So sprach der brasilianische Bischof Helder Camara.

Nun steht der Leuchtglobus im Wohnzimmer. Heute, am 3. Advent, wird in den meisten evangelischen Kirchen gesungen: „Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt“ (EG 7,4). Ich denke an die Orte und Situationen auf der Welt, die viel Trost brauchen. An Menschen, die sagen: „Je älter ich werde, desto trostbedürftiger fühle ich mich.“

Gestern Abend traf ich bei der Parkplatzsuche eine freundliche Dame. Sie war Musikerin und auf dem Weg zu einem Konzert: „Die Menschen brauchen Trost, Musik und Leichtigkeit.. Corona hat Spuren in ihnen hinterlassen!“ Sie wirkte auf mich wie jemand, der etwas vom Trösten versteht.

10. Dezember – Positiv tratschen

Das war neu für mich: positiv tratschen! In Schulen und Seminaren wird diese Übung mit Erfolg praktiziert. Dreiergruppen werden gebildet. Zuerst erzählt jeder das eine oder andere von sich, z.B. aus Beruf und Familie, von Vorlieben und Wünschen.

Danach wird es spannend. Zwei tauschen sich darüber aus, wie sie den Dritten erlebt haben, was sie an Begabung und Kompetenz entdeckt haben, was sie an ihm wertschätzen und sympathisch finden, wie sie seine Ausstrahlung wahrgenommen haben! Nur Positives ist erlaubt! – Und dem Dritten klingeln die Ohren. Er blüht auf. So viel Gutes! Das hat er noch nie in dieser Form erlebt.

„Positiv tratschen“ – oder „Ressourcentratsch“, wie es in der Fachsprache heißt, gefällt mir. Wertschätzung, Ermunterung, Lob und Komplimente können wir alle gut gebrauchen und es gibt erstaunlich wenig davon. Ich fang dann gleich mal an und staune über die wunderschönen Engel, die bei den LandFrauen Ohndorf-Waltringhausen die Kaffeetafel verzierten. Eine herrliche Idee, mit viel Liebe zum Detail, ein Glanzlicht für alle Gäste, ein „Schön, dass du da bist – Gruß“. Habt herzlichen Dank dafür!

9. Dezember – Aus stillen Fenstern

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Aus stillen Fenstern

Wie oft wirst Du gesehn
aus stillen Fenstern,
von denen du nichts weißt.
Durch wieviel Menschengeist
magst du gespenstern,
nur so im Gehn.

Dieses Gedicht von Christian Morgenstern (deutscher Schriftsteller, 1871 – 1914) begleitet mich schon lange.
Wir werden gesehen aus stillen Fenstern.
Andere nehmen uns wahr, unsere Worte und Gesten, Kleines und Großes, Bewusstes und Unbewusstes.
Sie nehmen uns wahr als Autofahrerin, Mutter, Nachbarin, Patientin, Kollegin, Kundin, Oma …
Was geistert wohl in anderer Leute Köpfe über uns herum?
Welche Spuren hinterlassen wir bei Menschen, ohne es zu wissen?

Das sind spannende Gedanken!