23. Dezember – Glitzer und Funkel und Friede auf Erden und fürchte dich nicht

Münsterkirche in Hameln

Heute Morgen gab es in der NDR Kirche eine Andacht von Pastorin Annette Behnken. Sie trifft Stimmung und Sehnsucht vieler Menschen in dieser Zeit. Da ich die Andacht bei Facebook weiterleiten durfte, darf ich es bestimmt auch hier:

Manche bügeln es. Und früher war mehr davon. Loriot wusste: Früher war mehr Lametta. Heute hängt kaum noch jemand Glitzerfäden in den Weihnachtsbaum. Mein Geschmack ist es auch nicht.

Obwohl: Glitzer möchte ich schon. Atmosphärisch. Stimmungsmäßig. Drei Tage Glitzer und Funkel und Friede auf Erden und fürchte dich nicht. Drei Tage Pause von der Welt und all ihren Erschütterungen. Meine Seele könnte das brauchen. Und ich frage mich: Wie kann es Weihnachten werden, wenn die Welt um uns und in uns erschüttert ist? Aber: ja! Genau so! Genau da. Mitten drin in den Erschütterungen wird es Weihnachten. Genau das macht es aus.

Manche Menschen haben das in abgründiger Bedrohung erfahren. Alfred Delp. Jesuitenpater und Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus. Seinen letzten Advent erlebt er 1944 in Haft. Mit gefesselten Händen schreibt er: „Gerade … in der Erbärmlichkeit des Grenzerlebnisses erreichen den Menschen die goldenen Fäden, die in diesen Zeiten zwischen Himmel und Erde gehen und der Welt eine Ahnung von der Fülle geben, zu der sie gerufen und fähig ist.“

Um ihn ist alles dunkel, er weiß, dass die Nazis ihn ermorden werden. Und trotzdem erreichen ihn diese goldenen Fäden. Er schreibt: „Der Schlüssel zu unserem Glück ist nicht außen zu finden, er liegt in uns: Ob wir in aller Dunkelheit wirklich der Botschaft Christi glauben, ihr die Tür öffnen.“

Weihnachten, das heißt, sich den Erschütterungen der Welt und des Lebens sehenden Auges und offenen Herzens aussetzen. Weihnachten führt durch die Erschütterung. Durch die Ohnmacht. Für die Welt und für mein Leben gilt: Da sind Risse. Mehr, als Lametta. Und Weihnachten heißt, dass genau darin, in diesen Rissen, etwas Goldenes leuchten wird. Dass in unserer Ohnmacht und unseren leeren Herzen Heiliges zur Welt kommen wird.