Es ist, wie es ist

Es ist, wie es ist.
Bestimmte Dinge können wir nicht ändern,
die müssen wir so hinnehmen, wie sie sind.
Es lohnt nicht, dass wir uns aufregen, sperren, grübeln
oder mit dem Kopf durch die Wand wollen.
Es ist, wie es ist.

Gerdi ist über 90.
Das Laufen fällt ihr schwer.
Sie sagt, sie habe manchmal „Pudding in den Beinen“.
Der Stock reicht nicht mehr aus, um ihr Halt zu geben.
Allen Ratgebern kam sie zuvor: „Ein Rollator kommt für mich nicht in Frage. Ich bitte dich.
Was sollen denn die Leute denken?“
Eines Tages, als die Alternative hieß: Beweglich sein oder zu Hause bleiben,
da hat sie schließlich eingewilligt. „Es ist, wie es ist!“
Aber wenn schon ein Rollator, dann ein „Rolls Royce unter seinesgleichen“.
Einen quietschgrünen hat sie sich ausgesucht.
Mittlerweile geht sie wie eine Königin mit ihrem rollenden Freund durch die Stadt.
„Es ist, wie es ist“.

Das Einwilligen ist nicht immer leicht. Es mutet uns einiges zu.

Im Vaterunser nennen wir es „Dein Wille geschehe!“

15. Dezember – Ziegenbock-Erfahrungen

Es ist viele Jahre her.
Ein Mann kommt völlig erschöpft zu einem Rabbi: „Wir halten es zu Hause nicht mehr aus.
Mit sechs Personen wohnen wir in einem kleinen Raum. Du kannst dir nicht vorstellen,
wie eng und laut das ist!“
Der Rabbi fragt: „Hast du eine Ziege?“
„Ja, im Stall steht ein stattlicher Bock.“
„Gut, dann nimm den Bock mit in deine Hütte und komm in vier Tagen wieder.“

Nach vier Tagen kommt der Mann zum Rabbi und ist völlig fertig.
„Rabbi, es ist unerträglich. Der Bock stinkt zum Himmel!
Die Situation macht uns kaputt!“
Der Rabbi sagt: „Dann stell den Bock wieder in den Stall und komm morgen wieder.“
Als der Mann am nächsten Tag zum Rabbi kommt, strahlt er übers ganze Gesicht:
„Rabbi, alles ist gut. Kein Ziegenbock. Kein Gestank. Nur wir. Das Leben ist herrlich.
Wir genießen jede Stunde.“

Es wird immer etwas geben, über das wir schimpfen können,
über das wir uns beschweren können, das uns die gute Stimmung verdirbt –
und wenn es nur das Wetter ist.
Menschen mit „Ziegenbock-Erfahrungen“ wissen, dass man in Ausnahmesituationen,
wenn es mal ganz schlimm kommt,
das „Normale“ im Leben schätzen lernt, selbst, wenn es alles andere als
vollkommen ist.

Das „Normale“ im Leben schätzen lernen, das möchte ich heute versuchen.

P.S. Die Geschichte ist frei nacherzählt nach Axel Kühner: Überlebensgeschichten
für jeden Tag, S. 178

14. Dezember – Det var hyggelig

In einer Hamelner Buchhandlung stand ich vor einem großen Tisch
mit erstaunlich vielen Büchern, die das Wort „Hygge“ im Titel trugen.
Habe ich etwas verpasst?
Was ist „Hygge“? Ich hatte das Wort noch nie gehört.
Zum Glück weiß die Internet-Suchmaschine Rat.
„Hygge“ kommt aus dem Dänischen und lässt sich am besten mit Gemütlichkeit oder
Behaglichkeit übersetzen. Die Dänen kennen sich damit aus,
immerhin sind sie ganz vorne auf der Liste
der glücklichsten Menschen dieser Welt.

Sie machen es sich zu Hause gemütlich. Mit Kerzenlicht, Tee, gutem Essen, Kaminfeuer und einer kuscheligen Decke, mit der Familie und mit Freunden.
Nun ist „Hygge“ auch in Deutschland angekommen. Wahrscheinlich suchen wir etwas, was uns innere Wärme und Sicherheit
gibt, in Zeiten die nicht einfach sind in der großen und unserer kleinen Welt.
Einfach nur seine Ruhe haben, alles Belastende und Stressige außen vor lassen,
es sich nett machen mit Menschen, die man kennt uns mag.

Gestern Abend, beim „Offenen Advent“ war viel „Hygge“: ein großer Tisch, an dem 14 Leute Platz hatten, Lampions in den Bäumen, Lichterketten, die den Weg wiesen, ein leckerer Punsch, Geschichten und Lieder voller Leichtigkeit, nette Menschen, Kerzenlicht.
„Hygge“ war allerdings keine geschlossene Gesellschaft, jeder war willkommen. Türen und Herzen waren offen.
„Det var hyggelig!“ – So haben wir es empfunden – in großer Runde, nach außen offen,
besonders intensiv.

12. Dezember – Hoffnungszeichen

1984. Wir denken an den berühmten Roman von George Orwell, der einen totalitären Überwachungsstaat beschreibt. „Big brother is watching you“.
1984 wird Richard von Weizsäcker zum Bundespräsidenten gewählt.

1984 sitzt der irische Rockmusiker Bob Geldorf vor seinem Fernsehgerät und sieht eine Reportage über die Hungersnot in Äthiopien. Monatlich sterben dort 20 000 Kinder an den Folgen der Unterernährung.
Die Bilder der hungernden Kinder lassen ihn nicht mehr los. Es kann doch nicht sein, dass diese Kinder ohne Hilfe bleiben. Unmöglich, dass wir tatenlos zuschauen.
Zusammen mit einem anderen Musiker schreibt er das Lied „Do they know it’s christmas“. Den Erlös aus dem Verkauf spendet er für die Kinder in Äthiopien.
Er ruft das Projekt „Band Aid“ ins Leben, um Geld gegen den Hunger in Äthiopien
zu sammeln. 1985 organisiert er das weltweite Konzert „Live Aid“.

Das Lied singt davon, dass es vor unserem Fenster noch eine andere Welt gibt,
eine Welt mit Angst, Leid und Problemen.
Wir möchten Hoffnung bringen für die Orte, die ohne Hoffnung sind,
für die Menschen, die ohne Hoffnung sind.

„Do they know it’s christmas“. Dieses Lied haben Musiker aus Kathrinhagen und Hülsende für ihr festliches Weihnachtskonzert in Bergkirchen einstudiert.
und damit ihr Repertoire mit „Highland Cathedral“, „Feliz Navidad“,
„Petersburger Schlittenfahrt“, The First Noel“…..um einen Schatz bereichert.
Sie haben damit angezeigt, was ihnen am Herzen liegt.
Es war mir eine Freude, diesen Abend zu moderieren,
an dem wir für den Hospizverein Schaumburg-Lippe gesammelt haben.

Bestimmt fällt uns in diesen Tagen jemand ein, der durch uns spüren könnte, dass Weihnachten ist,
dass es auch für ihn Frieden, Liebe, Freiheit und Hoffnung gibt.

11. Dezember – Wie ein Geschenk

Musik bringt im Menschen etwas zum Klingen.
So haben wir es erlebt in Bremen, im Konzerthaus „Die Glocke“.
LandFrauen aus ganz Niedersachsen waren zum festlichen Weihnachtskonzert von „musica viva“ angereist.

Die Bühne im großen Saal des Konzerthauses
war bis auf den letzten Platz gefüllt mit Orchester, Chorsängern und Solisten.

Dirigent Nicolas Hrudnik (Jahrgang 1968) führte charmant, kompetent und humorvoll durch das Programm.
Beim Abendsegen aus der Oper „Hänsel und Gretel“ kamen einigen Zuhörerinnen die Tränen: „Abends, will ich schlafen gehn, vierzehn Engel um mich stehn“.
Jemand sagte: „Wir müssen uns unserer Tränen nicht schämen.
Weinen ist wie innen feucht durchwischen! Das tut gut!“

Eindrucksvoll war ein Medley mit „Alle Jahre wieder“, „Macht hoch die Tür“
und „O du fröhliche“.
Wir erlebten die Premiere von bekannten Liedern in einem neuen Arrangement. Es war toll.

Nach der Pause las Nicolas Hrudnik die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium, untermalt wurde sie mit passenden Musikstücken von „Winter Wonderland“ bis zu „Stille Nacht, heilige Nacht“.

Zur letzten Zugabe „Feliz Navidad“ hätten wir tanzen mögen.
Der Besuch in der Bremer „Glocke“ war wie ein Geschenk.

10. Dezember – Menschenrechte

Heute ist der Internationale Tag der Menschenrechte.
Am 10. Dezember 1948 wurde die Erklärung der Menschenrechte
durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet.

Im Artikel 1 heißt es:
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.

Es gibt einen goldenen Satz in vielen Kulturen und Religionen:
„Behandle die Menschen so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest.“
Mit diesem Satz werden wir nie fertig.
Überlegen Sie mal, wie Sie von anderen Menschen behandelt werden möchten.
Da fällt Ihnen bestimmt ganz viel ein.

„Behandle die Menschen so, wie du von Ihnen behandelt werden möchtest.“
Das ist ein erstaunlich guter Beitrag zur Praxis der Menschenrechte.

9. Dezember – Abtauchen

In der Vita Sol Therme in Bad Salzuflen gibt es ein Becken mit einem extrem
hohen Salzgehalt.
Das reicht nicht an die 30 % im Toten Meer, aber für mich war es ein erstaunliches Erlebnis.
Du liegst schwerelos, lang ausgestreckt auf dem Wasser. Du schwebst.
Und jetzt kommt’s:
Du tauchst den Kopf soweit ins Wasser, dass die Ohren bedeckt sind.
Du tauchst ab!
Und unter dem Wasser hörst du Entspannungsmusik, bist eingetaucht in eine andere Welt.

Das ist wie Urlaub fürs Gehirn.
Nichts denken, kein Telefon, kein Signal der WhatsApp-Gruppe, kein „Kannste mal“,
kein Küchenradio, keine Nachrichten, nichts, worauf ich reagieren muss!

So fühlt es sich an, wenn wir die Schwere des Alltags für einen Moment hinter uns lassen.
Nun können wir nicht ständig in die Sole-Therme fahren,
aber 20 Minuten Stille vor einer Kerze haben auch schon etwas Heilsames.

Wenn ich soweit bin, dass ich nur noch abhake, funktioniere und erledige,
dann ist es höchste Zeit, einmal „abzutauchen“.

Der dänische Theologe Sören Kierkegaard sagte: „Wenn alles still ist,
geschieht am meisten!“

8. Dezember – Etwas Warmes braucht der Mensch

Der Weihnachtsmarkt in Hämelschenburg war etwas Besonderes, mit dem Besuch der kleinen Kirche, vor der Kulisse des Schlosses.
Gegen die Kälte gab es einen Glühwein.

Den Abend mit den Stadthäger LandFrauen in der Kirche von Pollhagen habe ich genossen.
Gegen die kalten Füße half ein leckerer Punsch.

Heute, nach der Beerdigung im kalten Wind, habe ich zu Hause eine heiße Suppe serviert.
Etwas Warmes braucht der Mensch, wenn es draußen nass, kalt und stürmisch ist,
wenn Nachrichten uns frösteln lassen.

Der warme Ofen tut gut, eine kuschelige Decke, das neue Buch von Christine Westermann „Manchmal ist es federleicht“, das Kerzenlicht.

Für alle, die eine leckere Suppe kochen möchten, hier ein Vorschlag:

Kürbissuppe

1 kleiner Hokkaidokürbis, in kleine Stücke geschnitten
2 Zwiebeln, gehackt
1 Liter Gemüsebrühe (später nach Bedarf ergänzen)
1 Knoblauchzehe
2 Möhren, in kleine Stücke geschnitten
1 Orange, gepresst
50 g Butter
1/8 Liter Sahne
frisch geriebener Ingwer, Curry, Kurkuma, Salz, Pfeffer, Muskatnuss

Kürbisstücke, Möhren, Zwiebeln und Knoblauch in Butter dünsten
Gemüsebrühe zugeben
Köcheln lassen
Pürieren
Würzen und Sahne hinzufügen
Mit Kürbisöl servieren

Ich wünsche Ihnen, dass Sie an Körper und Seele gut gewärmt sind!

7. Dezember – Meckerfreie Zone

Es war schon spät.
Beim Wort zum Sonntag stellte der Sprecher ein lila Armband vor
und warb für eine „Meckerfreie Zone“.
Die Idee kam aus Amerika. „Typisch!“, denke ich.

Die Spielregel:
21 Tage lang versuchen, ohne Meckern, Jammern, Kritisieren und Klatschen auszukommen.
21 Tage lang deshalb, weil man sagt, in 21 Tagen kann man eine Gewohnheit verändern. Nach 21 Tagen hat sich das Gehirn an neue Routinen gewöhnt.

„Eine originelle Idee“, war mein zweiter Eindruck, ein wertvoller Beitrag zu einem entspannten Miteinander, Hygiene für die eigene Seele!
Offen für Neues, wie ich nun mal bin, bestellte ich mir ein Armband und dachte: „Nichts leichter als das!“
Ich wurde eines Besseren belehrt.

Jetzt, in der Adventszeit, möchte ich das Projekt wiederbeleben.
Mehr das betonen, was uns eint, weniger das, was uns trennt.
Dankbar zu sein für das, was wir haben und weniger beklagen, was uns fehlt.
Den anderen so behandeln, wie wir selbst gern behandelt werden möchten.
Wer weiß! Ein Klimawandel beginnt mit kleinen Schritten.
Machen Sie mit?

6. Dezember – Freude schenken

Manche alten Legenden bleiben modern, auch im Zeitalter von Wikipedia und
Super-Elekronik. Sie sind einfach liebenswert.
Mit Begeisterung putzen Kinder ihre Stiefel, stellen sie vor die Tür und rechnen mit dem großen Unbekannten, der über Nacht Süßigkeiten oder andere Überraschungen einlegt.

Nikolaus war Bischof von Myra, in der heutigen Türkei.
Er verteilte sein Vermögen großzügig an Menschen, die Hilfe brauchten.
Einmal half er einem armen Mann,
der seine drei Töchter in die Prostitution schicken wollte.
In mehreren Nächten warf Nikolaus einen Goldklumpen durch das Fenster ins Haus Familie und bewahrte dadurch die Töchter vor einem schlimmen Schicksal.

Ich war nicht dabei, aber einer hat behauptet, das Gold sei in Stiefel gefallen,
die zum Trocknen unter dem Fenster gestanden haben.
Eine schöne Geschichte, die das Aufstellen der Stiefel am Nikolaustag erklären würde.

In Braunschweig hat ein Unbekannter vor einigen Jahren viel Gutes getan.
Anonym.
Er hat in der Zeitung von Notsituationen gelesen und dann großzügig Geld gespendet.
Für die Suppenküche, für ein Hospiz, für die Braunschweiger Tafel, für eine Schule,
für eine alte Frau, die Opfer von Trickbetrügern geworden war.
Es ist kaum zu glauben, aber ca. 260 000 Euro haben als „Wunder von Braunschweig“ viel Gutes bewirkt.

Auch ohne viel Geld können wir Freude schenken – womöglich sogar heimlich.
Eine wunderbare Idee zum Nikolaustag.
Das macht zweifach glücklich: Den Empfänger und den Geber!