„Die Kirche ist die stabilste GmbH, die die Welt kennt:
Eine Gemeinschaft mit begründeter Hoffnung!“ – So hat es Peter Hahne formuliert!
Sie ist deshalb so stabil – weil Gottes Geist kräftig darin weht.
Zu allen Zeiten haben Menschen in dieser Kirche erfahren:
Der Raum zwischen Himmel und Erde,
zwischen meinen großen Plänen und den engen Grenzen des Lebens,
zwischen den vielen Herausforderungen, die auf mich warten und meiner kleinen Kraft,
der ist nicht leer.
Da ist ein Gott, der uns in dieses Leben hineingeliebt hat –
und der uns am Ende unserer Tage mit offenen Armen in Empfang nehmen wird!
Und in den Jahren dazwischen dürfen wir mitwirken an der Kostbarkeit namens Leben,
können unseren Teil dazu beitragen, dass es in dieser Welt ein bisschen freundlicher
und menschlicher wird.
Die Kirche im Dorf tut gut!
Vor zehn Jahren gab es ein Plakat, mit dem unsere hannoversche Landeskirche geworben hat.
Ich finde, es beschreibt vieles von dem, was unseren Gemeinden läuft:
Was sie bei uns finden können?
Sich selber – und mehr als das!
Menschen, die Zeit haben – auch für sie!
Einen Ort, an dem sie zur Ruhe kommen und neue Kräfte gewinnen!
Gemeinschaft, in der sie singen können,
selbst wenn sie unmusikalisch sind!
Gedanken, die herausfordern, auch sie!
Worte, die Mut machen: Mut zu leben, zu glauben, zu lieben, zu hoffen – sogar über den Tod hinaus!
Was sie bei uns finden können?
Eine Wahrheit, die frei macht und aufrichtet!
Die Welt in einem neuen Licht!
Die Kirche im Dorf tut gut!
Wer Ihre Kirche betritt, fühlt sich sofort willkommen,
das warme Kerzenlicht im Eingang,
alles so phantasievoll, mit viel Liebe geschmückt.
„Komm, zusammen mit anderen oder auch mal ganz allein!
Komm, hier bist du gut aufgehoben – mit allem, was du mitbringst!
hier kannst du loswerden, was dich belastet.
Komm, hier bekommst Du Trost und Lebenszunder.
hol dir Proviant für das, was zuhause oder bei der Arbeit auf dich wartet!“
Wir brauchen offene Kirchen!
Nicht irgendwo, sondern genau da, wo wir wohnen!
Dass man sich auch in der Woche mal hinsetzen kann,
wenn einem danach ist –
in diesen Raum, in dem Menschen über die Jahrhunderte ihr Glück und ihr Leid vor Gott gebracht haben.
In diesen durchbeteten Raum, wo wir spüren, dass Gott in besonderer Weise nahe ist.
Wir brauchen offene Kirchen, die den Menschen signalisieren:
Du bist herzlich willkommen!
Die Kirche im Dorf tut gut!
Im Frühling 2001 hat uns die BSE-Krise in Atem gehalten.
Eine große Angst ging um in den landwirtschaftlichen Familien,
Angst vor einer Katastrophe, die die Existenz bedrohte.
Damals habe ich mit Herrn Wiechert von Holten telefoniert. „Was können wir tun?“
Wir haben zusammen mit den LandFrauen aus dem ganzen Landkreis Schaumburg einen Gottesdienst gefeiert in Rinteln,
alle eingeladen, die betroffen waren,
damit sie einen Ort für ihre Angst und Hilflosigkeit hatten.
Das tut gut,
wenn man vor Gott zusammenkommt und seine Not zum Himmel schicken kann!
Im September 2001 sind wir noch einmal zusammen gekommen in unseren Kirchengemeinden.
Da war dieser unfassbare Schock über das, was in New York passiert war.
Kommt,
lasst uns gemeinsam weinen, gemeinsam klagen, ganz dicht zusammenrücken.
Lasst uns bitten, dass wir Zugang zum Trost der Ewigkeit finden, wo uns die Erde das Heulen lehrt.
Lasst uns die Glocken läuten für den Frieden in der Welt,
dass wir nie allein sind mit dem, was ist!
Wir brauchen dieses Zusammenrücken, wenn’s drauf ankommt.
Die Welt ins Gebet nehmen,
vielleicht auch mal, wenn einer krank ist in der Gemeinde, wenn eine Familie ganz viel Kummer hat.
Die Kirche im Dorf tut gut!
Kirche war von Anfang an eine Erzählgemeinschaft.
Sie lebt davon, dass wir uns erzählen, was wir im Leben als richtig und wichtig erkannt haben,
wie wir Glauben und Zweifel auf unseren Wegen erfahren haben!
Die Menschen möchten keine glatten Sätze und hochtheologische Richtigkeiten,
davon gibt es mehr als genug – neuerdings auch im Internet!
Sie fragen nach dem, was andere erlebt haben!
Sag mal, wie war das bei Dir – damals, als du so lange krank warst. Wie bist Du mit der Angst fertig geworden? Woraus hast Du Kraft und Geduld geschöpft ? Was hat die Zeit mit Dir gemacht?
Du hast doch Erfahrungen damit, wie das ist, wenn die Eltern alt werden – mit allem, was dazu gehört?
Wie bist Du damit umgegangen? Wie hast Du das weggesteckt mit der körperlichen und seelischen Belastung, mit allen Reibereien, die dazugehören?
Darf ich dich mal was ganz persönliches fragen: Wenn man sich Freunde wünscht und keine findet. Wenn man sich manchmal selbst nicht leiden mag und sich immer so schnell in die Schmollecke zurückzieht, anstatt auf andere zuzugehen …
Weißt du, wie man sich selbst verändern kann?
Die Kirche ist eine Erzählgemeinschaft – Es geht nicht um ein Dogma!
Es geht immer wieder um die Frage:
„Wie hab ich den großen Gott in meinem kleinen Leben erfahren?
Wie kann ich aus dem Brot des Lebens die kleinen Brötchen meines Alltags backen?“
Ich lese viel in der Bibel, ich kenne die großen Worte.
Aber wenn ich einem Menschen begegne, der mit Gottvertrauen und Tatendrang lebt – das ist immer wieder etwas besonderes.
Und in dieser Gemeinde gibt es einige davon!
Fragen Sie mal nach den Geschichten der Menschen, locken Sie andere zum Erzählen und sie werden staunen, was es da alles zu entdecken gibt!
Und werden Sie selbst zu einem Erzähler.
Die Kirche im Dorf tut gut!
Was ist das für ein erhabener Moment, wenn wir gemeinsam am Altar stehen und das Abendmahl feiern.
Da stehen wir mit unseren Geschichten aus 1001 Nacht.
Und du weißt genau,
was mancher für’n Knieselpott ist.
Und du hast mit dem einen oder anderen schon so manches erlebt.
Wie das so ist – im Dorf!
Und hier wird deutlich:
Wir leben alle von der Gnade Gottes!
Ich habe einige Male beim Austeilen des Abendmahles geholfen.
Und wenn man den Menschen in die Augen schaut beim „Christi Leib für dich gegegeben!“
Da ahnt man etwas von der Liebe Gottes.
Und ich spüre: Das ist es, nach dem wir uns alle sehnen:
Gut aufgehoben sein mit allem, was ist!
Ja, wir sind verschiedener Meinung, aber wir gehören alle zusammen.
Ja, jeder geht seinen Weg – und trotzdem sind wir alle gemeinsam unterwegs!
Man geht anders miteinander um, wenn man anfängt, etwas von diesem Geheimnis zu erahnen.
Die Kirche im Dorf tut gut!
Das Evangelium besteht nicht aus Worten – es will gelebt sein!
Wer mag immer nur Speisekarten lesen? – Irgendwann wollen wir doch auch genießen, was da versprochen wird!
In der Gemeinde vor Ort gibt es Menschen mit ganz verschiedenen Begabungen – und wenn jeder das einbringt, was er kann,
dann wird das Evangelium lebendig!
Wer gut zuhören kann und Zeit hat, hoffentlich weiß der, wie wohltuend sein Besuch für andere ist.
Wer fröhlich ist und feiern kann, der gehört in den Festausschuss, der kann etwas einfädeln in Sachen Gemeinschaft!
Wer leidvolle Erfahrungen gemacht hat und durch viele dunkle Täler musste,
der kann anderen in ähnlichen Situationen etwas weitergeben.
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In Großenwieden gibt es eine Tauschbörse in der Kirchengemeinde.
Ich halte das für eine gute Idee.
Da ist eine Pinnwand im Turm – und man kann kleine Zettelchen anheften mit den Rubriken: Ich biete und ich brauche.
„Ich könnte ihre Kinder an drei Nachmittagen in der Woche bei den Hausaufgaben beaufsichtigen, ich suche jemand, der einmal in der Woche für mich einkaufen fährt.“
„Ein älterer Mann schreibt: Ich könnte ihnen bei der Gartenarbeit helfen, ich suche jemand zum Oberhemden bügeln.“
Eine alleinstehende Frau schreibt: „Ich kann gut kochen und habe eine gemütliche Wohnung, aber mir fehlt manchmal jemand zum erzählen, einer, den ich bekochen kann“
Wenn wir das entdecken: geben und nehmen.
Geben fällt uns leichter als nehmen – so sind wir erzogen!
In einer Dorfgemeinde kann es ein lebendiges Hin und Her geben.
Keiner kann alles und keiner muss alles!
Wie oft meinen wir das und sind dann so ausgepowert.
Wichtig zuerst, dass die Vereine sich an einen Tisch setzen,
nicht konkurrieren mit ihren Angeboten – sondern sich ergänzen wie viele Puzzleteilchen zu einem großen Bild.
Und wenn das Rote Kreuz ein tolles Angebot für die Senioren hat im Dorf,
dann muss die Kirchengemeinde nicht noch eins draufsetzen.
Und wenn die Landfrauen einen Vortrag über Werte anbieten, dann ist das doch gut,
dann fahren wir dahin.
Und wenn wir Bachs Weihnachtsoratorium hören wollen, dann fahren wir zusammen in die nächst größere Stadt mit dem tollen Oratorienchor.
Jeder gibt das, was er am besten kann – und dann werden wir uns wundern, was alles zusammen kommt.
Wir schließen uns zusammen zu einem großen Bündnis für das Leben!
Und es gibt Freundschaften im Dorf, wo im Kleinen gelebt wird, was wir im Großen als richtig und wichtig erachten.
Kirche im Dorf tut gut
John F. Kennedy hat einmal gesagt: Frag nicht immer nur, was dein Land für dich tun kann. Frag doch mal, was du für dein Land tun kannst!
Ich möchte das mal übertragen:
Frag nicht immer, was die Kirche für dich tun kann. Frag doch mal, was du für die Kirche tun kannst, damit das hier richtig lebendig wird….
Du bist Kirche!
Was du von dir zurückhältst, das wird ihr an Lebendigkeit fehlen.
Es ist die Chance der Kirche im Dorf, dass wir unsere Lebenswege zusammen gehen können.
Das weiß man vielleicht erst besonders zu schätzen, wenn man etwas älter wird!
Und in jeder Gemeinde gibt es Menschen, die einen großen Reichtum in sich tragen.
Das sieht man nicht gleich.
Das ist wie bei der Suche von Trüffeln oder Diamanten.
Manchmal muss man da erst viel Hebammenarbeit leisten,
damit zur Welt kommt, was in einem Menschen an Talenten verborgen ist!
Komm, wir brauchen Dich!
Vielleicht kannst Du Gemeindebriefe austragen, Dich in der Hospizarbeit ausbilden lassen.
Vielleicht bist Du wichtig mit Deinem offenen Haus, Deinem offenen Herzen und Deinem leckeren Kuchen.
Egal wie, Du bist wichtig,
bist eine Filiale des Himmels!
Die Kirche im Dorf lassen
Wir brauchen die Seelsorger, die Lebensflüsterer.
Und zwar in der Nähe.
Die Pastorinnen und Pastoren, die unsere Geschichten kennen,
die das Evangelium dolmetschen können für Menschen wie Sie und mich,
die so predigen, dass wir behütet und tatendurstig loslegen.
Wir wollen ihnen den Rücken frei halten.
Damit sie Zeit haben für die Menschen.
Nicht auf die Uhr schauen müssen – wie die Schwestern beim Pflegedienst, wo fürs Waschen 8,5 Minuten zur Verfügung stehen, oder so ähnlich. – Stellen Sie sich einmal vor, für einen „Trauerfall“ würden dann 4 Stunden berechnet, all inclusive!
Damit Sie neue Ideen entwickeln können:
Mal die jungen Mütter zum Gespräch zwischen Eva Hermann, Ursula von der Leyen und Alica Schwarzer, mal die Landwirte, mal die, die sich trauen wollen, mal die Neubürger.
Die Kirche im Dorf tut gut!
Manche sagen: Ich habe auch meinen Glauben, aber dazu brauche ich die Kirche nicht, ich finde Gott am ehesten in der Natur! – Wir wollen das nicht abwerten.
Aber: Die Kirche (von kyriakon, die zu Christus gehören) ist immer als WIR gedacht!
Wer spricht denn sonst von der Ehrfurcht vor dem Leben,
erinnert daran, wie Zusammenleben gelingen kann? Wer pumpt denn sonst Lebensmut in diese Welt?
Wer schafft diese Weite, das Sterben als ein Heimkehren anzunehmen?
Wer redet uns in Gewissen –
und erinnert uns daran, dass wir sorgfältig mit Schöpfung und Ressourcen umzugehen,
dass wir alle in einem Boot sitzen.
Wer hütet den Schatz vom Trost und beschafft den Humus für gute Werke?
Es treibt die Menschen an Orte der Gewissheit, auch heute. Das ist die Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.
Dafür wollen wir die Glocken läuten.
Die Kirche muss im Dorf bleiben,
ganz nah bei den Menschen.
Denn da will Gott selbst hin, ganz nah zu den Menschen.