Ich trage einen großen Namen

Unser Name ist wohl das schönste und wichtigste Wort für uns.
Margarete, die Perle, Sophie, die Weisheit, Heidrun, das Geheimnis, Matthias, das Geschenk Gottes, Jonas, die Taube….
Wenn uns jemand persönlich, mit Namen anspricht, dann tut das tut, gerade in einer Zeit, wo vieles anonym geworden ist. Sie wissen: im Krankenhaus werden wir manchmal zur „Galle auf Nummer 13“ und die Begegnung mit dem netten Sparkassenbeamten wird ersetzt durch die Eingabe unserer Geheimzahl am Bank-Automaten. Der Mensch als Nummer – manchmal kommen wir uns so vor. Am Arbeitsplatz werden Menschen durch Maschinen ersetzt.

Wer uns mit Namen anspricht, der signalisiert: Ich kenne dich, ich nehme dich wahr, ich schätze dich.

Es gibt ein Lied aus dem Musical „Cats“, darin geht es um die drei Namen einer Katze. Weil so viel Weisheit darin steckt, möchte ich den Inhalt gerne auf uns übertragen.

Der erste Name ist der, den unsere Eltern uns bei der Geburt gegeben haben. Gerda, Günther, Marlene, Sabine, Justus, Johanna, Peter, Klaus….
Der zweite Name beschreibt, wie wir sind, welchen Namen wir uns gemacht haben: die Tüchtige, der Schweigsame, das Sensibelchen, die Forsche, der Freund durch dick und dünn, die Kluge, der Geduldige.
Welchen Namen haben Sie sich gemacht, wie würde man Sie beschreiben?
Der dritte Name ist ein Geheimnis. Der dritte Name ist uns bei unserer Taufe zugesprochen worden. Das war wie eine Liebeserklärung. Der Gott, der die unvorstellbare Weite des Kosmos geschaffen hat, unergründliche Geheimnisse und die kleinsten Bausteine des Lebens – der hat zu jedem von uns gesagt: „Du bist wertgeachtet in meinen Augen, ein genialer Gedanke, ein Wunderwerk aus meiner Werkstatt!“

Egal, was war, was ist und was kommen wird – wir sind aufgehoben in seiner Liebe, in unseren Jahren hier und im Anderland.
Das kann uns die Wege des Lebens nicht ersparen, auch die leid- und mühevollen nicht. Aber
was ist das für ein Glanz, wenn Gott uns immer wieder mit unserem Namen anspricht:
„Du gehörst zu mir. Ich gehe mit dir auf jedem Schritt. Ich bin deine Kraft, deine Zukunft, deine Weisheit und dein Trost!“

Von Dorothee Sölle stammen diese wunderbaren Zeilen:
Du hast mich geträumt Gott
wie ich den aufrechten Gang übe
und niederknien lerne
schöner als ich jetzt bin
glücklicher als ich mich traue
freier als bei uns erlaubt

Weil Gott uns beim Namen nennt, können wir aufblühen. Egal, wie unsere Lebensgeschichte aussieht: Wir tragen einen großen Namen, denn Gott hat sich festgelegt:
„Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein!“ (Jesaja 43,1)

In herzlicher Verbundenheit, Ihre Heidrun Kuhlmann

P.S.: Vielleicht sollten wir unsere Mitmenschen in Zukunft viel öfter und bewusster mit ihrem Namen ansprechen….

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