Ich habe euch immer gesagt, wir müssen die Menschen fröhlich machen

Elisabeth von Thüringen war eine Frau, die das Evangelium gelebt hat. Sie hat sich nicht mit der Not der Menschen abgefunden – sie hat Zeichen der Liebe dagegen gesetzt!

In diesem Jahr feiern wir ihren 800. Geburtstag – und ich denke, sie hätte ihre Freude daran, wenn wir nicht nur ihren Goldschrein in Marburg bewundern, sondern ins Fragen kommen, wie wir hier und heute den Satz umsetzen können, der ihr Lebensmotto beschreibt: „Ich habe euch immer gesagt, wir müssen die Menschen fröhlich machen“.

Elisabeth wurde 1207 in Ungarn geboren und als kleines Kind dem thüringischen Landgrafen zur Heirat versprochen. Mit 4 Jahren musste sie ihre Heimat, ihre Eltern und vieles Liebgewordene verlassen und wurde auf die Wartburg gebracht!!! – Hermann, dem sie versprochen war, stirbt – sie heiratet seinen Bruder Ludwig und wird 1221 Landgräfin von Thüringen.

Das Elend der Kranken und Benachteiligten rührt sie an. Sie baut ein Pflegeheim, für das sie fast ihr gesamtes Vermögen einsetzt. Jeder Bedürftige wird aufgenommen und erhält dieselbe Pflege. Standesunterschiede sind aufgehoben. Es gibt nur ein Essen und eine Medizin für alle. In Elisabeths Modell gehen Vorsorge, Pflege, Seelsorge, psychische Betreuung und Sterbegleitung Hand in Hand. Sie lebt im 13. Jahrhundert eine Vision, die für die kommenden Jahrhunderte zum Leitbild christlicher Pflegekompetenz werden sollte. – Eine mutige, ungewöhnliche Frau.

Zuwendung statt Gleichgültigkeit, Nähe statt Distanz – das ist ihr Programm. Ihre Kraft für alle Liebe und allen Einsatz holt sie sich aus dem Glauben.

Es gibt ein modernes Kirchenlied, das an Elisabeth erinnert:

Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht – und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt, dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt. Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht in der Liebe, die alles umfängt.

Wenn die Hand, die wir halten, uns selber hält – und das Kleid, das wir schenken, auch uns bedeckt, dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt. Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht in der Liebe, die alles umfängt.

Elisabeth ist nur 27 Jahre alt geworden, sie hat sich verzehrt in ihrem Engagement. Sollen wir das bewundern? – „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, sagt Jesus. Wie dich selbst!!! – Wir dürfen uns auch selbst lieben, unserem Körper Ruhe gönnen, unsere Seele mit Lebe-Lust infizieren, uns an etwas Schönem erfreuen. Wie soll ein Mensch andere lieben können, der sich selbst ständig vernachlässigt!!

Es heißt: „Heilige sind Menschen, die es anderen leichter machen, an Gott zu glauben. Ob im Gelingen oder im Scheitern, durch sie leuchtet etwas auf von einem Licht, das nicht von dieser Welt ist!“ – Elisabeth war so ein Mensch! Das macht sie für uns so interessant! Auch für uns Evangelische!

Und ich überlege seit dem Besuch in Marburg, wie das bei mir mehr und mehr Gestalt bekommen kann: „Ich habe euch immer gesagt, wir müssen die Menschen fröhlich machen!“

Ein schönes Wochenende, genießen Sie die Herbstsonne.

Ihre/Eure Heidrun Kuhlmann

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