Grünkraft – 4. 12.

Die Forsythien-Zweige sind geschnitten und stehen jetzt in der Vase, an einem warmen Platz im Haus.
In jedem Jahr bin ich gespannt, ob sie es schaffen werden, zum Weihnachtsfest zu blühen.

Als ich durch den Garten gegangen bin, kamen mir bei einigen Pflanzen Zweifel,
ob sie durchkommen werden.
Die Hortensien, einige Azaleen und neu eingepflanzte Stauden haben extrem
unter der Trockenheit gelitten.
In diesem Sommer haben wir eine Ahnung bekommen, wie kostbar das Wasser ist,
wie alles mit allem in der Natur zusammenhängt,
wie das, was Menschen tun, Auswirkungen hat auf das große Ganze.
Hildegard von Bingen spricht von der „Grünkraft“, von der göttlichen Wachstumsenergie.
Ich bin gespannt, wie sich alles entwickeln wird.

Heute ist Barbara-Tag. Wir denken an eine Frau, die für ihre Freiheit gekämpft hat, gegen einen Vater, der sie in einem Turm eingesperrt hatte und zum Tode verurteilte.
Auf dem Weg ins Gefängnis verfing sich ein trockener Zweig in ihrem Kleid. Sie stellte ihn in ihr Trinkglas. Am Tag ihrer Hinrichtung blühte er.

Neues Leben kann aufblühen, auch da, wo wir es nicht für möglich halten,
wo wir uns abgefunden hatten mit dem, was ist.
Überraschungen und Befreiungen sind möglich.
Menschen, die verstummt waren, finden neue Worte.
Menschen, die sich nichts zutrauten, wagen etwas.
Menschen, die unter Druck standen, entdecken eine nie geahnte Gelassenheit.
Ich bin gespannt!
Im nächsten Jahr schreibe ich Ihnen,
was aus den vertrockneten Hortensien geworden ist.

Schokokuss-Test – 3.12.

In der Psychologie gibt es ein ganz bekanntes Experiment.
Es ist der „Marshmallow-Test“.
Kinder werden vor ein Marshmallow gesetzt. Ihnen wird gesagt:
„Du kannst es jetzt sofort essen,
du kannst aber auch warten, dann bekommst du zwei.“
Ob jemand warten und verzichten kann, das soll etwas aussagen über seine Willenskraft und Selbstkontrolle.

Wir haben das mit den Enkelkindern ausprobiert.
Statt Marshmallows gab es Schokoküsse.
„Möchtet ihr den einen essen, der vor euch steht,
oder in zwei Stunden einen zweiten dazubekommen!“
Es hat uns erstaunt: Alle wollten warten.
Nach einer Stunde die Frage: „Wollt ihr die zwei essen,
oder in zwei Stunden die doppelte Menge haben?“
Alle wollten warten.
Das Experiment endete abrupt damit, dass wir für fünf Enkel nicht genug Schokoküsse zur Verfügung hatten.

Es ist Advent.
Ich frage mich: Habe ich die innere Freiheit, auf einige Köstlichkeiten zu verzichten, mit dem Erfolg, dass ich weiterhin in meine Hose passe?
Kann ich kurzzeitig auf etwas Verlockendes verzichten,
um ein langfristiges Ziel zu erreichen?
Kann ich auch mal was liegenlassen, um etwas anderes intensiv zu genießen?

Ich darf selbst bestimmen, wofür ich mich entscheide. Das ist ein gutes Gefühl.
Und es gibt viele Chancen, im Advent damit zu experimentieren.
Im Neuen Testament steht:
„Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.
Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf!“ (1. Korinther 10, 23)

Köstlichkeiten – 2.12.

Großmutters Herd wurde mit Holz und Kohle geheizt.
Manchmal durfte ich Brot darauf rösten.
Mit Butter und Salz wurde das zu einem echten Hochgenuss.
Wenn wir an die kulinarischen Klassiker unser Kindheit denken, kommen viele Erinnerungen und Emotionen hoch.
Die Abende beim Kartoffelfeuer werde ich nie vergessen, wenn die Familie nach der Ernte zusammensaß,
wenn viel erzählt wurde und die Kartoffeln in der Glut brutzelten.

Unsere Kinder schwärmen von der Gummibärchen-Torte, mit der meine Mutter jeder Geburtstagsfeier ein Highlight setzte.
Sie schwärmen vom Grünkohl mit Kasseler, von der Schaumburger Hochzeitssuppe und dem Vanillepudding mit Himbeeren.
Gerne haben sie als Erwachsene mit Mutter’s eingelegten Gurken und dem Zwetschgenmus ein Stück Zuhause eingepackt.
Die Kinder wünschten sich eine Sammlung ihrer Top-Rezepte. „Das darf doch nicht verloren gehen!“
Nun habe ich alle „Köstlichkeiten“ zusammengetragen. Ich empfinde es als eine besonders liebevolle Erinnerung an einen Menschen,
wenn wir seine Rezepte nachkochen und an unsere wertvolle gemeinsame Zeit an einem großen Tisch denken.

Haben Sie Lust auf Mutter’s Bratapfelkuchen?

Für den Teig:
250 g Mehl, 100 g Zucker, 150 g Butter, 1 Ei, 1 Prise Salz.
Zu einem Mürbeteig verarbeiten und in eine gefettete Springform geben.

Für den Belag:
Etwa 7 Boskop-Äpfel, waschen, schälen, entkernen und auf den Teig setzen.

750 g Sahne, 1 Päckchen Vanille-Puddingpulver,
1 Päckchen Vanille-Soßenpulver, 100 g Zucker.
Sahne, Puddingpulver, Soßenpulver und Zucker zu Pudding kochen
und sofort auf den Boden mit den Äpfeln geben.

Ca. 1 Stunde bei 180 ° in den Backofen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen 1. Advent

Sekundenglück – 1. 12.

Regenbogen, Sternenhimmel und Sonnenuntergänge.
Menschen, die tanzen, Schlittschuhfahren, sich umarmen
und in Ruhe ein Buch genießen. Kinder, die mit Begeisterung in Pfützen hüpfen, lachen und toben.

Das sind Momentaufnahmen, wie Menschen Glück empfinden.
Sie wurden für ein Video zusammengetragen, um das neue Lied von Herbert Grönemeyer zu illustrieren:
„Es sind die einzigartigen tausendstel Momente. Das ist, was man Sekundenglück nennt.“
Bei den vielen negativen Nachrichten, die uns Angst machen und Kummer bereiten, bei denen der Boden unter uns bebt, erinnert das Video daran, wie schön, erhaben und leicht das Leben sein kann.

Es ist Advent.
Ein Kalender, der mich seit einigen Jahren durch diese Zeit begleitet, hat 24 leere
Felder. An jedem Tag notiere ich Sekundenglück, etwas, über das ich mich gefreut habe, für das ich dankbar bin.
Erstaunlich, was bis zum Weihnachtsfest zusammenkommt, wie viel Gutes in ganz normalen Tagen stecken kann. Wie viel Gutes, auch wenn wir ständig daran erinnert werden, dass mitnichten alles gut ist um uns herum.

Was erwarten wir in dieser Zeit?
Es heißt: Schwerter werden zu Pflugscharen, Wüsten werden blühen, kein Volk wird sich über das andere erheben. Lahme werden tanzen und Stumme werden wieder sprechen. Wir bekommen Antworten auf die vielen Fragen, die uns hier und jetzt bedrängen. Über der verletzten, zerbrechlichen Erde geht die Herrlichkeit Gottes auf.

Noch ist es nicht soweit.
Wir wissen nicht, was kommt, was auf uns zukommt.
Aber das, worauf wir hoffen, schickt seine Strahlen voraus.
Wir bekommen einen Vorgeschmack, wie das ist, wenn der Himmel die Erde berührt.
Lassen Sie uns das kleine Glück nicht verpassen, während wir auf das große warten.

Ich wünsche Ihnen Sekundenglück im Advent, in dem etwas aufleuchtet von Gott,
mitten in unserer Welt.

Reden und reden lassen

Worte wirken.
Worte können wohltun und wehtun.
Sie können Nähe schaffen und Distanz.
Sie können ermutigen oder verunsichern.
Wir können Klärungen schaffen und Missverständnisse in die Welt setzen.
Worte haben eine große Macht.
Sie bestimmen, wie unsere Beziehungen zu anderen Menschen aussehen.

Ein spannender, alltagstauglicher Annäherungsversuch an die Kunst der Kommunikation.

Trag deine Termine mit einem Bleistift ein

Planung muss sein. Natürlich. Damit wir dem Leben Richtung geben können, müssen wir doch wissen, wo wir hinwollen.
Es gibt Familienplanung und Karriereplanung. Mit Akribie planen wir die finanzielle Zukunft, den nächsten Urlaub und die Feier des runden Geburtstages.
Wir tragen unsere Termine in einen Kalender ein, oft lange Zeit im voraus: die Konfirmation des Jüngsten, die Silberhochzeit, Omas 80. Geburtstag, das Vereinsjubiläum.
Planung muss sein. Aber wann ich plane, fällt mir der kluge Mann ein, der mir bei einem Seminar Folgendes gesagt hat: „Wenn du planst und deine Termine in den Kalender einträgst, dann nimm einen Bleistift. Vielleicht musst du noch einmal nachbessern. es kann sein, dass das Leben, dass Gott noch andere Termine für dich vorgesehen hat. Dann fall nicht aus den Wolken. Stell dich früh genug darauf ein, dass sich alles auch ganz anders entwickeln kann, als du es geplant, gewünscht und erhofft hast. Gönn dir diese Nüchternheit. Nimm einen Bleistift!“
Ich sitze vor meinem Kalender, mit Vorfreude, Tatendrang und Nüchternheit.
Oft schon habe ich an den klugen Mann gedacht, wenn alle Planung über den Haufen wurde.

23. Dezember – Nach Hause kommen

Zwei Söhne sind schon angereist. Der eine mit seiner Familie aus Schweden,
der andere aus Köln.
Die langen Wege haben sie gerne in Kauf genommen.
Weihnachten möchten sie zu Hause sein, da, wo der Zauber vergangener Tage lebt.
„Driving home for Christmas“ höre ich im Radio, während ich das Mittagessen zubereite.
Wie schön, dass sie da sind.

Ist ja klar: Sie haben einen Haustürschlüssel,
und wissen, wo sie hingehören und aufgehoben sind, mit allem, was sie mitbringen.
„Herrlich, es duftet nach zu Hause“, sagt der Große.
„Wann kommen denn die Schwestern?“

Und dann geht es los: Sie erzählen sich Geschichten von „früher“.
Im Wohnzimmer hängt die Leine, an der alle Weihnachtskarten aufgehängt werden,
wie „früher“.
Der Herrnhuter Stern leuchtet, wie „früher“.
Natürlich gibt es ihre Lieblingsgerichte: Kartoffelsalat am Heiligabend,
Hochzeitssuppe, Grünkohl, Filettopf ….
Interessiert fragen sie: „Wie geht es denn…?“
Zu Hause, das sind Menschen, mit denen sie etwas verbindet.

Weihnachten ist die Sehnsucht nach einem Zuhause.
Menschen möchten wissen, wo sie hingehören, mit allem, was ist und was fehlt.
Und es ist wohl das größte Geschenk,
was wir zu Weihnachten bekommen können: Wir haben ein Zuhause bei Gott,
egal, wie es in unserem Leben gerade aussieht!

22. Dezember – aufgedeckt

Die Schaumburger LandFrauen haben ein Kochbuch herausgegeben.
Eines, das im modernen Layout daherkommt,
mit pfiffigen Ideen für die junge, leichte Küche.

Die Rezepte sind nach Jahreszeiten geordnet.
Wir können also verwenden, was gerade Saison hat.
Und, was auch sehr wichtig ist: Alle Rezepte sind schnell und einfach
zuzubereiten.

Hier einige Leckermacher für den Winter, vielleicht für das Weihnachtsmenü:
Schweinefilet mit Walnussfüllung, Entenbrust mit Orangen-Schalotten,
Rote-Zwiebelmarmelade, Weiße-Schokladen-Spekulatius-Creme, Apfelbrot….
Und für die jungen Leute den „Winter Schaumburger“.
Haben Sie Appetit bekommen?

Mit dem „Schwedenbecher“ können wir uns und unsere Lieben verwöhnen:
Zutaten: 2-3 EL Apfelmus, 4 Kugeln Vanilleeis, 125 ml Sahne, Eierlikör,
gehackte Nüsse.
Sahne steif schlagen. In einer Pfanne Nüsse rösten.
Eis, Apfelmus und Sahne dekorativ in einer Schale abwechselnd schichten.
Zum Schluss Eierlikör und die gerösteten Nüsse darüber verteilen.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die an dem Kochbuch mitgewirkt haben.
Chapeau!

Wer noch ein Geschenk zum Fest braucht oder sich selbst etwas Gutes gönnen möchte,
hier können Sie das Buch mit dem originellen Titel „aufgedeckt“ bestellen:
www.landfrauen-schaumburg.de

21. Dezember – Die Kerze auf der Fensterbank

Im Sauerland gibt es die Tradition, dass man für Menschen, denen man in besonderer
Weise verbunden ist, eine Kerze auf die Fensterbank stellt und an sie denkt.
Ein Drechslerfreund meines Mannes, der im Sauerland wohnt, hat uns von dieser Tradition erzählt.
Er schrieb, er habe in seiner Werkstatt eine Kerze für uns aufgestellt.
Das hat uns sehr berührt, in einer Zeit, in der wir großen Kummer hatten.

Aneinander denken, miteinander verbunden sein, einander Gutes wünschen, füreinander beten, darin steckt eine große Kraft.

Wir vertrauen Menschen, die außerhalb unserer Reichweite und unserer
Einflussmöglichkeiten sind, Gott an.
Zum Beispiel unsere kleinen und großen Kinder, unsere Freunde.

1989 haben Gebete und Gedanken wesentlich dazu beigetragen,
dass die Mauer in Berlin gefallen ist.
Im damaligen Staatsrat der DDR hat man gesagt:
Mit allem hatten wir gerechnet, aber nicht mit Gebeten und Kerzen.

Wir feiern Weihnachten nicht in einer heilen Welt.
Ich stelle mir vor, viele Menschen würden eine Kerze aufstellen und ihre guten
Gedanken und Gebete auf Reisen schicken,
für ihr persönliches Umfeld, bis zu denen, die Verantwortung tragen in Berlin,
Paris, Washington, Moskau, Ankara, Jerusalem, Pjöngjang und Peking.

20. Dezember – Mir fehlen die Worte

Ich saß am Schreibtisch mit einem Stapel Weihnachtskarten
und dachte an Tim Bendzko.
In einem Lied singt er: „Mir fehlen die Worte, ich hab die Worte nicht,
dir zu sagen, was ich fühl….“

Ich möchte dem Empfänger der Karte sagen,
was mich bewegt, wenn ich an ihn denke,
was ich an ihm schätze,
was ich ihm jenseits aller Floskeln wünsche,
wie mir zumute ist zu Weihnachten 2017.
Aber wie?

Wie sage ich,
dass ich uns in diesen Tagen Licht von Gott wünsche,
damit es hell wird in uns und durch uns?
Ist das nicht eine Nummer zu groß?
Wie sage ich,
dass der Himmel die Erde berührt zu Weihnachten,
mit seinem Geist und seiner Kraft – auch heute, auch uns?
Wie sage ich,
dass wir nicht allein sind auf den Wegen unseres Lebens –
wo ich doch weiß, wie die Wege des Empfängers meiner Karte gerade aussehen?

„Mir fehlen die Worte, ich hab die Worte nicht“.
Und nun?
Ich rufe an – und komme „wie gerufen“.
Die Worte sprudeln.
Wir sind einander sehr nah,
sprechen über Kummer und Hoffnung, über Schönes und Trauriges.
Die vertraute Stimme tut gut.
Wer weiß, was da von ganz oben gefügt worden ist.

Auf der Karte hätte gestanden „Frohes Fest“.
Wir hatten uns mehr zu sagen, viel mehr
und das war wunderschön.