14. Dezember – Josef

Ich habe ihn richtig liebgewonnen: Josef, den Zimmermann. Bodenständig, fleißig und zuverlässig ist er. Systemrelevant. Er ist jemand, der nicht in allem ein Problem sieht. Er sieht in allem eine Herausforderung, eine Möglichkeit. Wie Handwerker so sind!

Josef verliebt sich, blüht auf, schmiedet Zukunftspläne, sieht sich als Vater von vielen Kindern. – Und dann kommt jene Nachricht, die ihn umwirft. „Wie jetzt?“ – „Schwanger?“ – „Wie soll das gehn?“ Er ist enttäuscht, irritiert, hilflos, vielleicht auch wütend. „Kann man sich so in einem Menschen täuschen?“ – Was soll er tun? – Josef bekommt eine Weisung von „ganz oben“, die ihm zeigt, wie es weitergehen kann. „Fromm“ meint für ihn nicht nur Innerlichkeit. Für ihn ist es auch das Wissen, dass die Gesetze des Lebens nicht zur Disposition stehen: die Schwerkraft nicht, das Atmen und die Endlichkeit auch nicht. Und wenn man Gott nicht mehr Gott sein lässt, dann schafft man selbst ernannte Götter – und Zustände, die unserer Welt große Probleme bereiten!

Die Frömmigkeit des Josef ist geerdet: In der Verantwortung vor Gott und den Menschen tun, was zu tun ist. Er bleibt bei Maria, zieht mit ihr nach Bethlehem, sucht ein Lager, stellt eine Laterne auf, versorgt sie mit Essen und Trinken, hält ihr die Hand, als die Wehen heftiger werden. – Er ist der starke Mann an der Seite einer Frau, die Hilfe braucht. – Später wird er dem kleinen Jesus zeigen, wie man mit Holz arbeitet, wie man Zwillen baut und Vogelstimmenpfeifen. – Genaues wissen wir nicht!

Josef hilft auf seine Weise mit, dass Gott in die Welt kommen und Mensch werden kann. Ich wünsche uns gerade in dieser Adventszeit 2020, in einem Lockdown, der uns viel zumutet, dass etwas zu spüren ist von Glaube, Liebe und Hoffnung, auch durch uns!

13. Dezember – Ich bin getauft

Ein Stück Kreide bekamen die Gäste beim „Erlebnisraum Taufe“ mit auf den Weg. Die Kreide erinnert an Martin Luther. Der hat damit an schwierigen Tagen, wenn er unter Druck stand und verzweifelt war, auf seinen Tisch geschrieben: „Ich bin getauft!“ Er hat sich damit vor Augen geführt, was ihm in Krisen Halt gab, dass Gott mit seiner Taufe Ja zu ihm gesagt hatte. Und dieses Ja galt, auch in den Konflikten seines Lebens und sogar über dieses Leben hinaus. Seine Taufe war ihm ein Anker, gerade in Zeiten des Zweifels. „Am Glauben kann man zweifeln, an der Taufe nicht“, hat Martin Luther geschrieben.

Im „Erlebnisraum Taufe“ konnten viele Menschen in diesem Sommer noch einmal dem nachspüren, was die Taufe für sie bedeutet, dieser Zuspruch Gottes: „Du bist mein geliebtes Kind!“

Pastorin Dr. Heike Köhler ist die Projektleiterin des „Erlebnisraums Taufe“, der zum ersten Mal 2017 in Wittenberg installiert war und in diesem Jahr in der Stiftskirche in Obernkirchen zu besuchen war. Auch 2021 werden Sie dort die Gelegenheit zu einem Besuch haben.

12. Dezember – Hand in Hand

In diesem Jahr hat mein Mann ein entzückendes russisches Volksmärchen entdeckt. Es heißt: „Das Rübchen“.

Der Großvater möchte im Garten eine Rübe ernten. Er zieht und zieht, schafft es aber nicht. Was tun? Er ruft die Großmutter zur Hilfe. Oma fasst den Opa an, Opa fasst die Rübe an. Sie ziehen und ziehen, schaffen es aber nicht. Und nun? Großmutter ruft die Enkelin. Das Mädchen fasst die Oma an. Die Oma fasst den Opa an. Der Opa fasst die Rübe an. Sie ziehen und ziehen, schaffen es aber nicht. So geht es weiter mit einem Hündchen und einem Kätzchen. Immer wieder das gleiche Spiel: Sie fassen einander an, ziehen und ziehen, schaffen es aber nicht. Das Kätzchen ruft – man höre und staune – das Mäuschen. Das Mäuschen fasst das Kätzchen an. Das Kätzchen fasst das Hündchen an. Das Hündchen fasst das Mädchen an. Das Mädchen fasst die Oma an. Die Oma fasst den Opa an. Der Opa fasst die Rübe an. Sie ziehen und ziehen – und …… haben die Rübe gemeinsam herausgezogen!!

Soweit das Märchen, frei nacherzählt. Das fiel mir vorhin ein, als ich bei der Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ reinschaute. Viele machen mit, um für Menschen zu spenden, die durch die Coronapandemie ganz besonders in Not geraten sind. Das Diakonische Werk, die Caritas, viele Prominente und viele, die gespürt haben: „Ich möchte auch einen Beitrag dazulegen!“, sie ziehen an einem Strang, Hand in Hand. Egal, wie groß oder klein der Beitrag ist, wenn sich viele Menschen beteiligen, dann kommen schnell einige Millionen Euro zusammen, mit denen viel Gutes getan werden kann.

Da bin ich doch gerne dieses kleine Mäuschen, auf das es ankommt, das letztlich den Ausschlag gibt. Ein schönes Gefühl!

11. Dezember – Zeit statt Zeug

Junge Leute greifen diesen Gedanken gerne auf. Zeit schenken, die Freunde oder Familien miteinander verbindet, das ist der neue Trend, eine eigene Bewegung.!

Eine ältere Bekannte sagte: „Ich verschenke neuerdings Gutscheine für Unternehmungen, bei denen ich selbst dabei sein kann und wir miteinander etwas erleben. Die Zeit wird immer kostbarer für mich!“

Das 76. Kochbuch wünsche ich mir nicht, aber gemeinsames Kochen, so, wie damals bei Alfred Biolek. Schnippeln, bruzzeln, plaudern, Küchenwein trinken, sich aneinander freuen und später etwas Leckeres auf den Tisch bringen.

Der Enkel bekommt einen Gutschein für 50 Kniffelpartien. Damit beschenkt die Oma sich selbst und freut sich wie ein kleines Kind. – Der Opa besorgt keinen teuren Technik-Baukasten, sondern einen Lötkolben mit Schaltkreisen für Spielchen. Und dann gehts los – mit einem super Coach!

Schenkt uns eine Woche gemeinsamen Urlaub! Eine Woche, in der wir alle zusammen sind, reden, feiern, einander wahrnehmen, beflügeln, entlasten. Wir sind ein gutes Team!

Schenkt uns einen Tag Hilfe beim Laubharken und beim Schneiden der Hecken, an dem deutlich wird „Wir haben etwas miteinander zu tun“, der eine ist für den anderen da. Schenkt uns zwei Stunden zur Lösung unserer Computerprobleme. Statt eines Gutscheins im Fitnessclub lasst uns gemeinsam einen Tag lang wandern!

Das alles verspricht Momente, die eine besonderen Glanz haben! Das wichtigste ist, dass wir zusammen sind!

10. Dezember – Von guten Mächten wunderbar geborgen

19. 12. 1944, Kellergefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße

Meine liebste Maria!

Ich bin so froh, daß ich Dir zu Weihnachten schreiben kann, und durch Dich auch die Eltern und Geschwister grüßen und Euch danken kann. Es werden sehr stille Tage in unseren Häusern sein. Aber ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, je stiller es um mich herum geworden ist, desto deutlicher habe ich die Verbindung mit Euch gespürt. Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe ausbildet, die wir im Alltag kaum kennen. So habe ich mich keinen Augenblick allein und verlassen gefühlt. Du, die Eltern, Ihr alle, die Freunde und Schüler im Feld, Ihr seid mir immer ganz gegenwärtig. Eure Gebete und guten Gedanken, Bibelworte, längst vergangene Gespräche, Musikstücke, Bücher bekommen Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor. Es ist ein großes unsichtbares Reich, in dem man lebt und an dessen Realität man keinen Zweifel hat. Wenn es im alten Kinderlied von den Engeln heißt: „zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken“, so ist diese Bewahrung am Abend und am Morgen durch gute unsichtbare Mächte etwas, was wir Erwachsenen heute nicht weniger brauchen als die Kinder. Du darfst also nicht denken, ich sei unglücklich. Was heißt denn glücklich und unglücklich? Es hängt ja so wenig von den Umständen ab, sondern eigentlich nur von dem, was im Menschen vorgeht. Ich bin jeden Tag froh, daß ich Dich, Euch habe und das macht mich glücklich froh …

… Hier sind noch ein paar Verse, die mir in den langen Abenden einfielen. Sie sind der Weihnachtsgruß für Dich und die Eltern und Geschwister.

Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, – so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr …

Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

Die Auszüge sind aus dem Buch „Brautbriefe Zelle 92“ , Dietrich Bonhoeffer und Maria von Wedemeyer 1943 – 1945, C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1995, Seiten 208 und 209. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.

2006 haben wir in Rinteln einen LandFrauen-Gottesdienst gefeiert. Der damals hochbetagte Pastor i.R. Konstantin von Kleist-Retzow, ein Cousin der Maria von Wedemeyer, hat diesen Brief vorgelesen. Das hat uns alle tief bewegt.

9. Dezember – Meinungsbildung

Indianer wollten von ihrem Medizinmann wissen, wie der kommende Winter wird. Er weiß es nicht, will aber sein Ansehen nicht verlieren. Was soll er sagen? Ein harter Winter, auf den man nicht vorbereitet ist, kann verheerende Folgen haben. Der Medizinmann verkündet deshalb, dass es einen strengen, eisigen Winter geben wird. In Panik rennen die Indianer am nächsten Tag los und sammeln Holz.

Der Medizinmann bekommt ein schlechtes Gewissen ob seiner nicht fundierten Aussage. Er ruft in der Stadt beim Wetterdienst an: „Wissen sie, wie der Winter wird?“ – „Ja, der wird sehr hart!“ – „Woher wissen sie das so sicher?“ – „Wir haben untrügliche Zeichen.“ – „Ach, und welche sind das?“ – „Bitte sagen sie es nicht weiter, aber die Indianer sammeln Holz!“

Es ist erstaunlich, wie viele sich derzeit für Experten halten im Umgang mit dem Corona-Virus. – Gleichzeitig ist erstaunlich, wie viele Zweifel diejenigen haben, die forschen und die entscheiden müssen. Da wird gerungen, wie man das Leben schützen kann und gleichzeitig die Würde und die Freiheit des Menschen. Was ist nach dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis an Maßnahmen geboten – und welchen Preis müssen wir dafür bezahlen? Was ist zumutbar?

Wir spüren alle miteinander, wie unberechenbar und unverfügbar das Leben ist. Wie wird der kommende Winter? Ein Zuspruch gilt: „Gott hat uns nicht den Geist der Angst gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit!“

8. Dezember: „Probier es wenigstens“

Seit einiger Zeit schaut sie mit der Mama Yoga- und Pilates-Videos. Erstaunlich schnell hat unsere Enkelin die Übungen gelernt. Mittlerweile zeigt sie sich als ambitionierte „Yoga-Lehrerin“. Besonders gern bei der Oma.

5 Jahre treffen auf 66. „Puuh, das krieg ich nicht hin!“- Ihre Antwort: „Oma, probier es wenigstens. Das sagst du uns beim Essen doch auch immer!“

Probier es wenigstens! Die Füße in Backpulver baden. Täglich Kurkuma essen und 30 Minuten stramm gehen. Das hat bei Vielen eine erstaunliche Langzeit-Wirkung gezeigt!

Probier es, wenigstens bis Weihnachten!

Schau den Menschen, den du im Spiegel siehst, freundlich an und denk: „Wie schön, dass es mich gibt. Die Welt sollte wohl ohne mich nicht sein, wenn ich auch nicht immer die hellste Kerze auf der Torte bin.“

Es läuft nicht alles glatt! Ich bin enttäuscht, müde, überfordert. Ich bin ein Mensch! Weihnachten feiern wir: Da ist einer, der alles kennt, was zum Menschsein dazugehört. Das ganze Repertoire! Wir freuen uns: Alles, was war, was ist und was kommen wird, ist aufgehoben in der Liebe Gottes. Gott hebt den Menschen über sich selbst hinaus.

Solch eine Lebenssicht, solch ein Vertrauen hat bei Vielen eine erstaunliche Wirkung gezeigt! Manches lernen wir nicht nur durch studieren, sondern durch probieren!

7. Dezember – … und macht dich stark

Die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 – 1179), eine kluge, wissenschaftlich gebildete Frau, hat gesagt: „Iss diese oft und alle Bitterkeit deines Herzens und deiner Gedanken weitet sich, dein Denken wird froh, deine Sinne rein, alle schadhaften Säfte in dir minderer, es gibt guten Saft in deinem Blut und macht dich stark.“

Hildegard spricht von ihren berühmten „Nervenkeksen“. Wir können sie gut gebrauchen in dieser Zeit.

Zutaten:

400 g Dinkelmehl (Typ 630 oder 1050), 250 g Butter, 150 g brauner Rohrzucker, 200 g süße Mandeln (gemahlen), 2 Eier, 20 g Zimt, 10 g Muskat, 5 g Nelkenpulver, eine Prise Salz und Wasser nach Bedarf.

Zubereitung:

Alles zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten, 30 Minuten im Kühlschrank lagern. Den Teig auf einer bemehlten Fläche dünn ausrollen und Plätzchen ausstechen. Die Plätzchen auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und ca. 15 Minuten bei 190 ° backen.

Hinweis: Die Kekse sind nicht für Kinder und Schwangere geeignet. Erwachsene essen bitte nicht mehr als 5 Plätzchen am Tag. Laut Hildegard sind sie gut fürs Gemüt und für die Nerven.

6. Dezember – Nikolaus, echt gut

„Ich nehme die großen Stiefel, weil da am meisten reinpasst!“ – Ein Konfirmand ließ uns an seinen Überlegungen teilhaben. Es ist die alte Tradition, vor dem Schlafengehen am 5. Dezember seine Schuhe frisch geputzt vor die Haustür zu stellen und sich dann hoffnungsvoll ins Bett zu legen!

Er lebte etwa von 300 bis 350: Nikolaus, ein Bischof in Myra. Alle, die Antalya vom Urlaub her kennen, können sich ein Bild machen von seiner Heimat. Nikolaus hatte gut betuchte Eltern, verschenkte aber sein gesamtes Erbe an Arme, an Menschen, die in Not waren. Für ihn passte das nicht zusammen: Bischof sein und viel besitzen! Das war nicht im Geiste Jesu!

Nikolaus hatte eine feine Antenne, mit der er spürte, wenn jemand Hilfe brauchte. Er half, wo und wie er konnte, meistens heimlich, auf „leisen Sohlen“. Das ist seine Botschaft bis heute!

Die Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes, Petra Bentkämper, schrieb gestern zum Tag des Ehrenamtes:

„Ob es das Nähen von tausenden Stoffmasken war, das Organisieren von Einkaufshilfen für Risikogruppen, die Etablierung von Online – Stammtischen, um in Kontakt zu bleiben oder Postkartenaktionen, um Menschen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind – das Engagement von LandFrauen ist unaufhaltsam. Ich bin stolz auf die vielen engagierten LandFrauen und dankbar, ihre Präsidentin zu sein.“

Der Geist des Nikolaus, der echte, ist bis heute lebendig. Das fängt bei den Schuhen vor der Haustür an, reicht aber weiter, viel weiter, meint die ganze Welt!

5. Dezember – Tag des Ehrenamtes

Der Dichter Wilhelm Busch schrieb:
„Willst du glücklich sein im Leben, lass kein Ehrenamt dir geben….!“

Zum Glück haben die Niedersachsen seinen Rat nicht befolgt.
Jeder zweite engagiert sich im Ehrenamt, zum Wohl der Gemeinschaft.
Sie alle verdienen unsere Hochachtung: LandFrauen, Rotes Kreuz, Hospizgruppen, Kommunalpolitiker, Nabu, Heimatvereine, Dorfgemeinschaften, Sportvereine, Kirchenvorstände etc.

Eine engagierte Feuerwehrfrau erzählt begeistert von ihrem Dienst und von ihrer Philosophie.
Silke Wente ist erste Hauptlöschmeisterin bei der Freiwilligen Feuerwehr in Rannenberg (Gemeinde Auetal).
Freuen Sie sich auf jede Menge Frauen-Power.