5. Dezember – Weihnachtsbrief

Die Präsidentin des Niedersächsischen LandFrauenverbandes, Elisabeth Brunkhorst, hat einen Brief an die LandFrauen geschrieben. Ich freue mich sehr, dass ich ihn an dieser Stelle veröffentlichen darf.

„Weihnachten ist kein Zeitpunkt und keine Jahreszeit, sondern eine Gefühlslage. Frieden und Wohlwollen in seinem Herzen zu halten, freigiebig mit Barmherzigkeit zu sein, das heißt, den wahren Geist von Weihnachten in sich zu tragen,“ (Calvin Coolidge)

Liebe LandFrauen, herzlich willkommen in der Weihnachtszeit eines bewegten Jahres. Ein Jahr, das viel Enthaltsamkeit, Hoffnung, Entbehrung und Zuversicht mit sich gebracht hat. Leider können wir uns auch in dieser Adventszeit nicht befreit treffen und müssen mit Kontaktbeschränkungen leben. Lassen Sie uns nach vorne blicken. Denn ich bin sicher, bald können LandFrauen wieder aktiv sein – jede auf ihre Art und Weise.Wie wichtig uns unsere Gemeinschaft ist, haben wir in der vergangenen Zeit gemerkt. Wir sind stolz auf diese Gemeinschaft, in der wir zusammen etwas erleben und füreinander da sind. Die Gewissheit, Teil einer großartigen Gemeinschaft zu sein, gibt uns Halt und Kraft.

Seit mehr als 70 Jahren leben wir LandFrauen diese aktive und lebendige Gemeinschaft. Schon immer sind wir mit der Zeit gegangen, haben die Chance beim Schopf gepackt und uns Herausforderungen gestellt. Stillstand war nie eine Option. Dieses hervorragende Zusammenspiel war und ist die Grundlage für unseren starken Zusammenhalt im Verband von der Orts- bis zur Bundesebene – gerade auch in schwierigen Zeiten.

Die Herausforderungen hören allerdings nicht auf. Wenn wir in die Zukunft schauen, gibt es einige Themen, bei denen wir alle gefragt sind. Wir wollen gemeinsam unsere Demokratie wieder mit mehr Leben füllen, dazu gehört auch eine bessere Diskussionskultur. Das Ehrenamt muss gestärkt werden – denn ohne das Ehrenamt wäre es sehr still in unseren Dörfern. Unsere Landwirtschaft braucht eine Perspektive, von fairen Preisen bis Wertschätzung. Das große Thema Klima und Umwelt geht uns alle an. Wir alle bauen die Zukunft für unsere Kinder, das erfordert eine gehörige Portion Tatkraft, Mut und Entschlossenheit von uns. Dazu den Willen, gemeinsam neue Wege einzuschlagen. Wenn ich das jemandem zutraue, dann uns – uns LandFrauen.

Ich möchte Sie ermutigen mitzumischen, mitzumachen, mitzugestalten – jede auf ihre Art und Weise. Ich wünsche Ihnen von Herzen fröhliche Weihnachten mit lieben Menschen und glücklichen Momenten. Herzlich Ihre Elisabeth Brunkhorst

4. Dezember – Hoffnungsmenschen

Es ist ein alter Brauch, am Barbara-Tag Zweige von einem Kirschbaum abzuschneiden. Man stellt sie in lauwarmes Wasser und sucht für die Vase einen hellen, nicht zu kalten Platz im Haus. Wenn die Zweige regelmäßig frisches Wasser bekommen, werden sie am Weihnachtstag blühen.

Dieses Ritual tut gut, wenn es draußen kalt ist, wenn der Wind ums Haus fegt und uns der Winter-Blues erwischt. – Wir ahnen: Da ist etwas im Gange, gegen allen Augenschein: Schau hin, fühl hin! Da blüht etwas auf, das längst erstorben schien.

Wer am Barbara-Tag Zweige vom Kirschbaum schneidet, der ist ein Hoffnungsmensch, und davon kann unsere Welt nie genug haben.

Eine alte Legende erzählt von der Heiligen Barbara, die von ihrem Vater in einen Turm gesperrt wurde. Barbara war klug und hübsch und der Vater meinte, er müsse sie abschirmen vor Männern und fremden Einflüssen. Als Barbara den christlichen Glauben als Kraft und Halt für sich entdeckte, war der Vater zornig. Er tobte. Seine „Liebe“ (oder das, was er dafür hielt) schlug in Hass und Eifersucht um. Das ging soweit, dass er Barbara in Gefängnis werfen ließ und tötete! – Auf dem Weg ins Gefängnis verfing sich Barbara’s Kleid an einem Kirschenzweig. Sie brach den Zweig ab und stellte ihn im Gefängnis in ein Wasserglas. Und? An dem Tag, an dem sie hingerichtet wurde, blühte der Zweig. So die Legende!

Wir kennen Geschichten von Menschen, die kleingehalten werden, deren Flügel beschnitten worden sind, in deren Leben etwas erstarrt ist. Der Barbara-Zweig ist ein Zeichen der Hoffnung. Etwas Neues ist möglich. Menschen, die verstummt waren, finden neue Worte. Menschen, die sich nichts zutrauten, wagen etwas. Menschen, die unter Druck standen und sich verbogen haben, entdecken eine nie geahnte Gelassenheit. – Ich bin gespannt!

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3. Dezember – Demut und Dankbarkeit

Nun hat sie sich verabschiedet. Ich habe Angela Merkel geschätzt für ihre Kritikfähigkeit. Was hat sie nicht alles einstecken müssen! Ich habe sie geschätzt, weil sie immer wieder das Gespräch gesucht hat. In schwierigen Situationen, mit schwierigen Partnern. Ich habe sie geschätzt für ihren Satz: „Wir schaffen das!“, mit dem sie stets daran erinnert hat, wie wichtig jeder einzelne für die Gesellschaft ist!

Beim Kirchentag in Hamburg sagte sie: „Der Glaube gibt Kraft und Zuversicht, weil man weiß, man muss nicht perfekt sein, man darf Fehler machen.“ – Ja, ihr ist nicht alles gelungen, aber sie war erstaunlich stark in den großen internationalen Krisen. Menschenwürde und Menschenrechte waren die Grundlage ihres politischen Handelns.

Als sie im Sommer das Dorf Schuld im Ahrtal besuchte, reichte sie der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die Probleme mit dem Gehen hat, die Hand. Diese kleine Geste sagte mehr über Menschlichkeit als alle Worte.

Angela Merkel hat sich eingesetzt für die Belange der Frauen. Als sie die Goldene Ehrennadel der LandFrauen bekam, lobte sie: „Ohne ehrenamtlich Engagierte wäre kein Staat zu machen. LandFrauen zeigen Herz und Verstand. Das macht sie zu Vorbildern und dafür bin ich ihnen von Herzen dankbar.“

Eine rote Rose für eine große Persönlichkeit, die von sich sagt, sie habe mit „Fröhlichkeit im Herzen“ gearbeitet.

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2. Dezember – Von einem zum anderen

Überraschung. Ein netter Pastor steht vor der Haustür und überreicht einen weihnachtlichen Blumenstrauß – mit lieben Grüßen.

Zum Blumenstrauß gibt es einen kleinen Text: „Heute gehöre ich Ihnen ganz und möchte Ihnen eine Freude machen. Morgen bitte ich Sie, mich an einen lieben Menschen weiterzugeben. Sollte ich nicht mehr schön aussehen, melden Sie sich gern bei unserem Pastor, dann bekomme ich einen jungen Strauß als Ersatz, damit sich vor Weihnachten viele Menschen an mir freuen können. Ihnen und Ihren Lieben wünschen wir – trotz allem – eine besinnliche und friedliche Adventszeit. Es grüßen mit 2 G: guten Wünschen und ganz herzlich ….“

Großartig. So entsteht ein Kreislauf der Freude! Empfangen und weitergeben. Ich stelle mir 24 strahlende, glückliche Menschen vor – allesamt überwältigt von einer wunderbaren Überraschung!

Da kann ich doch nur sagen: „Chapeau“. Ich freue mich, dass ich zu einer Kirchengemeinde gehöre, in der gute Ideen sprießen und umgesetzt werden. Und ganz automatisch frage ich mich und Sie alle, ob wir womöglich auch Freude in Umlauf bringen können…..

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1. Dezember – Wenn die Zeit still steht

Die Ostfriesen gelten als Weltmeister im Teetrinken – und wie sie den Teegenuss zelebrieren, das gilt als immaterielles Kulturerbe. Ich bin in Leer und lasse mir genau erklären, wie die Zeremonie abläuft.

Die Teekanne steht auf dem Stövchen. Die Tassen sind klein und dünnwandig. Neben den weißen „Kluntjes“ liegt eine Zange und bei der Sahne der „Rohmlepel“. Zuerst füllt man drei „Kluntjes“ in die Tasse. Wenn die knacken, während der Tee vorsichtig eingegossen wird, dann hat er die richtige Temperatur. Und jetzt kommt der Höhepunkt: Mit dem „Rohmlepel“ träufelt man ganz vorsichtig die Sahne am Rand lang über den Tee. Gegen den Uhrzeigersinn – was symbolisieren soll, dass die Zeit jetzt für einen Moment still steht.

Großartig! Die Sahne schafft Gebilde, die an „Wölkchen“ erinnern. Kein Ostfriese kommt auf die Idee, den Tee umzurühren. Zuerst genießt er die cremige Sahne obenauf, dann den herben Tee und zuletzt die Süße von den Kluntjes. Das alles schafft eine Atmosphäre, die an Meditation erinnert.

Solche Momente wünsche ich uns im Advent, in denen die Zeit still steht, der Kopf frei wird – und wir ahnen, dass etwas Besonderes in der Luft liegt!

Gut schlafen können

Vor dem Bürgerhaus in Rinteln treffe ich einen besonderen Herrn. In Bronze gegossen steht er da, der Hüter in Rintelns mittelalterlichen Nächten, mit Hellebarde, Signalhorn und Laterne.

Nachtwächter sorgten für Ruhe und Ordnung in der Stadt. Sie warnten vor Feuer, Gewitter, Halunken und allem, was gefährlich werden konnte. Sie prüften, ob alle Türen zugeschlossen und alle Kerzen gelöscht waren. Das war ein wertvoller Dienst in jener Zeit, als es weder Feuerwehr noch die Nummer 110, weder Rauchmelder noch Polizei gab. Während die Nachtwächter unterwegs waren, konnten die Bewohner der Stadt ruhig schlafen.

Es ist gut zu wissen, dass einer aufpasst, dass einer sich kümmert. Bestimmt könnte ich mit der Ansage viel besser schlafen. Im Psalm 121 heißt es: „Der dich behütet, schläft und schlummert nicht.“ Gott wird uns vorgestellt als einer, dem nichts entgeht, der auf uns, unsere Lieben und die ganze Welt Acht gibt!

Ein schöner Gedanke! Für ein paar Stunden ablegen, was in unserem Kopf Karussell fährt, was unerledigt auf unserer To-do-Liste steht. Egal, ob ein Sturm aufzieht, ein Marder auf dem Dachboden randaliert oder ob schlechte Nachrichten uns erreicht haben: Jetzt ist erst einmal Ruhe angesagt. Und besser als alle anderen Aufpasser behütet uns der, der niemals schläft und schlummert.

Licht für alle Tage

Es war in der Zeit um 1830. In Hamburg. Viele Kinder hatten kein Zuhause. Sie waren verwaist oder verwahrlost, kamen aus schlimmen Verhältnissen, lebten auf der Straße und bettelten. Manche landeten auf der schiefen Bahn.

Da war ein junger Pastor: Johann Hinrich Wichern. Der konnte sich nicht abfinden mit dem Elend der jungen Menschen. Er baute eine alte Bauernkate um. Weil sie schief und krumm war, nannte man sie das „Rauhe Haus“. Die Jugendlichen konnten dort wohnen wie in einer Familie. Endlich hatten sie ein Zuhause. Da waren Menschen, die für sie sorgten. Sie lernten Lesen, Rechnen, Schreiben.

Im Advent fragten die Jugendlichen oft – wie Kinder bis heute fragen: „Wie lange ist es noch bis Weihnachten?“

Wichern hatte eine originelle Idee: Er hing in der Diele ein Holzrad unter die Decke, mit 4 weißen Kerzen für die Sonntage und roten Kerzen für die Tage dazwischen. – Jeden Morgen trafen sich alle zum Singen. Die Kinder haben erzählt, was drückt und was sie sich wünschen, für sich selbst und die Welt. Das hat gut getan…

Später schmückten die Hausbewohner das Holzrad mit Tannengrün. So entstand der Adventskranz. Ich liebe ihn in der Wichern-Variante. Da ist Licht für alle Tage!

Warten ist echt schwer

Advent! Es ist soweit! Das Haus ist geschmückt. Heimeligkeit zieht ein. Die erste Kerze brennt. Ihr Licht und ihre Wärme tun gut in dieser Zeit. Obwohl: Die Freude ist in diesem Jahr verhalten. Es ist ein großes Fragen unter uns. Menschen sind erschöpft und verunsichert. „Wie soll das noch werden?“

Wann wird es soweit sein, dass diese Welt eine Bessere wird? Wie lange müssen wir noch warten? Keine Einschränkungen mehr. Inzidenzkurven werden flacher. Und: Alle werden satt. Alle wohnen friedlich nebeneinander. Pflegende arbeiten nicht mehr am Limit. Wann wird es endlich soweit sein?

Warten ist echt schwer! Vor einigen Tagen habe ich auf eine Nachricht aus der Herzklinik gewartet. Du kannst keinen vernünftigen Gedanken mehr denken. Dann klingelte es an der Haustür. Da standen zwei liebe LandFrauen und sagten: „Alleine warten ist doof. Wir möchte dir gerne Gesellschaft leisten. Ist das okay?“ Und dann packten sie aus: Tee, Kuchen, eine Kerze, Becher und Teller.

Gemeinsam war das Warten leichter. Viel leichter! Das nimmt nicht das Bangen, aber du kannst es leichter ertragen, wenn du nicht alleine bist!“ Das ist mein Thema in dieser Adventszeit: Gemeinsam warten!

5. Dezember – Vitamin D

Ganz am Anfang, als die Welt entstand,
schuf Gott das Licht
als Grundlage allen Lebens.
Ohne Licht geht es nicht!

Untersuchungen haben ergeben,
dass viele Menschen zu wenig Vitamin D haben, das „Licht-Vitamin“.
Ihr Immunsystem ist angeschlagen.
Sie sind anfällig für Krankheiten, blass und antriebslos.

Also, raus an die frische Luft, bei jedem Wetter,
damit wir ausreichend Licht und Sauerstoff tanken können.

Unsere Seele braucht das Licht ebenso wie unser Körper,
gerade in den dunklen Monaten.
Gute Musik, ein wertvolles Buch, Gespräche mit Freundinnen,
Kerzenschein und Singen, gemeinsames Essen… all das sind Lichtquellen.

„Ich bin das Licht der Welt“, sagt der, dessen Geburt wir in 5 Tagen feiern.
In seiner Nähe kann der Mensch immer wieder Nachschub holen
an Durchhaltekraft, Kreativität und Trost für die Seele,
an Mut, weitem Horizont, Vertrauen und Hoffnung.