1. Dezember – Wenn die Zeit still steht

Die Ostfriesen gelten als Weltmeister im Teetrinken – und wie sie den Teegenuss zelebrieren, das gilt als immaterielles Kulturerbe. Ich bin in Leer und lasse mir genau erklären, wie die Zeremonie abläuft.

Die Teekanne steht auf dem Stövchen. Die Tassen sind klein und dünnwandig. Neben den weißen „Kluntjes“ liegt eine Zange und bei der Sahne der „Rohmlepel“. Zuerst füllt man drei „Kluntjes“ in die Tasse. Wenn die knacken, während der Tee vorsichtig eingegossen wird, dann hat er die richtige Temperatur. Und jetzt kommt der Höhepunkt: Mit dem „Rohmlepel“ träufelt man ganz vorsichtig die Sahne am Rand lang über den Tee. Gegen den Uhrzeigersinn – was symbolisieren soll, dass die Zeit jetzt für einen Moment still steht.

Großartig! Die Sahne schafft Gebilde, die an „Wölkchen“ erinnern. Kein Ostfriese kommt auf die Idee, den Tee umzurühren. Zuerst genießt er die cremige Sahne obenauf, dann den herben Tee und zuletzt die Süße von den Kluntjes. Das alles schafft eine Atmosphäre, die an Meditation erinnert.

Solche Momente wünsche ich uns im Advent, in denen die Zeit still steht, der Kopf frei wird – und wir ahnen, dass etwas Besonderes in der Luft liegt!