Einen Euro für das Sparschwein

Die Kaffeerunde trifft sich regelmäßig. Auf dem Tisch steht ein Sparschwein. Die Frauen haben vor einigen Jahren einstimmig beschlossen: Wer nach Kaffee und Kuchen noch über Krankheiten spricht, der muss einen Euro ins Sparschwein stecken!“

Im Klartext: „Kommt, lasst uns das Thema wechseln. Lasst uns den Krankheiten nicht zuviel Raum geben in unserer Runde. Es gibt doch auch viel Schönes zu erzählen. Etwas, das uns aufbaut!“

Bei manchen Treffen habe ich das ebenso empfunden und fand die Idee originell und konstruktiv. Mittlerweile sehe ich auch das andere: Der Mensch braucht manchmal einen Ort, an dem er über das sprechen kann, was sein Leben gerade beherrscht. der Mensch braucht einen Ort, wo man ihm zuhört, wo andere teilnehmen an dem, was ist! Wozu sind denn Freundinnen oder gute Bekannte da?

Ich wünsche mir für unsere Kaffeerunden, für unsere Feiern im Freundeskreis, für unsere Kirchengemeinden, dass wir einander erzählen können, wie es bei uns und in uns aussieht. Und gleichzeitig: dass wir uns Geschichten erzählen, die Mut machen, die von Weite sprechen, wo gerade Enge ist, die über das Hier und Jetzt hinausgehen – und die auf Gott vertrauen, mitten im Leben, das ist, wie es ist!

Fang erst einmal an

Wie sie wohl zu ihren Weisheiten gekommen sind, unsere Alten. So ganz ohne psychologische Ratgeber und Coaches, ohne Lebenshilfe-Talkshows. An einem Tag, an dem ich mir am liebsten die Bettdecke über den Kopf gezogen hätte, an dem meine Stimmung nicht stimmte, an dem ich kraft- und lustlos einfach nicht in die Puschen kam, da sagte Großmutter: „Fang doch erst mal an!“

„Gut, ich fange an!“, so habe ich es ihr versprochen. Und was passiert? Nachdem die Schwerkraft überwunden ist, ändert sich meine Befindlichkeit. Ich bekomme Lust auf mehr. Kleine Anfangserfolge beflügeln mich zu mehr.

Stellen Sie sich vor: Ich beschäftige mich 15 Minuten mit Freund Giersch und spüre, wie mir gute Gedanken zufliegen, wie es flutscht. Ich sitze 15 Minuten an der Steuererklärung und komme nicht davon los.

Mag sein, dass es bei uns Menschen ähnlich ist wie bei einer Rakete. Die braucht unvorstellbar viel Schubkraft, um die Erdanziehung zu überwinden. Aber wenn sie erst einmal auf ihrer Bahn ist, dann steht ihr der ganze Himmel offen.

Wenn es dir guttut, dann komm

Offene Häuser sind etwas Besonderes, ein Geschenk für die Welt. Wie oft habe ich eine Einladung nicht ausgesprochen, weil ich keine Zeit für einen gründlichen Hausputz oder ein perfektes Dinner hatte.

Als ob die Menschen so etwas suchen. Sie suchen einen Platz, wo sie reden können, wo sie sich wärmen können, wo ihnen jemand zuhört. Sie suchen ein Welcome an der Tür.

Menschen spüren, ob wir offen und sie willkommen sind. „Komm doch mal vorbei!“. Es tut gut, ein paar Menschen zu kennen, die sich über spontane Besuche freuen, bei denen wir auftanken können, von denen wir anders wieder nach Hause gehen, als wir gekommen sind.

Die besten Begegnungen hatte ich an Küchentischen, ungeplant, herzlich und ehrlich!

Drauf(zu)gänger werden

Es gibt Dinge, die schieben wir immer wieder vor uns her. Bei mir hat die Bugwelle zeitweise eine beachtliche Größe. Die Leichtigkeit des Seins ist etwas anderes.

Ein Seelsorger hat mir gesagt: „Wenn du vor etwas Angst hast, geh drauf zu!“ Die Untersuchung, von der du meinst, sie sei wichtig, geh drauf zu, hol dir einen Termin, damit du Klarheit bekommst. Du verschiebst immer wieder ein wichtiges Gespräch oder einen Krankenbesuch? Geh drauf zu, damit der Kopf frei wird, damit du nicht wie mit angezogener Handbremse lebst.

Wenn du morgens mit der Arbeit beginnst, mach zuerst das Unangenehme, vor dem du dich gerne drückst. Alles andere erledigt sich dann wie von selbst.

Stell dir vor, du machst die Erfahrung, dass mancher, der dir wie ein starker Riese erscheint und dir Angst macht, aus der Nähe betrachtet nur ein kleiner Zwerg ist, der einen langen Schatten wirft.

Das wär doch was, wenn wir in diesem Sinne zu Drauf(zu)gänger würden, im Vertrauen darauf, dass Gott mit uns geht.

Es würde manches besser gehen …

Alle wissen es, die Krankenkassen und Sportvereine, die Ärzte und die Weight Watchers: Wir bewegen uns zu wenig! Die trendige Fitness-Uhr zeigt meistens nur 6000 Schritte an, statt der gebotenen 10 000.

Die Bewegung ist eine wichtige Säule der Gesundheit, ein wirksamer Schutz gegen Missmut und Trauerattacken, so heißt es. Der Mensch ist nicht zum Sitzen gedacht. In der Haltung lassen sich Sahnetörtchen und Leberwurstbrote nur schwer verarbeiten – und die vielen Billionen Zellen unseres Körpers werden träge!

Die Verdauungsorgane, die Wirbelsäule, der Muskelapparat – sie alle leben von Bewegung. Auch unser Kopf! Du bekommst ganz andere Gedanken und Ideen, wenn du dich bewegst. Stress wird abgebaut. der Kopf wird frei. Du kommst runter vom Sofa, raus aus dem Schlaffsein. Du wirst drahtig!

„Es würde manches besser gehen, wenn wir mehr gehen würden!“

Selbstgespräche

„Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“, so hat es ein kluger Mann mit Namen Marcus Aurelius gesagt.

Wie hat man uns die Welt gedeutet? Welche Erfahrungen haben uns geprägt? War die Mama mutig oder ängstlich? Sehen wir unser Glas als halb voll oder halb leer? Sehen wir sorgenvoll oder mit Gottvertrauen in die Zukunft? Gehen wir vornehm und liebevoll mit uns oder sind wir unser schärfster Kritiker, nie mit uns zufrieden?

Unsere Gedanken – Pater Anselm Grün spricht von „Einreden“ – bestimmen, wie unsere Tage und Nächte, unsere Begegnungen und Gespräche verlaufen. Sie beeinflussen unsere Laune und Befindlichkeit, unsere Kommentare zu dem, was in der Welt geschieht. Die Dinge sind nicht nur so, wie sie sind, sondern so, wie wir sie sehen!

Ich möchte auf meine Selbstgespräche achten. Vielleicht wird dann aus einem „Das schaff ich sowieso nicht“ ein „Komm, guter Gott, mit dir will ich es wagen. Ich vertraue deinen Möglichkeiten in mir!“

Du selbst ….

Natürlich können wir darauf warten, dass die Welt friedlicher und gerechter wird, dass die Menschen freundlicher werden, Männer sich zu Frauenverstehern entwickeln, wir durch kluge Kommunikation alles zum Guten wenden, was gerade nicht gut ist. Wahrscheinlich werden wir lange – womöglich sogar vergeblich – warten müssen.

Mahatma Gandhi hat gesagt: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“. Ein kluger Satz, über den wir jeden Tag neu nachdenken können, den wir jeden Tag neu einüben können.

Wie es um unsere Beziehungen zu anderen Menschen bestellt ist, bestimmen wir mit, zu mindestens 50%. Welche Atmosphäre in unserem Umfeld herrscht, bestimmen wir mit.

Manchmal reicht es schon, wenn wir den Tonfall verändern, wenn wir jeden Tag eine halbe Stunde spazieren gehen, wenn wir Karten schreiben mit dem Signal „Ich denke an dich!“.

Wir fangen an, so zu leben, wie wir uns ein sinnvolles, intensives Leben vorstellen – und setzen auf den Domino-Effekt, dass wir damit ganz viel anstoßen und in Bewegung setzen.

Wer noch weiterdenken möchte: „Behandelt die Menschen so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet!“ (Jesus, nach dem Matthäusevangelium 7, 12)

Sage mir, wofür du Zeit hast…

„Sage mir, wofür du Zeit hast – und ich sage dir, was dir die Dinge und die Menschen bedeuten.“ Dieser kluge Satz begleitet mich seit 20 Jahren. Wofür du Zeit hast, das sagt etwas über deine innere Hitliste aus.

Wahrscheinlich kennt ihr auch solche Gedanken wie: „Wenn ich erstmal Zeit habe, dann ….! Dann ordne ich die gesammelten Fotos und die Kisten mit „wer weiß, wann ich das nochmal gebrauchen kann“. Wenn ich erstmal Zeit habe, dann hübsche ich den Keller auf, dann trenne ich mich von Büchern und Kleidungsstücken, die nicht mehr (zu mir) passen. Ich gehe jeden Tag eine Stunde lang durch den Wald und rufe die Menschen an, bei denen ich mich schon lange mal melden wollte. Wenn ich erstmal Zeit habe, dann ist es vorbei mit der chronischen „Aufschieberitis“. Ich pack’s an und fühle mich hinterher so richtig gut.

„Sage mir, wofür du Zeit hast – und ich sage dir, was dir die Dinge und die Menschen bedeuten.“ – Ich muss mir wohl kleinlaut eingestehen, dass der Keller keine besondere Priorität hat in meinem Leben. Es ist mir wichtiger, Kontakte zu pflegen, zu schreiben, in den Garten zu gehen und etwas Leckeres zu kochen.

Und nun? – Ich akzeptiere, dass ich Vorlieben habe. Und für das Übrige gilt der Rat einer weisen LandFrau: „Das macht nichts, wenn du keine Lust dazu hast, dann arbeitest du eben ohne Lust.“ Klar, erledigt wird es trotzdem!

Heute morgen fand ich einen schönen Satz von Meister Eckhart: „Der gegenwärtige Augenblick ist das Fenster, durch das Gott in das Haus unseres Lebens schaut.“ – Und Gott schenkt bekanntlich beides: Das Wollen und das Vollbringen!

Koch dich erst mal ’nen Kaffee

Wenn die alte Landhebamme ins Haus kam und die werdende Mutter begrüßte,
die unter ihren Wehen stöhnte, dann konnte sie ja nicht sagen:
„Mädchen, das ist ja schlimm, was machen wir denn nun?“
Nein, sie musste stark sein und helfen, das Kind zur Welt zu bringen.
Natürlich wusste sie, dass die nächsten Stunden kein Zuckerschlecken waren.

Sie sagte: „Mädchen, nun jammer mal nicht, koch dich erst mal ’nen Kaffee!“
Die Grammatik ist so schräg, dass ich diesen Satz nie wieder vergessen habe.
In ihm steckt viel Weisheit.
Wenn etwas ist, was dich fordert, überfordert,
wenn du nicht herausfindest aus deinen Grübeleien:
„Koch dich erst mal ’nen Kaffee!“

Geh eine halbe Stunde lang an die frische Luft,
ruf eine Freundin an,
tanze nach südamerikanischen Rhythmen,
blättere eine interessante Zeitschrift durch ….

„Koch dich erst mal ’nen Kaffee!“
Nach einer kleinen Unterbrechung, wenn du etwas Abstand bekommen hast,
kannst du mit neuen Gedanken und Kräften,
in einer anderen Stimmung wieder ans Werk gehen.
Manchmal können wir etwas nicht erkennen, weil wir zu dicht dran sind,
weil wir zu tief drinstecken.

Hebammen sind wunderbare, taffe Frauen.
Sie helfen mit, dass neues Leben geboren wird.

Trag deine Termine mit einem Bleistift ein

Planung muss sein. Natürlich. Damit wir dem Leben Richtung geben können, müssen wir doch wissen, wo wir hinwollen.
Es gibt Familienplanung und Karriereplanung. Mit Akribie planen wir die finanzielle Zukunft, den nächsten Urlaub und die Feier des runden Geburtstages.
Wir tragen unsere Termine in einen Kalender ein, oft lange Zeit im voraus: die Konfirmation des Jüngsten, die Silberhochzeit, Omas 80. Geburtstag, das Vereinsjubiläum.
Planung muss sein. Aber wann ich plane, fällt mir der kluge Mann ein, der mir bei einem Seminar Folgendes gesagt hat: „Wenn du planst und deine Termine in den Kalender einträgst, dann nimm einen Bleistift. Vielleicht musst du noch einmal nachbessern. es kann sein, dass das Leben, dass Gott noch andere Termine für dich vorgesehen hat. Dann fall nicht aus den Wolken. Stell dich früh genug darauf ein, dass sich alles auch ganz anders entwickeln kann, als du es geplant, gewünscht und erhofft hast. Gönn dir diese Nüchternheit. Nimm einen Bleistift!“
Ich sitze vor meinem Kalender, mit Vorfreude, Tatendrang und Nüchternheit.
Oft schon habe ich an den klugen Mann gedacht, wenn alle Planung über den Haufen wurde.