Du selbst ….

Natürlich können wir darauf warten, dass die Welt friedlicher und gerechter wird, dass die Menschen freundlicher werden, Männer sich zu Frauenverstehern entwickeln, wir durch kluge Kommunikation alles zum Guten wenden, was gerade nicht gut ist. Wahrscheinlich werden wir lange – womöglich sogar vergeblich – warten müssen.

Mahatma Gandhi hat gesagt: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“. Ein kluger Satz, über den wir jeden Tag neu nachdenken können, den wir jeden Tag neu einüben können.

Wie es um unsere Beziehungen zu anderen Menschen bestellt ist, bestimmen wir mit, zu mindestens 50%. Welche Atmosphäre in unserem Umfeld herrscht, bestimmen wir mit.

Manchmal reicht es schon, wenn wir den Tonfall verändern, wenn wir jeden Tag eine halbe Stunde spazieren gehen, wenn wir Karten schreiben mit dem Signal „Ich denke an dich!“.

Wir fangen an, so zu leben, wie wir uns ein sinnvolles, intensives Leben vorstellen – und setzen auf den Domino-Effekt, dass wir damit ganz viel anstoßen und in Bewegung setzen.

Wer noch weiterdenken möchte: „Behandelt die Menschen so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet!“ (Jesus, nach dem Matthäusevangelium 7, 12)

Sage mir, wofür du Zeit hast…

„Sage mir, wofür du Zeit hast – und ich sage dir, was dir die Dinge und die Menschen bedeuten.“ Dieser kluge Satz begleitet mich seit 20 Jahren. Wofür du Zeit hast, das sagt etwas über deine innere Hitliste aus.

Wahrscheinlich kennt ihr auch solche Gedanken wie: „Wenn ich erstmal Zeit habe, dann ….! Dann ordne ich die gesammelten Fotos und die Kisten mit „wer weiß, wann ich das nochmal gebrauchen kann“. Wenn ich erstmal Zeit habe, dann hübsche ich den Keller auf, dann trenne ich mich von Büchern und Kleidungsstücken, die nicht mehr (zu mir) passen. Ich gehe jeden Tag eine Stunde lang durch den Wald und rufe die Menschen an, bei denen ich mich schon lange mal melden wollte. Wenn ich erstmal Zeit habe, dann ist es vorbei mit der chronischen „Aufschieberitis“. Ich pack’s an und fühle mich hinterher so richtig gut.

„Sage mir, wofür du Zeit hast – und ich sage dir, was dir die Dinge und die Menschen bedeuten.“ – Ich muss mir wohl kleinlaut eingestehen, dass der Keller keine besondere Priorität hat in meinem Leben. Es ist mir wichtiger, Kontakte zu pflegen, zu schreiben, in den Garten zu gehen und etwas Leckeres zu kochen.

Und nun? – Ich akzeptiere, dass ich Vorlieben habe. Und für das Übrige gilt der Rat einer weisen LandFrau: „Das macht nichts, wenn du keine Lust dazu hast, dann arbeitest du eben ohne Lust.“ Klar, erledigt wird es trotzdem!

Heute morgen fand ich einen schönen Satz von Meister Eckhart: „Der gegenwärtige Augenblick ist das Fenster, durch das Gott in das Haus unseres Lebens schaut.“ – Und Gott schenkt bekanntlich beides: Das Wollen und das Vollbringen!

Koch dich erst mal ’nen Kaffee

Wenn die alte Landhebamme ins Haus kam und die werdende Mutter begrüßte,
die unter ihren Wehen stöhnte, dann konnte sie ja nicht sagen:
„Mädchen, das ist ja schlimm, was machen wir denn nun?“
Nein, sie musste stark sein und helfen, das Kind zur Welt zu bringen.
Natürlich wusste sie, dass die nächsten Stunden kein Zuckerschlecken waren.

Sie sagte: „Mädchen, nun jammer mal nicht, koch dich erst mal ’nen Kaffee!“
Die Grammatik ist so schräg, dass ich diesen Satz nie wieder vergessen habe.
In ihm steckt viel Weisheit.
Wenn etwas ist, was dich fordert, überfordert,
wenn du nicht herausfindest aus deinen Grübeleien:
„Koch dich erst mal ’nen Kaffee!“

Geh eine halbe Stunde lang an die frische Luft,
ruf eine Freundin an,
tanze nach südamerikanischen Rhythmen,
blättere eine interessante Zeitschrift durch ….

„Koch dich erst mal ’nen Kaffee!“
Nach einer kleinen Unterbrechung, wenn du etwas Abstand bekommen hast,
kannst du mit neuen Gedanken und Kräften,
in einer anderen Stimmung wieder ans Werk gehen.
Manchmal können wir etwas nicht erkennen, weil wir zu dicht dran sind,
weil wir zu tief drinstecken.

Hebammen sind wunderbare, taffe Frauen.
Sie helfen mit, dass neues Leben geboren wird.

Trag deine Termine mit einem Bleistift ein

Planung muss sein. Natürlich. Damit wir dem Leben Richtung geben können, müssen wir doch wissen, wo wir hinwollen.
Es gibt Familienplanung und Karriereplanung. Mit Akribie planen wir die finanzielle Zukunft, den nächsten Urlaub und die Feier des runden Geburtstages.
Wir tragen unsere Termine in einen Kalender ein, oft lange Zeit im voraus: die Konfirmation des Jüngsten, die Silberhochzeit, Omas 80. Geburtstag, das Vereinsjubiläum.
Planung muss sein. Aber wann ich plane, fällt mir der kluge Mann ein, der mir bei einem Seminar Folgendes gesagt hat: „Wenn du planst und deine Termine in den Kalender einträgst, dann nimm einen Bleistift. Vielleicht musst du noch einmal nachbessern. es kann sein, dass das Leben, dass Gott noch andere Termine für dich vorgesehen hat. Dann fall nicht aus den Wolken. Stell dich früh genug darauf ein, dass sich alles auch ganz anders entwickeln kann, als du es geplant, gewünscht und erhofft hast. Gönn dir diese Nüchternheit. Nimm einen Bleistift!“
Ich sitze vor meinem Kalender, mit Vorfreude, Tatendrang und Nüchternheit.
Oft schon habe ich an den klugen Mann gedacht, wenn alle Planung über den Haufen wurde.

Es ist, wie es ist

Es ist, wie es ist.
Bestimmte Dinge können wir nicht ändern,
die müssen wir so hinnehmen, wie sie sind.
Es lohnt nicht, dass wir uns aufregen, sperren, grübeln
oder mit dem Kopf durch die Wand wollen.
Es ist, wie es ist.

Gerdi ist über 90.
Das Laufen fällt ihr schwer.
Sie sagt, sie habe manchmal „Pudding in den Beinen“.
Der Stock reicht nicht mehr aus, um ihr Halt zu geben.
Allen Ratgebern kam sie zuvor: „Ein Rollator kommt für mich nicht in Frage. Ich bitte dich.
Was sollen denn die Leute denken?“
Eines Tages, als die Alternative hieß: Beweglich sein oder zu Hause bleiben,
da hat sie schließlich eingewilligt. „Es ist, wie es ist!“
Aber wenn schon ein Rollator, dann ein „Rolls Royce unter seinesgleichen“.
Einen quietschgrünen hat sie sich ausgesucht.
Mittlerweile geht sie wie eine Königin mit ihrem rollenden Freund durch die Stadt.
„Es ist, wie es ist“.

Das Einwilligen ist nicht immer leicht. Es mutet uns einiges zu.

Im Vaterunser nennen wir es „Dein Wille geschehe!“

Beziehungs – weise

„Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht 24 Stunden lang in seinen Mokassins gelaufen bist“. Dieses Sprichwort kommt von den Indianern.

Wir können lange darüber nachdenken und es beherzigen, wenn wir Menschen begegnen. Jeder möchte geliebt, geachtet, gelobt und verstanden werden. Hinter jeder Wut steckt ein Mensch, der um Hilfe ruft. Die Aggressiven haben Angst, die Zicken ein Defzit an Liebe. Jeder hat seine Geschichten aus 1001 Nacht im Gepäck, Sehnsüchte, Erfolge, Verletzungen, Handicaps und Kummer.

Bevor ich meine Kommentare abgebe über einen Menschen, möchte ich mich erst einmal innerlich voller Hochachtung vor dem Geheimnis des anderen verbeugen. Ich möchte genau hinschauen und hinhören, aber nicht urteilen. Was weiß ich denn schon!!

Roll das Ding doch einfach

Eine griechische Sage erzählt von dem Riesen Atlas. Er war dazu verdammt, das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern zu tragen. Hätte er auch nur für einen Augenblick losgelassen, dann wäre der Himmel auf die Erde gestürzt. So stand er da, jahraus, jahrein, mit der schweren Last auf seiner Schulter. Eine tragische Gestalt.

Auf unseren Schultern liegt nicht ganz so viel Last und Verantwortung wie beim Riesen Atlas. Aber es gibt viele, die schwer an ihrem Lebens-Pensum tragen, freiwillig oder unfreiwillig. Manches wird uns aufgepackt. Manches packen wir uns selbst auf.

Wen wundert’s, dass der Körper sich manchmal zu Wort meldet und sagt: ‚Stopp, ich kann nicht mehr!‘ – Wen wundert’s, wenn uns die innere Frische abhanden kommt, wenn die Freude in uns müde wird! Rückenbeschwerden, verspannte Schultern, Burnout, ein „ich-hab-keine-Lust-Gefühl“, ständiger Zeitdruck, Verstimmung, keine guten Ideen mehr…. wir wissen, wovon wir reden.

Da hab ich neulich eine Zeichnung gesehen mit dem Riesen Atlas, wie er schwer schleppte an seiner Last und schon ganz krumm geworden war – und eine Frau stand daneben und sagte: ‚Roll das Ding doch einfach!‘

‚Roll das Ding doch einfach!‘ – Ich hab laut gelacht. Ja, warum ist er darauf noch nicht gekommen? Manches könnte so viel einfacher sein, mit einem kleinen Kniff, einem neuen Gedanken, mit einer anderen Einstellung, mit Delegieren an andere.

Ich weiß, manches müssen wir tragen, manchmal müssen wir ranklotzen. Per aspera ad astra – durch das Rauhe zu den Sternen. Aber ich wünsche mir, dass es mir viel öfter als bisher einfällt: ‚Roll das Ding doch einfach!‘ Verschaff dir Erleichterung. Wie auch immer! Lass dir von Gott und Menschen helfen. Leg die Latte mit den Erwartungen an dich selbst nicht so hoch. Lass die Freude in deinem Leben nicht verloren gehen.