Überraschung!

20. Dezember 2015

Das war eine Überraschung! Seit Jahren hatten wir uns nicht gesehen. Auf einmal standen sie vor uns – beim WeihnachtsZauber auf dem Gendarmenmarkt in Berlin. Tag für Tag wird dieser Markt von Tausenden besucht. Die Wahrscheinlichkeit, hier Bekannte zu treffen, ist äußerst gering. Es war kaum zu fassen, aber sie waren es wirklich: Ute und Klaus. Wir hatten viel zu erzählen. Die Freude war groß.

So ist das wohl gemeint im Advent: Offen sein für Überraschungen. Offen sein für das, was Gott arrangiert. Den Glanz des Himmels erwarten und wahrnehmen – hier auf der Erde, inmitten des umfangreichen Programms, das dazugehört. „Ich bin gespannt, guter Gott, wen du mir heute schickst, was du mir aufgibst, wo du mir ein Licht aufgehen lässt, womit du mich tröstest, wenn es in mir weint.

Advent, das bedeutet: Offen sein. Ein offenes Ohr, eine offene Tür, ein offenes Haus haben. Veränderungen für möglich halten. Mich wieder öffnen, wo ich dicht gemacht hatte. Neue Gedanken denken. Mit Gottes Kraft rechnen, wenn die eigene schwächelt. Auf andere zugehen, statt zu klagen, dass keiner kommt. Behutsam auf die leisen Stimmen in meinem Inneren und auf die Signale des Körpers achten. Im Gewohnten neu leben, freier, mutiger, echter!

Stille

19. Dezember 2015

Im Brandenburger Tor in Berlin gibt es einen Raum der Stille.
Er bietet Gelegenheit, für kurze Zeit den Lärm, die Hektik und die vielen Eindrücke einer Großstadt hinter sich zu lassen und bei sich selbst anzukommen.
Der Raum ist schlicht. An der Wand hängt ein handgewebter Teppich. Er deutet an, wie Licht die Dunkelheit durchdringt.
Auf einem Faltblatt wird ein Satz von Dietrich Bonhoeffer zitiert:

„Es liegt im Stillesein
eine wunderbare Macht
der Klärung,
der Reinigung,
der Sammlung auf das Wesentliche.“

Still werden. So einfach ist das gar nicht.
Wenn es um uns herum still wird,
dann geht es in unserem Kopf erst richtig los.
Gedanken schlagen Purzelbaum!

Still werden tut der Seele gut, es ist wie Urlaub für Gehirn und Körper.
Mal nichts denken,
bewusst atmen,
loslassen, Gott überlassen, was uns in Beschlag nimmt.
Offen sein für das, was passiert, während wir schweigen und nichts tun.

Das Wesentliche im Leben wird uns geschenkt.
Ich wünsche uns in diesen Tagen, in denen der Countdowm läuft, Augenblicke der Stille.

Nachrichten, die die Welt verändern

19. Dezember 2015

Nach den Terroranschlägen in Paris sprachen die Medien davon, dass die Welt nicht mehr dieselbe sei wie vorher.
Viele Nachrichten haben die Welt verändert,
die vom Super-GAU in Tschernobyl und Fukushima,
die von der ersten Herzverpflanzung, vom kabellosen Telefonieren, vom Fall der Mauer in Berlin,
von Mahatma Gandhi und Mutter Teresa, vom Kniefall des Willy Brandt in Polen,
vom Anschlag auf das World Trade Center in New York.

Nachrichten haben unsere persönliche Welt verändert,
haben uns froher oder ängstlicher gemacht,
weicher oder verschlossener……

Zu Weihnachten feiern wir ein Ereignis, das die Welt verändert hat –
seitdem hat sie eine neue Zeitrechnung.
Gott betritt in einem Menschen die Welt,
der Himmel berührt die Erde,
wir sind nicht mehr allein mit allem, was ist,
wir sind „von guten Mächten wunderbar geborgen“.

Ob diese Nachricht uns verändert,
uns leichter und geborgener macht, freier und mutiger?

Klimawandel

18. Dezember 2015

O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
daß ich Liebe übe, wo man sich haßt,
daß ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
daß ich verbinde, da, wo Streit ist,
daß ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
daß ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
daß ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
daß ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
daß ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.

Dieses Gebet wird Franz von Assisi zugeschrieben

Dazu passt der Satz:
„Jeder Mensch hat die Chance, mindestens einen Teil der Welt
zu verbessern, nämlich sich selbst.“
(Paul de Lagarde (1824 – 1891)

Heute haben wir die Chance, etwas zu einem positiven Klimawandel
in unserer Gesellschaft beizutragen!

Wo die Liebe wohnt, blüht das Leben auf

16. Dezember 2015

300 LandFrauen und ihre Gäste haben gestern Abend einen Adventsgottesdienst
in der St. Nikolai-Kirche in Rinteln gefeiert.

Wo die Liebe wohnt in unseren Worten,
da blühen Menschen auf durch das, was wir sagen.
Wir verzichten auf Floskeln und werden echt.

Wo die Liebe wohnt in unserer Gesellschaft,
da wrd das Fremde geachtet.
Das Schwache wird geschützt.
Es gelten verlässliche Werte.
Jeder arbeitet gerne mit, damit das Zusammenleben gelingt.

Wo die Liebe wohnt in unseren Beziehungen,
da spielen Dank und Lob und Anerkennung eine wichtige Rolle.
Einer schenkt dem anderen Zeit. Trauriges wird miteinander getragen.

Wo die Liebe wohnt in unserer Familie,
da sind wir wie ein warmes Nest – auch für Gäste.
Wir geben einander beides: Halt und Freiräume.
Einer ist für den anderen da. Einer achtet auf den anderen.

Wo die Liebe wohnt, blüht das Leben auf.
Gott ist mittendrin.
Wir ahnen, was das heißt.

Stell dir vor …..

15. Dezember 2015

In der Stadtgalerie Hameln bezauberte ein Kinder- und Jugendchor mit „Imagine“ von John Lennon.
Es geht um die Sehnsucht nach einer besseren Welt,
in der Frieden ist, in der alle eins sind, in der geteilt wird, in der Religionen nichts mit töten zu tun haben.

„Stell dir vor ….“
Im Advent haben wir diese Ur-Sehnsucht in uns,
es möge etwas gut werden, was nicht gut ist,
es möge sich klären, was nicht geklärt ist,
es möge Liebe einziehen, wo keine Liebe ist.

„Imagine – stell dir vor….“
Und dann heßt es im Lied: „Du sagst veilleicht, ich bin ein Träumer, aber ich bin nicht der einzige…“

Im Advent unsere Wünsche und Träume und Gebete auf Reisen schicken,
nicht zu klein denken,
Gott etwas zutrauen….
Das habe ich gestern Abend in Hameln neu entdeckt.

Ablegen, was uns im Nacken sitzt

14. Dezember 2015

Im Sommer war ich in Amsterdam. Eine wunderschöne Stadt, gebaut auf Pfählen,
mit dem einmaligen Grachtengürtel, der in die Unesco-Liste des Welterbes aufgenommen wurde.
Im königlichen Palast am Dam-Platz empfangen König Willem Alexander und seine Frau Maxima Gäste aus aller Welt.

Auf dem Dach des Palastes steht eine Statue, die den griechischen Titan Atlas darstellt, wie er die Weltkugel auf seinen Schultern trägt.
Er hat mir schon immer leid getan, der arme Kerl.
Sogar als Zuschauerin spürt man, wie er von der 1000 Kilogramm schweren Steinkugel in die Knie gezwungen wird.

Soweit zur Geschichte. Solche Lasten tragen wir nicht auf unseren Schultern. Zum Glück.
Aber einiges liegt da schon, gerade in der Weihnachtszeit. Das Standprogramm an Vorbereitung, der Wunsch, originelle Geschenke zu finden, die Freude bereiten,
die besondere Sensibilität in dieser Zeit, eigene Erwartungen und die Erwartungen anderer.

„Je größer die Erwartungen sind, es müsse jetzt alles ganz besonders sein um Weihnachten herum,
desto mehr setzen wir uns unter Druck, je herber sind die Enttäuschungen“, so habe ich es oft erfahren.

Legen wir also einiges von dem ab, was uns im Nacken sitzt, was auf unseren Schultern liegt.
Vom Ursprung her wird uns keine Last aufgepackt zu Weihnachtsfest. Ganz im Gegenteil: Das Fest will uns beschenken,
dass wir leichter, lebendiger, mutiger und freier werden.

Ein Licht-Blick sein

13. Dezember 2015

In Schweden wird heute der Luzia-Tag gefeiert.
Luzia ist die Lichtbringerin, die Leuchtende.
Kein Wunder, dass sie im Norden besonders verehrt wird, wo es jetzt am frühen Nachmittag schon dunkel wird.

Menschen sehnen sich nach Licht.
Mädchen in weißen Kleidern gehen in Altenheime und Krankenhäuser, singen oder verteilen kleine Geschenke.
Sie tragen eine Kerze in der Hand oder einen Lichterkranz auf dem Kopf.

Menschen sehnen sich nach Licht.
Wem können wir heute ein „Licht-Blick“ sein,
wem können wir eine Freude bereiten?

Lieblingslied

12. Dezember 2015

Er hat die Big Band der Bundeswehr ins Leben gerufen: Helmut Schmidt! Orgel und Klavier spielte er meisterhaft, am liebsten Stücke von Johann Sebastian Bach!
Am 10. November ist er gestorben, der kluge, klare, kantige Hamburger, der keine Sabbelei mochte. Das, was er als richtig erkannt hatte, setzte er konsequent um. Er hatte den Mut, für seine Überzeugung einzustehen. Sein Freund Henry Kissinger nannte ihn „Weltgewissen“. Helmut Schmidt war geschätzt mit seiner Meinung und mit seinem unabhängigen Geist.

Zur Trauerfeier im Hamburger Michel hat er sich sein Lieblingslied gewünscht: „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius.
Am Ende eines Lebens wird besonders der dritte Vers wichtig: „Seht ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.“
Helmut Schmidt war pragmatisch, wusste, dass seine Entscheidungen nie der optimale Weg waren, aber der derzeit gangbare. Er wusste, dass Menschen immer hinter der Vollkommenheit zurückbleiben. „Und ist doch rund und schön“, heißt es im Lied. Das tröstet.
Mit diesem Vers können wir weise werden.
Es gibt mehr Dinge zwischen Himel und Erde, als wir uns träumen lassen.

Es war ein bewegender Abschied von einem ganz besonderen Menschen. Am Ende des Jahres denken wir zurück an alle, die wir vermissen.

Aus stillen Fenstern

11. Dezember 2015

Aus stillen Fenstern

Wie oft wirst Du gesehn
aus stillen Fenstern,
von denen du nichts weißt…
Durch wieviel Menschengeist
magst du gespenstern,
nur so im Gehn…

Dieses Gedicht von Christian Morgenstern (deutscher Schriftsteller, 1871 – 1914) begleitet mich schon lange.
Es gefällt mir.
Wir werden gesehen aus stillen Fenstern.
Andere nehmen uns wahr, unsere Worte und Gesten, Kleines und Großes, Bewusstes und Unbewusstes.
Sie nehmen uns wahr als Autofahrerin, Mutter, Nachbarin, Patientin, Kollegin, Oma ….
Was geistert wohl in anderer Leute Köpfe über uns?
Welche Spuren hinterlassen wir bei Menschen, ohne es zu wissen?

Das sind spannende Gedanken!