Mir ist nicht weihnachtlich zumute – 14.12.

„Mir ist überhaupt nicht weihnachtlich zumute!“ – Das sagte mir neulich eine junge Frau, die ich beim Einkaufen traf. „Kannst du dich noch daran erinnern, wie das sein kann mit Kindern in der Pubertät? Dann kannst du erahnen, was bei uns gerade abgeht. Von wegen Liebe, Frieden und Harmonie. Hier steppt der Bär. Meine Nerven liegen blank. Die meisten um mich herum sind fröhlich auf Weihnachtsmärkten und -feiern unterwegs und mir ist zum Heulen zumute!“

Es bekommen nicht alle glänzende Augen, wenn sie an Weihnachten denken. Manche stecken im Stress mit dem „Jahresendgeschäft“. Manche geraten zunehmend unter Druck mit dem Brüten über passende Geschenke. Im Seniorenheim sagte mir eine sehr liebe ältere Frau, als ich sie nach dem Weihnachtsfest fragte: „Ich habe keinen Menschen mehr!“ – Für viele gilt nicht „in den Herzen ist’s warm, still schweigt Kummer und Harm!“

So kann die Weihnachtszeit auch sein – und es ist gut, das wahrzunehmen. Trotzdem zünden wir Kerzen kann. Als Hoffnungslichter, die vom Gott an unserer Seite erzählen, dass wir nie mehr alleine sind mit dem, was wir schultern müssen, mit dem, was unseren Nächten die Ruhe raubt! Wir zünden Kerzen an als Hoffnungskraft, mit der sich manches besser durchstehen lässt.

Mag sein, dass wir selbst für den einen oder anderen ein Hoffnungslicht sein können.

Ein Lichtblick sein – 13. Dezember

In Schweden wird heute der Lucia-Tag gefeiert.
Lucia ist die Lichtbringerin, die Leuchtende.
Kein Wunder, dass sie im Norden besonders verehrt wird, wo es jetzt bereits am frühen Nachmittag dunkel wird.
Menschen sehnen sich nach Licht und Klarheit.

Um 6.30 Uhr wird im Dom von Linköping ein besonderer Gottesdienst gefeiert.
In der dunklen Kirche wird das Licht empfangen und von einem zum anderen weitergegeben.
Unsere Enkelin gehört zu den Sängerinnen, das ist ein bewegender Moment für sie.

Am Lucia-Tag gehen junge Mädchen in weißen Kleidern in Altenheime und Krankenhäuser.
Sie tragen eine Kerze in der Hand oder einen Lichtkranz auf dem Kopf.
Sie singen oder verteilen kleine Geschenke.

Menschen sehnen sich nach Licht.
Wem können wir heute ein „Licht-Blick“ sein,
wem können wir eine Freude bereiten,
wo können wir Klarheit schaffen?

„Du bist schön!“ -12. Dezember

Zu Beginn eines Seminars gibt es meistens eine Vorstellungsrunde, wenn es gut geht, mit originellen Ideen. Einmal war die Aufgabe, sich 5 Minuten lang mit jemand zu unterhalten, um ihn dann im großen Kreis vorzustellen. Da sagt die Frau, die mich vorstellt: „Deine Figur möchte ich gerne haben!“ – Ich vergesse zu atmen und denke, das kann jetzt nicht wahr sein. Weiß sie denn nicht, wie ich damit hadere? – Spontan fällt mir die Kabarettistin Frieda Braun ein: Es Viola hat gesagt: „Frieda, du bist schön!“ Und du siehst dieses Mäuschen von Frieda auf der Bühne, die das beim besten Willen nicht glauben kann. Herrlich!

Es gibt eine Eigenwahrnehmung – so, wie wir selbst uns sehen. Es gibt eine Fremdwahrnehmung – so, wie andere uns sehen. Und das ist nicht immer deckungsgleich.

„Tante Emma sitzt wieder in ihrem Zimmer und nimmt übel.“ Diesen Satz habe ich aus dem reichen Erfahrungsschatz einer LandFrau. Tante Emma sagt: „Keiner kümmert sich um mich, alle denken nur an sich. keiner sieht und würdigt, was ich für ein schweres Leben habe!“ Das ist ihre Sicht. Die anderen sehen eine in Selbstmitleid badende, egoistische, launische, fordernde und ständig unzufriedene Frau.

Ich denke an eine Bekannte. Nach außen macht sie den Eindruck, als hätte sie alles im Griff. Sie vermittelt eine beneidenswerte Stärke mit einem Hauch von Perfektionismus. Alles ist tipp topp. Sie selbst empfindet, dass sie nicht liebenswert ist und dass es immer zu wenig ist, was sie leistet, „ungenügend“.

„Du bist teuer in meinen Augen und herrlich, ich habe dich lieb!“ – So denkt Gott von seinen Menschen. In solch eine Zuneigung möchte man doch glatt mit seiner Selbstwahrnehmung hineinwachsen. Die Adventszeit bietet sich dafür an.



Advent, Zeit der Genüsse – 11. Dezember

Großartig, was uns jetzt an Köstlichkeiten angeboten wird. Bei jeder LandFrauenveranstaltung leckere Torte und ein paar selbstgebackene Kekse vom Feinsten. Einladungen zu Pizza, Grünkohl, Ente, 5-Gänge-Menue. Die gebratenen Nudeln vom Chinesen am Bahnhof in Hannover, das Frühstück beim Obsthof Wedeking – und dann sind da noch die Reste vom Martinsabend, die einen gemütlichen Fernsehabend krönen.

Ernährungscoach Patric Heizmann spricht von „Nasch-Demenz“ und meint das Essen zwischendurch, an das man sich im Nachhinein gar nicht mehr erinnern kann – und das auf jeden Fall sichtbare Folgen hinterlässt. Er empfiehlt, ein paar Tage lang mal alles zu fotografieren, was man zu sich genommen hat. Ich vermute, dass auf meinem Handy nicht genug Speicherplatz für diese Dokumentation ist.

„Wie man sich füttert, so wiegt man“, heißt es in einem Graffiti-Spruch. Andere sagen: Wir nehmen nicht vom 1. Advent bis Silvester zu, sondern von Silvester bis zum 1. Advent. – Dann schreibe ich das auf die Liste mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr. Es ist jetzt nicht die Zeit für die legendäre „Schokoladen-Meditation“, bei der ich mir 20 Minuten Zeit nehmen soll für ein klitzekleines Stückchen. Wer hat jetzt schon so viel Zeit!

„Wer nicht genießen kann, wird ungenießbar“. Eine ungenießbare Heidi kann ich jetzt keinem zumuten. Also tröste ich mich mit einer sympathischen Weisheit aus Arabien: „Eine Frau ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne“. Schöner lässt es sich nicht ausdrücken.

Mit einem lieben Gruß an alle Freundinnen, die mein Problem kennen.



Weihnachtslandschaften – 10. Dezember

Ich liebe die Münsterkirche von Hameln. Jedesmal, wenn ich in der Stadt bin, schaue ich kurz rein. Ich zünde eine Kerze an für Menschen, an die ich in besonderer Weise denke. Ich setze mich in die Krypta und werde still, und wenn es nur für 5 Minuten ist.

Im Moment gibt es dort die Ausstellung „Weihnachtslandschaften“ (bis zum 15. Dezember). Die Besucher werden eingeladen, sich selbst und dem Weihnachtsfest näherzukommen.

Im Zusammenhang mit dem Lied „Maria durch ein Dornwald ging“ haben Schüler aufgeschrieben, wie sie „Dornen“ erlebt haben: Verletzungen, Handicaps, Probleme in der Familie, Schuld, Angst … Erfahrungen von „Dornen“ im eigenen Leben können hinzugefügt werden. Über allem die Zusage: In den „Dornen“, egal, wie sie aussehen, lässt Gott dich nicht allein.

Masken fragen, wo wir nach außen darstellen möchten, was wir im Grunde genommen gar nicht sind. Was tue ich, um meine Schwäche zu verbergen? Warum ist es mir so wichtig, anderen ein möglichst positives Bild von mir selbst zu vermitteln?

An einer Station hängt das Schild: Stop – Look – ListenMain Line. In diesen vier Wörtern kann man knapp zusammenfassen, worum es in der Advents- und Weihnachtszeit geht: Zur Ruhe kommen, mal stehenbleiben, den Alltag unterbrechen. Auf das eigene Leben schauen und auf das Leben der Menschen an meiner Seite. Hinhören auf die Stimme in mir selbst, in Ereignissen und Nachrichten. Fragen nach der großen Linie für mein Leben, nach dem Weg, der Zukunft und Sinn hat.

Dies sind 3 von 10 Stationen. Mir hat die Zeit in den „Weihnachtslandschaften“ sehr gut getan.


Den Tagen Leben geben – 9. Dezember

Gestern habe ich ein Benefizkonzert moderiert, mit wunderbaren Musikerinnen und Musikern, die sich „Gänsehaut-Stücke“ wie „You raise me up“, „Music from Frozen“, „Sounds of Silence“, „The Rose“ und „We are the world“ zugetraut haben. Das war ein kostbarer Moment, den ich in vollen Zügen genossen habe.

Stunden später fiel mir angesichts dieser tollen Erfahrung ein, wie oft ich „Später“ sage. Später, wenn ich das erst mal erledigt habe, wenn ich das erst mal hinter mir habe, wenn es ruhiger wird, wenn ich Rentner bin……. Ich schiebe auf, was ich mir unter einem intensiven, sinnvollen Leben vorstelle. Mit „Aufschieberitis“ kenne ich mich bestens aus.

Es müssen keine großen Events sein, aber der Advent ist eine gute Zeit, den Tagen viel Leben zu geben, damit es heller wird in uns und für die Menschen um uns herum. Ich nenne das gerne „Quality-Time“.

Gut zu wissen – 8. Dezember 2019

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als ein Schale und nicht als ein Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.

Lerne auch du, nur aus der Fülle weiterzugeben und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein als Gott.

Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zum See. Du tue das Gleiche! Erst anfüllen und dann abgeben.

Die gute und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.

(Nach Bernhard von Clairvaux)

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 2. Advent.

Es genug sein lassen – 7. Dezember

„Ich war heute von einer Besinnung zur nächsten unterwegs!“, sagte eine Bekannte sichtlich erschöpft. Oft sind wir gerade im Advent mit einem hohen Tempo unterwegs. In Beruf und Familie, oder weil viele verlockende Angebote auf uns warten. Dies noch und das noch, dann komme ich meinen Erwartungen an diese Zeit besonders nahe.

Advent heißt Ankunft. Kommen wir an bei dem, was uns reich und leicht macht, was uns geschenkt werden kann? Kommen wir dahin, nicht selbst unser größter Antreiber und Kritiker zu sein?

In der Gesellschaft geht es darum, sich selbst immer mehr zu optimieren. Mehr wissen, mehr erleben, mehr Kontakte haben, die freie Zeit immer aktiver und bunter gestalten, mehr sein!

Im Advent wünsche ich mir ein Kontrastprogramm: Es genug sein lassen! Akzeptieren, dass ich nicht alles schaffen werde, was ich an Idealen in mir trage. Akzeptieren, dass ich Grenzen habe, dass ich nicht immer gut drauf bin, dass ich es nicht immer allen recht machen kann. Akzeptieren, dass ich verletzlicher bin, als ich mir eingestehe.

Es genug sein lassen – weil wir Gott genügen, so, wie wir sind – das ist ein wertvoller Gedanke.

Milchzahn trifft Silberlocke – 6. Dezember

Es ist immer wieder ein Gewinn, wenn ich unterwegs besondere Menschen kennenlerne. Ulrike Kraul zum Beispiel. Auf dem Jaeger-Hoff in Dörverden-Westen hat sie einen Ort der Begegnung geschaffen, genau das, was den meisten Dörfern heute fehlt. „Dat Rosenhuscafé“, eine kleine Laube, steht im liebevoll gestalteten Garten mit 180 verschiedenen Rosensorten, Blumen und Sträuchern. Jeder darf kommen: Junge und Alte, Einheimische und Gäste. „Milchzahn trifft Silberlocke“.

Es gibt Getränke, Butterkuchen, Märchenbücher, Musik, viele lauschige Plätze zum Reden und Genießen. Der Generationen-Treff ist zu einem Mittelpunkt im dörflichen Miteinander geworden. Er ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eine wunderbare Idee. Da bleibt frau nicht stehen bei „hätten, könnten, sollten wir“, sondern setzt um, was ihr richtig und wichtig erscheint, um der Menschen willen.

Nikolaus, den wir heute feiern, war auch so einer, der anderen den Rücken gestärkt und Heimat geschenkt hat. Er hat zugepackt, wenn Menschen in Not waren, wenn ihnen Nähe, Zuspruch und Liebe fehlten, wenn ihnen die Zunge „verwelkte“, weil sie keinen hatten, mit dem sie sprechen konnten.

Das mit den Süßigkeiten am Nikolaustag ist eine schöne Geste. Wer weiß, was uns noch alles einfällt, Menschen das Leben zu „versüßen“.


Sonntagsfrauen – 5. Dezember

„Die Sonntage sind am schlimmsten!“ Viele alleinstehende Frauen empfinden das so. „Die anderen haben ihre Familie und wir sind allein!“ – „Muss das so sein und bleiben?“, fragte eine Landfrau aus der Nähe von Lüneburg. Sie lud in der Zeitung zu einem Sonntagstreff ein. Gleicher Ort, gleiche Zeit, zusammen essen, spielen, klönen, wandern, ausfahren, ein Kino besuchen, ein gemeinsames Wochenende planen.

Vierzig Witwen haben sich gemeldet. Für alle war wichtig: Ich habe die Möglichkeit, mit anderen, denen es ähnlich geht wie mir, etwas zu unternehmen. Wir können uns ganz viel sein und geben. Wertvolle Freundschaften sind entstanden.

Angefangen hat alles mit einer Idee und der Erkenntnis: „Es muss nicht bleiben, wie es ist!“

Heute ist der Internationale Tag des Ehrenamtes. Wie gut, dass Menschen kreativ und motiviert sind, dass sie ihre Zeit, ihr Talent und ihre Liebe schenken. Beim Sport, bei der Feuerwehr, beim Roten Kreuz und im Chor, in den Kirchengemeinden und in der Kommunalpolitik…… Wie arm wäre unsere Gesellschaft ohne die Eigeninitiative, dass jeder seinen Teil zum Gelingen des Ganzen beisteuert.

Die Idee mit den „Sonntagsfrauen“ gefällt mir besonders gut. Schön, dass sie sich diesen Namen gegeben haben.

etwas unternehmen, sich verabreden,