Weihnachtslandschaften – 10. Dezember

Ich liebe die Münsterkirche von Hameln. Jedesmal, wenn ich in der Stadt bin, schaue ich kurz rein. Ich zünde eine Kerze an für Menschen, an die ich in besonderer Weise denke. Ich setze mich in die Krypta und werde still, und wenn es nur für 5 Minuten ist.

Im Moment gibt es dort die Ausstellung „Weihnachtslandschaften“ (bis zum 15. Dezember). Die Besucher werden eingeladen, sich selbst und dem Weihnachtsfest näherzukommen.

Im Zusammenhang mit dem Lied „Maria durch ein Dornwald ging“ haben Schüler aufgeschrieben, wie sie „Dornen“ erlebt haben: Verletzungen, Handicaps, Probleme in der Familie, Schuld, Angst … Erfahrungen von „Dornen“ im eigenen Leben können hinzugefügt werden. Über allem die Zusage: In den „Dornen“, egal, wie sie aussehen, lässt Gott dich nicht allein.

Masken fragen, wo wir nach außen darstellen möchten, was wir im Grunde genommen gar nicht sind. Was tue ich, um meine Schwäche zu verbergen? Warum ist es mir so wichtig, anderen ein möglichst positives Bild von mir selbst zu vermitteln?

An einer Station hängt das Schild: Stop – Look – ListenMain Line. In diesen vier Wörtern kann man knapp zusammenfassen, worum es in der Advents- und Weihnachtszeit geht: Zur Ruhe kommen, mal stehenbleiben, den Alltag unterbrechen. Auf das eigene Leben schauen und auf das Leben der Menschen an meiner Seite. Hinhören auf die Stimme in mir selbst, in Ereignissen und Nachrichten. Fragen nach der großen Linie für mein Leben, nach dem Weg, der Zukunft und Sinn hat.

Dies sind 3 von 10 Stationen. Mir hat die Zeit in den „Weihnachtslandschaften“ sehr gut getan.


Den Tagen Leben geben – 9. Dezember

Gestern habe ich ein Benefizkonzert moderiert, mit wunderbaren Musikerinnen und Musikern, die sich „Gänsehaut-Stücke“ wie „You raise me up“, „Music from Frozen“, „Sounds of Silence“, „The Rose“ und „We are the world“ zugetraut haben. Das war ein kostbarer Moment, den ich in vollen Zügen genossen habe.

Stunden später fiel mir angesichts dieser tollen Erfahrung ein, wie oft ich „Später“ sage. Später, wenn ich das erst mal erledigt habe, wenn ich das erst mal hinter mir habe, wenn es ruhiger wird, wenn ich Rentner bin……. Ich schiebe auf, was ich mir unter einem intensiven, sinnvollen Leben vorstelle. Mit „Aufschieberitis“ kenne ich mich bestens aus.

Es müssen keine großen Events sein, aber der Advent ist eine gute Zeit, den Tagen viel Leben zu geben, damit es heller wird in uns und für die Menschen um uns herum. Ich nenne das gerne „Quality-Time“.

Gut zu wissen – 8. Dezember 2019

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als ein Schale und nicht als ein Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.

Lerne auch du, nur aus der Fülle weiterzugeben und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein als Gott.

Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zum See. Du tue das Gleiche! Erst anfüllen und dann abgeben.

Die gute und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.

(Nach Bernhard von Clairvaux)

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 2. Advent.

Es genug sein lassen – 7. Dezember

„Ich war heute von einer Besinnung zur nächsten unterwegs!“, sagte eine Bekannte sichtlich erschöpft. Oft sind wir gerade im Advent mit einem hohen Tempo unterwegs. In Beruf und Familie, oder weil viele verlockende Angebote auf uns warten. Dies noch und das noch, dann komme ich meinen Erwartungen an diese Zeit besonders nahe.

Advent heißt Ankunft. Kommen wir an bei dem, was uns reich und leicht macht, was uns geschenkt werden kann? Kommen wir dahin, nicht selbst unser größter Antreiber und Kritiker zu sein?

In der Gesellschaft geht es darum, sich selbst immer mehr zu optimieren. Mehr wissen, mehr erleben, mehr Kontakte haben, die freie Zeit immer aktiver und bunter gestalten, mehr sein!

Im Advent wünsche ich mir ein Kontrastprogramm: Es genug sein lassen! Akzeptieren, dass ich nicht alles schaffen werde, was ich an Idealen in mir trage. Akzeptieren, dass ich Grenzen habe, dass ich nicht immer gut drauf bin, dass ich es nicht immer allen recht machen kann. Akzeptieren, dass ich verletzlicher bin, als ich mir eingestehe.

Es genug sein lassen – weil wir Gott genügen, so, wie wir sind – das ist ein wertvoller Gedanke.

Milchzahn trifft Silberlocke – 6. Dezember

Es ist immer wieder ein Gewinn, wenn ich unterwegs besondere Menschen kennenlerne. Ulrike Kraul zum Beispiel. Auf dem Jaeger-Hoff in Dörverden-Westen hat sie einen Ort der Begegnung geschaffen, genau das, was den meisten Dörfern heute fehlt. „Dat Rosenhuscafé“, eine kleine Laube, steht im liebevoll gestalteten Garten mit 180 verschiedenen Rosensorten, Blumen und Sträuchern. Jeder darf kommen: Junge und Alte, Einheimische und Gäste. „Milchzahn trifft Silberlocke“.

Es gibt Getränke, Butterkuchen, Märchenbücher, Musik, viele lauschige Plätze zum Reden und Genießen. Der Generationen-Treff ist zu einem Mittelpunkt im dörflichen Miteinander geworden. Er ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eine wunderbare Idee. Da bleibt frau nicht stehen bei „hätten, könnten, sollten wir“, sondern setzt um, was ihr richtig und wichtig erscheint, um der Menschen willen.

Nikolaus, den wir heute feiern, war auch so einer, der anderen den Rücken gestärkt und Heimat geschenkt hat. Er hat zugepackt, wenn Menschen in Not waren, wenn ihnen Nähe, Zuspruch und Liebe fehlten, wenn ihnen die Zunge „verwelkte“, weil sie keinen hatten, mit dem sie sprechen konnten.

Das mit den Süßigkeiten am Nikolaustag ist eine schöne Geste. Wer weiß, was uns noch alles einfällt, Menschen das Leben zu „versüßen“.


Sonntagsfrauen – 5. Dezember

„Die Sonntage sind am schlimmsten!“ Viele alleinstehende Frauen empfinden das so. „Die anderen haben ihre Familie und wir sind allein!“ – „Muss das so sein und bleiben?“, fragte eine Landfrau aus der Nähe von Lüneburg. Sie lud in der Zeitung zu einem Sonntagstreff ein. Gleicher Ort, gleiche Zeit, zusammen essen, spielen, klönen, wandern, ausfahren, ein Kino besuchen, ein gemeinsames Wochenende planen.

Vierzig Witwen haben sich gemeldet. Für alle war wichtig: Ich habe die Möglichkeit, mit anderen, denen es ähnlich geht wie mir, etwas zu unternehmen. Wir können uns ganz viel sein und geben. Wertvolle Freundschaften sind entstanden.

Angefangen hat alles mit einer Idee und der Erkenntnis: „Es muss nicht bleiben, wie es ist!“

Heute ist der Internationale Tag des Ehrenamtes. Wie gut, dass Menschen kreativ und motiviert sind, dass sie ihre Zeit, ihr Talent und ihre Liebe schenken. Beim Sport, bei der Feuerwehr, beim Roten Kreuz und im Chor, in den Kirchengemeinden und in der Kommunalpolitik…… Wie arm wäre unsere Gesellschaft ohne die Eigeninitiative, dass jeder seinen Teil zum Gelingen des Ganzen beisteuert.

Die Idee mit den „Sonntagsfrauen“ gefällt mir besonders gut. Schön, dass sie sich diesen Namen gegeben haben.

etwas unternehmen, sich verabreden,

Demokratie beginnt am Küchentisch – 4. Dezember

Die Vorsitzende des Niedersächsischen LandFrauenverbandes schickt in jedem Jahr einen Weihnachtsbrief an die Vereine. Gerne möchte ich mit Ihnen einige der wertvollen Gedanken von Elisabeth Brunkhorst teilen:

„Bevor du sprichst, lass deine Worte durch drei Tore schreiten. Beim ersten Tor frage: Sind sie wahr? Am zweiten frage: Sind sie notwendig? Am dritten Tor frage: Sind sie freundlich?“ (Rumi)

„Diese Worte sind sehr alt und aktueller denn je. Der Umgang miteinander und unsere Diskussionskultur haben sich in den vergangenen Jahren sehr zum Nachteil gewandelt. Heute reden wir vermehrt übereinander statt miteinander. Das persönliche Gespräch wird oftmals gemieden, der Weg über Dritte oder die sozialen Medien gesucht. Die Folgen spüren wir alle. Und ich meine, kaum jemand heißt sie gut….

In meinem Weihnachtsbrief möchte ich Ihnen Mut machen, wieder mehr aufeinander zuzugehen, miteinander ins Gespräch zu kommen, verzeihen zu können. Eigentlich ist es eine Kleinigkeit, freundlich zu sein, tolerant anderen gegenüber, achtsam miteinander – und doch kostet es uns Mut. Nutzen Sie die Adventszeit und machen Sie sich wieder auf den Weg zueinander, es macht unser Herz frei und uns glücklicher….

Im nächsten Jahr startet unser neues Thema „Demokratie meint dich!“ Es geht uns alle an. Wir machen uns Sorgen, denn Demokratien geraten weltweit in die Krise. Das ist auch bei uns zu spüren. Denken Sie daran: Demokratie fängt schon am Küchentisch an, indem wir einander zuhören, miteinander reden und Verständnis füreinander aufbringen.“

Nicht vergessen: Zweige in die Vase stellen. Heute ist Barbara-Tag!


Die goldene Regel – 3. Dezember

„Behandle die Menschen so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest.“ Das klingt einfach, ist aber alles andere als das! Jesus mutet uns etwas zu.

Wie möchten wir denn behandelt werden, jetzt, im Advent? Lassen Sie ihren Gedanken freien Lauf!

Ich mag Überraschungen (Juchhu, bei mir stand heute ein Geschenk vor der Tür – einfach so!). Ich freue mich über Gespräche, bei denen wir echt und einander nahe sind. Ich erwarte, dass Menschen hinter meinem Rücken nicht anders über mich sprechen als mit mir direkt. Ich bin enttäuscht, wenn mich jemand lediglich von seiner To-do-Liste für „Verpflichtungen“ abhakt, ich aber keine Liebe und Wärme spüre.

Ich genieße es, wenn jemand beim „Offenen Advent“ wertvolle Texte vorliest und für seine Weihnachtskarten persönliche Worte findet. Ich mag Geschenke, bei denen ich spüre: Da hat einer nachgedacht und sich eingefühlt. Ich sitze gerne mit Menschen beim Essen, wenn wir uns etwas zu sagen haben. Ich bin gerührt, wenn mir jemand einen Blick in sein Herz gewährt …..

„Behandle die Menschen so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest.“ Fertig werden damit nie, aber es kommt Farbe ins Leben!


„Du glaubst es nicht…..“ 2. Dezember

Eine Freundin war auf dem Weg zum Übungsabend des St. Nikolai-Chores in Rinteln. Sie strahlte und schwärmte: „Du glaubst es nicht, was die Frau Brinkmann (Kantorin) alles aus uns herausholen kann. Dann singst du Töne, von denen du überhaupt nicht gewusst hast, dass sie in dir stecken, dann wächst du über dich selbst hinaus.

Ich habe mich mit ihr gefreut und konnte das aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen. Es gibt Menschen, die können etwas aus uns herauslocken und herauslieben. Die tun gut.

Wenn wir ihm Raum geben, dann hat Gott auch die Möglichkeit, etwas aus uns herauszulieben – und wir wundern uns, was alles in uns steckt, wie wir sein können: freundlich, großzügig, emphatisch, gut für positive Überraschungen, hilfsbereit. Stellen Sie sich vor, wir würden uns in drei Wochen treffen: „Du glaubst es nicht, was ich alles in mir entdeckt habe!“


Unentdeckte Schätze – 1. Dezember

So lange sie denken konnte, hing das Bild in ihrer Küche. Als die ältere Dame ihr Haus verkaufen wollte, wurde jemand darauf aufmerksam. Es handelte sich um das Werk „Der verspottete Christus“ aus dem Jahre 1280, gemalt von einem italienischen Meister. Ein Experte schätzte das Kunstwerk auf einen Preis von mindestens 4 Millionen Euro.

Ein Zufallsfund zwischen Küche und Wohnzimmer. Ein Leben lang in der Nähe der alten Dame, unentdeckt. Sie war eine super reiche Frau und wusste nichts davon, hat wahrscheinlich ganz bescheiden gelebt.

Alle Jahre wieder feiern wir Advent. Gott kommt in die Welt. Das ist nicht ein 2000 Jahre altes Datum. Er kommt hier und heute – zu uns. Lebendig, als Mutspritze, Antidepressivum, Lastabnehmer, Inspiration und Licht auf dem Weg. Der, auf den wir warten, ist schon da. Und wenn es auch in diesem Advent immer wieder die Spannung geben sollte zwischen dem, wie wir es wünschen und dem, was wir ist…. Wir sind nicht allein mit dem, was ist.

Wir sind reich! Es wäre unendlich schade, wenn wir diesen Schatz nicht in Gebrauch nehmen würden!

Ich wünsche Ihnen eine schöne Adventszeit.