Unter einem guten Stern

Nikolai-Kirche in Rinteln

In einer Lichterprozession zu Epiphanias folgten wir dem Stern der drei Weisen aus dem Morgenland. Eine gute Idee! Mehr gehen als sitzen. Das Licht in die Welt bringen. Hellmacher werden. An vier Stationen rund um die Nikolai-Kirche in Rinteln erwarteten uns Lesungen, Meditationen und Lieder. – Neben vielen Wünschen, die uns derzeit bewegen, ist dieser wohl ein besonderer: Unser Leben möge „unter einem guten Stern“ stehen. Das wünschen wir für die Welt und für unsere persönlichen Lebensräume. Unterwegs sein mit Gott an unserer Seite möge uns Halt und Orientierung schenken, ein neues Denken und Miteinander!

Nach der Prozession ging es zu Gottesdienst und Neujahrsempfang in die Kirche. Superintendent Christian Schefe zitierte einen kleinen Satz, den er „die wohl kürzeste Weihnachtspredigt“ nannte: „Mach’s wie Gott, werde Mensch!“ (Zitat von Phil Bosmans).

„O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit!“

Du bist ein Gott, der mich sieht

„Sawubona, liebe Heidrun“, so beginnt ein Weihnachtsbrief, den ich immer wieder gern zur Hand nehme. Da sagt einer nicht „Hallo“ oder „Moin“. Er wählt eine Anrede, mit der man sich im Stamm der Zulu begrüßt. „Sawubona“ bedeutet: „Ich sehe dich“. Ich nehme dich wahr. Ich schaue dir in die Augen. In deinem Gesicht gibt es viel zu lesen. – Wie schön, wenn einer genauer hinschaut!

In diesem Jahr heißt die Jahreslosung: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ – Dahinter steckt eine spannende Geschichte. Sara kann keine Kinder bekommen. Das war ihrerzeit eine Tragödie, für sie selbst und für die Sippe. Was tun? Sie ermuntert ihren Gatten, den Abraham, die Magd Hagar als Ersatzmutter seiner Nachkommen zu wählen. Die Zukunft muss gesichert werden, das hat Priorität!! Wahrscheinlich hatte Sara nicht damit gerechnet, dass solche Dreiecksbeziehungen ein hohes Konfliktpotential in sich tragen. Sich minderwertig oder ausgenutzt fühlen. Eifersüchtig sein und hassen, sich piesacken und verletzen …. Sara schickt Hagar in die Wüste, ganz weit weg! Das Zusammenleben war unerträglich!

In der Wüste, ohne Zukunft und Kraft, ganz am Ende, kommt ein Engel – am Brunnen des Lebendigen – wie auch immer! Er erinnert Hagar daran, dass sie doch guter Hoffnung ist, das Kind in ihrem Bauch ist deutlich spürbar!! Hagar hat erfahren: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ – Wüstenzeiten! Die Wüste muss nicht Sahara oder Gobi heißen, auch im Schaumburger Land wissen wir, was gemeint ist: Traurig und erschöpft sein. Wenig Lebe-Lust, viel Kummer. Blöde Sachen im Gepäck.

„Du bist ein Gott, der mich sieht!“ – Das tut gut. Du siehst uns zwischen „Trial and Error“, Wunsch und Wirklichkeit. Du siehst, womit wir uns quälen, die Welt vorm Infarkt. – „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Der du in der Raupe den Schmetterling sieht, sieht wohl auch in mir schon manches, was da schlummert, das durch Liebe geweckt werden kann. Du holst uns nicht raus aus dem, was ist – aber du bist an unserer Seite.

30. Dezember – Volles Haus

Weihnachten – Familienzeit.

Es gibt Lieblingsessen und alte Geschichten aus der Schulzeit, Geschichten von besonderen Ereignissen und von Menschen, die Spuren hinterlassen haben. „Was macht denn eigentlich …?“ – Ein Team ist für das Schmücken des Tannenbaums zuständig – von dem dann ein Zweig zum Grab der Großeltern gebracht wird, damit wir mit ihnen nicht nur in Gedanken verbunden sind.

Töchter wagen sich ans Strümpfestricken. „Oma würde jubilieren!!“ – In mir erwacht die alte Begeisterung für den Sport – wenn ich mit den Enkeln via Switch Tennis spiele. Wir backen Waffeln, spielen „Tutto“ und freuen uns riesig, dass die große Truppe Wiedersehen feiert. Bevor die Bescherung beginnt, wird gesungen….. Da ist viel buntes Leben, inclusive Christmette.

Familienleben ist spannend. Trotz gleicher Wurzeln und Prägungen entwickelt sich jeder auf seine Weise – und das ist gut so! Bei aller Freude am Zusammensein braucht jeder auch seine Rückzugsmöglichkeiten, seine „Eigen-Zeit“. Geschmäcker sind verschieden. Jeder bringt seine Themen mit – und über manches wird in solchen Konstellationen besser geschwiegen! Bei einigen Sätzen wird beim anderen etwas „getriggert“, mehr oder weniger heftig. Mucksch sein ist gar nicht so selten.

Weihnachten wird oft mit hohen Erwartungen an Liebe, Harmonie und Frieden überfrachtet. Es ist alles viel normaler – wie in Bethlehem. Und Gott ist mitten unter uns! Damit lässt sich gut feiern, wenn das Haus voll ist!

Eine lebendige Kirche

Bei der Visitation fragte der Superintendent: „Was ist Ihr Traum von Kirche?“ Ich gebe die Frage gerne an Sie/Euch weiter: Wie wünscht ihr euch die Kirche der Zukunft? Mir fiel spontan die freundliche Kirche in Fuhlen ein. An der Wand hängen Portraits von Menschen, die das Leben in der Gemeinde gestalten. Portraits von Menschen, die gerne dabei sind: Hier und Heute. Ich träume von einer Kirche, in der ich geborgen bin mit allem, was ich mitbringe, in der Menschen mir helfen, die Zumutung auszuhalten, die das Leben sein kann.

Ich träume von einer Kirche, über deren Türen und Menschen ein dickes „WELCOME“ steht. Sie sind offen für Fragen und Zweifel, für unterschiedliche Sichtweisen und Lebensentwürfe. In ihrer Mitte finde ich den, der Anfänger, Liebhaber und Vollender allen Lebens ist. Hier gibt es eine Wärmestube für alle, denen es kalt geworden ist in der Wohnung oder im Herzen. Es gibt Tee, Musik und Geschichten, die wohltun. Wir singen alte und neue Lieder, sind einander und Gott nah und finden uns nicht ab mit dem, was um uns herum im Argen liegt.

Ich träume von einer Kirche, die mit Gottes Möglichkeiten rechnet, von der Konfirmanden sagen: „Krass! – Da mache ich mit!“

100 Dinge, die du nach deinem Tod nicht verpassen solltest

Ein ungewöhnlicher Titel. Fabian Vogt, Theologe, Kabarettist und Autor nahm die Besucher in der Rintelner Nikolai-Kirche mit auf eine spannende Entdeckungsreise. Es ging um verschiedene Jenseitsvorstellungen in den Kulturen der Welt.

In einer berührenden Geschichte erzählte er von Zwillingen im Bauch der Mutter. Sie diskutierten darüber, ob es ein Leben nach der Geburt geben kann. Der eine sagt „Auf jeden Fall“, der andere sagt „Quatsch“. Wie gut, dass ihr Fragen, Empfinden und Zweifeln inzwischen von unserem Wissen überholt sind.

Wir sagen, dass der Mensch mit dem Sterben den Geist aufgibt. Was wäre, wenn der Geist nur den Körper aufgibt? Würde damit die „Mutter aller Ängste“, die Angst vor dem Tod, etwas von ihrem Schrecken verlieren? Was ist, wenn wir verinnerlichen, wie es im Psalm 90 steht: „Lass uns begreifen, dass unser Leben endlich ist, damit wir klug werden und es vernünftig gestalten“? Mit viel Humor, Gesang und Tiefgang prägte sich bei mir ein: Wer glaubt, dass Leben über unseren Horizont hinausreicht, lebt intensiver und gelassener! Er weiß sich auf dem Weg nach Hause, wo alles vollendet wird!!

Herzlichen Dank für einen wunderbaren Abend!

Schönes lieben

„Die Wahrheit erkennen, Schönes lieben, Gutes wollen, das Beste tun.“ – Dieser Spruch begleitet mich seit einigen Wochen. Das sind Worte, nach denen ich gerne leben möchte.

Auf dem Herbstmarkt in Hameln haben die Coppenbrügger LandFrauen ohne Pause Kränze gebunden aus allem, was der Herbst zu bieten hat. Und viele, die Schönes lieben, haben gerne ein kleines Kunstwerk mit nach Haus genommen.

Das Landvolk in Niedersachsen feierte seine 75-jährige Geschichte. Im Gottesdienst am Sonntag war Landesbischof Ralf Meister zu Gast. Er sagte unter anderem: „Wir verdanken unser Leben nicht uns selbst. Wir können zwar einen Arzt bezahlen, aber keine Gesundheit kaufen. Wir können ein Haus mieten, aber kein Zuhause. Das, was unser Leben wirklich im Tiefsten ausmacht, ist Geschenk.“

Unterm Regenbogen

Der Regenbogen ist ein starkes Symbol. Schau hin, da sind Farben am Himmel, obwohl eben noch alles grau in grau war, obwohl Unwetter tobten und du dich gefragt hast: „Was wird davon?“

„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8, 22) – Gott sagt mit seinem Bogen: Bei mir ist alles aufgehoben in Zeit und Ewigkeit. So bunt, so voller Trost und Zukunft, voller Geborgenheit und Hoffnung kann das Leben sein mit Gott an unserer Seite. Egal, was ist, wir können niemals herausfallen aus der großen Liebe. Gut, wenn wir das auch für unsere Enkel glauben können.

Sei behütet auf deinen Wegen …

Katharinenkirche in Kathrinhagen

Seit vielen Jahren singe ich dieses Lied von Clemens Bittlinger zum Ende des Gottesdienstes. Wie gerne möchten wir unsere Lieben, unsere Welt und uns selbst aufgehoben wissen in etwas Größerem. „Von guten Mächten wunderbar geborgen.“

Der Segen ist keine Rundumversicherung und Glücksgarantie. Noch ist unter jedem Dach ein Ach! Noch werden wir von Krisen geschüttelt. Aber durch den Segen wird uns etwas geschenkt, was wir aus uns selbst nicht haben und nicht wissen können. Er schenkt uns Kraft und Trost, Weisheit, Mut und Gelassenheit. Wir sind nicht allein unterwegs, sondern mit Gott.

Schatzsuche

Mit gefüllten Körben kommen sie aus dem Wald: Die Pilzsucher. Sie sind glücklich, denn die Ernte ist super in diesem Jahr. Die Fundstellen möchten sie geheim halten (soweit das möglich ist), aber eine liebe Nachbarin bringt mir ab und zu etwas von ihrer Beute vorbei: Steinpilze und Maronen.

Mein Lieblingsrezept ist ganz einfach: Die Pilze säubern und kleinschneiden. Eine Zwiebel in etwas Butter dünsten, die Pilze darin schmoren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und zum Schluss Petersilie darüberstreuen. Das ist Genuss zum Verlieben!

Gut, dass wir einander haben

Das Leben kann uns Schlimmes zumuten. Wenn nach dem Verlust eines Menschen nichts mehr so ist, wie es war, wenn sich von jetzt auf gleich alles verändert hat, was dann? Wie soll es weitergehen? Was da aufbricht an Gefühlen, an Ohnmacht, ist kaum auszuhalten. Trauernde brauchen jemand, der sie begleitet, der zuhört, der Zeit und Nähe schenkt.

Im letzten Jahr habe ich einen Trauerbegleiter-Kurs besucht. Das war ein Geschenk. Wir haben gelernt, über die Trauer zu sprechen, zuzuhören, Ressourcen zu entdecken, Hoffnungswege und Rituale zu finden, Stimmungen, Ohnmacht und Gefühle auszuhalten, einander nahe zu sein.

„Gut, dass wir einander haben“ ist ein Lied von Manfred Siebald (Jahrgang 1948), das in unseren Kirchengemeinden gerne gesungen wird. „Gut, dass wir einander haben, gut, dass wir einander sehn, Sorgen, Freuden, Kräfte teilen und auf einem Wege gehen!“ Wie gut, wenn wir die Kostbarkeit des Miteinanders entdecken!