30. Dezember – Volles Haus

Weihnachten – Familienzeit.

Es gibt Lieblingsessen und alte Geschichten aus der Schulzeit, Geschichten von besonderen Ereignissen und von Menschen, die Spuren hinterlassen haben. „Was macht denn eigentlich …?“ – Ein Team ist für das Schmücken des Tannenbaums zuständig – von dem dann ein Zweig zum Grab der Großeltern gebracht wird, damit wir mit ihnen nicht nur in Gedanken verbunden sind.

Töchter wagen sich ans Strümpfestricken. „Oma würde jubilieren!!“ – In mir erwacht die alte Begeisterung für den Sport – wenn ich mit den Enkeln via Switch Tennis spiele. Wir backen Waffeln, spielen „Tutto“ und freuen uns riesig, dass die große Truppe Wiedersehen feiert. Bevor die Bescherung beginnt, wird gesungen….. Da ist viel buntes Leben, inclusive Christmette.

Familienleben ist spannend. Trotz gleicher Wurzeln und Prägungen entwickelt sich jeder auf seine Weise – und das ist gut so! Bei aller Freude am Zusammensein braucht jeder auch seine Rückzugsmöglichkeiten, seine „Eigen-Zeit“. Geschmäcker sind verschieden. Jeder bringt seine Themen mit – und über manches wird in solchen Konstellationen besser geschwiegen! Bei einigen Sätzen wird beim anderen etwas „getriggert“, mehr oder weniger heftig. Mucksch sein ist gar nicht so selten.

Weihnachten wird oft mit hohen Erwartungen an Liebe, Harmonie und Frieden überfrachtet. Es ist alles viel normaler – wie in Bethlehem. Und Gott ist mitten unter uns! Damit lässt sich gut feiern, wenn das Haus voll ist!

Eine lebendige Kirche

Bei der Visitation fragte der Superintendent: „Was ist Ihr Traum von Kirche?“ Ich gebe die Frage gerne an Sie/Euch weiter: Wie wünscht ihr euch die Kirche der Zukunft? Mir fiel spontan die freundliche Kirche in Fuhlen ein. An der Wand hängen Portraits von Menschen, die das Leben in der Gemeinde gestalten. Portraits von Menschen, die gerne dabei sind: Hier und Heute. Ich träume von einer Kirche, in der ich geborgen bin mit allem, was ich mitbringe, in der Menschen mir helfen, die Zumutung auszuhalten, die das Leben sein kann.

Ich träume von einer Kirche, über deren Türen und Menschen ein dickes „WELCOME“ steht. Sie sind offen für Fragen und Zweifel, für unterschiedliche Sichtweisen und Lebensentwürfe. In ihrer Mitte finde ich den, der Anfänger, Liebhaber und Vollender allen Lebens ist. Hier gibt es eine Wärmestube für alle, denen es kalt geworden ist in der Wohnung oder im Herzen. Es gibt Tee, Musik und Geschichten, die wohltun. Wir singen alte und neue Lieder, sind einander und Gott nah und finden uns nicht ab mit dem, was um uns herum im Argen liegt.

Ich träume von einer Kirche, die mit Gottes Möglichkeiten rechnet, von der Konfirmanden sagen: „Krass! – Da mache ich mit!“

100 Dinge, die du nach deinem Tod nicht verpassen solltest

Ein ungewöhnlicher Titel. Fabian Vogt, Theologe, Kabarettist und Autor nahm die Besucher in der Rintelner Nikolai-Kirche mit auf eine spannende Entdeckungsreise. Es ging um verschiedene Jenseitsvorstellungen in den Kulturen der Welt.

In einer berührenden Geschichte erzählte er von Zwillingen im Bauch der Mutter. Sie diskutierten darüber, ob es ein Leben nach der Geburt geben kann. Der eine sagt „Auf jeden Fall“, der andere sagt „Quatsch“. Wie gut, dass ihr Fragen, Empfinden und Zweifeln inzwischen von unserem Wissen überholt sind.

Wir sagen, dass der Mensch mit dem Sterben den Geist aufgibt. Was wäre, wenn der Geist nur den Körper aufgibt? Würde damit die „Mutter aller Ängste“, die Angst vor dem Tod, etwas von ihrem Schrecken verlieren? Was ist, wenn wir verinnerlichen, wie es im Psalm 90 steht: „Lass uns begreifen, dass unser Leben endlich ist, damit wir klug werden und es vernünftig gestalten“? Mit viel Humor, Gesang und Tiefgang prägte sich bei mir ein: Wer glaubt, dass Leben über unseren Horizont hinausreicht, lebt intensiver und gelassener! Er weiß sich auf dem Weg nach Hause, wo alles vollendet wird!!

Herzlichen Dank für einen wunderbaren Abend!

Schönes lieben

„Die Wahrheit erkennen, Schönes lieben, Gutes wollen, das Beste tun.“ – Dieser Spruch begleitet mich seit einigen Wochen. Das sind Worte, nach denen ich gerne leben möchte.

Auf dem Herbstmarkt in Hameln haben die Coppenbrügger LandFrauen ohne Pause Kränze gebunden aus allem, was der Herbst zu bieten hat. Und viele, die Schönes lieben, haben gerne ein kleines Kunstwerk mit nach Haus genommen.

Das Landvolk in Niedersachsen feierte seine 75-jährige Geschichte. Im Gottesdienst am Sonntag war Landesbischof Ralf Meister zu Gast. Er sagte unter anderem: „Wir verdanken unser Leben nicht uns selbst. Wir können zwar einen Arzt bezahlen, aber keine Gesundheit kaufen. Wir können ein Haus mieten, aber kein Zuhause. Das, was unser Leben wirklich im Tiefsten ausmacht, ist Geschenk.“

Unterm Regenbogen

Der Regenbogen ist ein starkes Symbol. Schau hin, da sind Farben am Himmel, obwohl eben noch alles grau in grau war, obwohl Unwetter tobten und du dich gefragt hast: „Was wird davon?“

„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8, 22) – Gott sagt mit seinem Bogen: Bei mir ist alles aufgehoben in Zeit und Ewigkeit. So bunt, so voller Trost und Zukunft, voller Geborgenheit und Hoffnung kann das Leben sein mit Gott an unserer Seite. Egal, was ist, wir können niemals herausfallen aus der großen Liebe. Gut, wenn wir das auch für unsere Enkel glauben können.

Sei behütet auf deinen Wegen …

Katharinenkirche in Kathrinhagen

Seit vielen Jahren singe ich dieses Lied von Clemens Bittlinger zum Ende des Gottesdienstes. Wie gerne möchten wir unsere Lieben, unsere Welt und uns selbst aufgehoben wissen in etwas Größerem. „Von guten Mächten wunderbar geborgen.“

Der Segen ist keine Rundumversicherung und Glücksgarantie. Noch ist unter jedem Dach ein Ach! Noch werden wir von Krisen geschüttelt. Aber durch den Segen wird uns etwas geschenkt, was wir aus uns selbst nicht haben und nicht wissen können. Er schenkt uns Kraft und Trost, Weisheit, Mut und Gelassenheit. Wir sind nicht allein unterwegs, sondern mit Gott.

Schatzsuche

Mit gefüllten Körben kommen sie aus dem Wald: Die Pilzsucher. Sie sind glücklich, denn die Ernte ist super in diesem Jahr. Die Fundstellen möchten sie geheim halten (soweit das möglich ist), aber eine liebe Nachbarin bringt mir ab und zu etwas von ihrer Beute vorbei: Steinpilze und Maronen.

Mein Lieblingsrezept ist ganz einfach: Die Pilze säubern und kleinschneiden. Eine Zwiebel in etwas Butter dünsten, die Pilze darin schmoren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und zum Schluss Petersilie darüberstreuen. Das ist Genuss zum Verlieben!

Gut, dass wir einander haben

Das Leben kann uns Schlimmes zumuten. Wenn nach dem Verlust eines Menschen nichts mehr so ist, wie es war, wenn sich von jetzt auf gleich alles verändert hat, was dann? Wie soll es weitergehen? Was da aufbricht an Gefühlen, an Ohnmacht, ist kaum auszuhalten. Trauernde brauchen jemand, der sie begleitet, der zuhört, der Zeit und Nähe schenkt.

Im letzten Jahr habe ich einen Trauerbegleiter-Kurs besucht. Das war ein Geschenk. Wir haben gelernt, über die Trauer zu sprechen, zuzuhören, Ressourcen zu entdecken, Hoffnungswege und Rituale zu finden, Stimmungen, Ohnmacht und Gefühle auszuhalten, einander nahe zu sein.

„Gut, dass wir einander haben“ ist ein Lied von Manfred Siebald (Jahrgang 1948), das in unseren Kirchengemeinden gerne gesungen wird. „Gut, dass wir einander haben, gut, dass wir einander sehn, Sorgen, Freuden, Kräfte teilen und auf einem Wege gehen!“ Wie gut, wenn wir die Kostbarkeit des Miteinanders entdecken!

Der Tisch ist gedeckt

Das war neu. Gründonnerstag zu Hause und zu zweit! Vom Michaeliskloster in Hildesheim gab es einen Entwurf für die Gestaltung eines solchen Abends in Corona-Zeiten!

„Gott, wir sind hier – du bist hier. Mehr braucht es nicht. In Glauben, Gedanken und Gebet sind wir mit dir verbunden, sind wir mit so vielen verbunden, die wir kennen. Mancher fehlt uns gerade jetzt besonders. Sei du bei uns allen und lass uns deine Nähe spüren.“

Der Tisch ist festlich gedeckt, mit Blumen und dem guten Geschirr, mit einer Kerze und dem besten Rotwein, der im Keller lagerte. Mit Käse und Brot.

Wir erinnern uns an den Abend, an dem Jesus mit seinen 12 Jüngern zum letzten Mal an einem Tisch gesessen und gegessen hat. – Er nahm das Brot, dankte Gott, brach es in Stücke und gab es seinen Jüngern: „Nehmt und esst! Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird!“ Dann nahm er den Kelch mit dem Wein. Er dankte Gott, gab ihn seinen Jüngern und sagte: „Trinkt alle daraus. Das ist der Kelch des Heils! – Solches tut zu meinem Gedächtnis!“

Das war neu: Mein Mann und ich geben uns Wein und Brot. Und Gott ist spürbar nahe, im Wohnzimmer, am Tisch, bei uns Zuhause!

Der Tisch ist gedeckt – für alle, sogar für Judas! Egal, wer wir sind und was wir mitbringen an Geschichten, an Dramen und Kuddelmuddel, an Sehnsucht nach Freiheit, Frieden, Gnade und Liebe. Der Tisch ist gedeckt – für alle! Für die Kinder und Enkel in der Ferne. Für Menschen, die uns nahe sind hier und dort!

Wir beten, singen und sprechen gemeinsam den Segen. Ungewohnt ist das, eine Premiere, aber am Ende sagen wir: „Es wäre schön, wenn wir das öfter mal genießen würden! Das hat sehr gut getan!“

(Wir danken Marianne Gorka und Birgit Mattausch, den Referentinnen für Gottesdienst im Michaeliskloster, für die Vorlage und Inspiration zu unserem kleinen Gottesdienst.)

Mensch, wo hast du denn bloß deine Augen?

Einen herzlichen Dank an Lektorin Irmtraud Brendel aus der St. Nikolai – Gemeinde in Rinteln. Sie hat eine sehr ansprechende Andacht zum Sonntag Okuli gestaltet und lässt uns auf diesem Wege daran teilhaben.

„Mensch, wo hast du denn bloß deine Augen?“, fragte mich mein Mann. Wir gingen durch den Garten und ich sah nach oben, weil ich einen Vogel singen hörte und wissen wollte, wo er saß. Dabei stolperte ich über einen Ast und konnte mich gerade noch am Arm meines Mannes festhalten. Er war darüber so erschrocken, dass er ausrief: „Mensch, wo hast du denn bloß deine Augen?“ Alles war noch mal gutgegangen. Den Vogel habe ich dann nicht mehr gesehen, nur noch ab und zu gehört, aber ich guckte jetzt ja auch wieder auf den Weg und achtete auf die Stolperfallen.

„Okuli“, heißt dieser Sonntag. „Augen“ heißt das übersetzt. Im Psalm 25 steht: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn!“ (Psalm 25,15). Bei allem, was ich tue, was ich sage, was ich denke, habe ich immer Gott im Blick und vor Augen, so verstehe ich das. Denn dann, so meint dieser Psalm, hast du ein gutes Ziel vor Augen. Das wird dir helfen, wenn du in deinem Leben stolperst oder dich verläufst. Und dann hast du auch jemanden an deiner Seite, der dich auffängt, wenn du zu fallen drohst. Das passiert ja nicht nur bei Spaziergängen, sondern in jedem Leben.

Wo siehst du hin? Woran orientierst du dich in deinem Leben? Was bestimmt deinen Weg?

Die Corona-Pandemie hat ja indirekt auch manches Gute. Zum einen sehen wir nun klar, dass wir Menschen miteinander verbunden sind. Das, was in Wuhan in China passierte, hat Auswirkungen auf die ganze Welt. Wir sind als Menschheit ganz eng miteinander verwoben, gerade auch in dieser schweren Zeit.

Zum anderen zeigt sich: Unser Leben läuft nicht mehr so hektisch wie früher. Ich weiß, viele sehnen sich nach dem normalen Leben zurück. Das tue ich auch. Und doch ist diese Zeit eine Chance, um verstärkt zu fragen: Woran will ich mich orientieren?

Es ist natürlich möglich, wenn denn die Pandemie vorbei ist, wieder zum alten Lebensstil zurückzukehren. Aber ich glaube, das ist nicht gut. Nicht gut für die Schöpfung, die Gott uns anvertraut. Nicht gut für die Menschen, mit denen wir weltweit verbunden sind. Nicht gut für die Menschen, die nach uns kommen werden.

Es ist eben nicht einerlei, woran ich mein Leben orientiere. Es hat immer Auswirkungen auf mich und andere. Und es zeigt sich daran, wie wir miteinander umgehen.

Ihr seid Gottes geliebte Kinder! So steht es im Brief an die Epheser… Und als seine Kinder sollen wir Gott und seine Liebe ständig im Blick haben. Es ist wichtig, wenn wir uns in der Kirche „Schwestern und Brüder“ nennen. Denn so hat Jesus es gesagt: Wer Gottes Willen tut, der ist ihm Bruder und Schwester. (Markus 3, 31-35) …

Weil Gott anders mit uns umgeht, liebevoll nämlich, sollen wir es eben auch tun. Die Menschen sollen Christen als Boten seiner Liebe erleben. Sie sollen spüren: Hier herrscht ein anderer Geist als in der Welt. Hier ist Gottes Geist zu spüren. Das, liebe Schwestern und Brüder, ist unsere Aufgabe. Und die ist nicht leicht.

In diesen Wochen der Passionszeit denken wir besonders an das Leiden Jesu. Jesus zeigt uns, wie tief Gottes Liebe reicht. Sie gibt ihm Kraft, durch Verrat, Einsamkeit und Tod zu gehen. Aber der Tod ist nicht das Ende. Am Ende steht der neue Anfang, steht Ostern, steht die Auferstehung Jesu. Seit Ostern sehen wir das Licht Gottes, das in die Welt scheint. Es macht sogar die finsterste Finsternis des Todes hell.

„Mensch, wo hast du denn bloß deine Augen?“ Die Frage meines Mannes nehme ich als Anfrage an uns. Wo sehen wir hin? Woran orientieren wir uns in unserem Leben?

Dieser Sonntag lädt uns ein, auf Gottes Liebe zu sehen. Damit wir es gut haben und eben nicht stolpern.