15. Dezember – Gandhi in Hannover

Seit 8 Jahren steht er in der Nähe vom Maschpark: Gandhi, der große Kämpfer für Freiheit, Menschenrechte und Frieden. Warum steht er da? 2015 war Indien Partnerland der Hannover-Messe. Der indische Premierminister überreichte damals der Stadt Hannover die Statue des wohl berühmtesten Inders.

Rechtsanwalt war er, Pazifist, bei allem Widerstand gewaltfrei, Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Den Namen „Mahatma“ bekam er erst später: „Die große Seele“. Er suchte den Dialog, das, was eint! 1948 wurde er von einem fanatischen Hindu ermordet.

Ich verbinde mit Gandhi einen Satz, in dem ganz viel Potential steckt, ein Ansatz zur Weltveränderung: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Veränderung beginnt bei uns selbst. Ich stell mir vor: Millionen Menschen machen sich auf den Weg, um das zu leben, was sie als richtig und wichtig erkannt haben! Er kommt, der neue Geist! Advent!

14. Dezember – Wärmeoasen für Leib und Seele

Für die kalten Füße liegen viele handgestrickte Strümpfe in der Schublade. Mutter hatte seinerzeit in jeder Woche zwei Paar geschafft. Der Nacken bekommt sein Kräuterkissen und die Körpermitte ihre Wärmflasche. Und wenn es draußen „knackig“ kalt ist, dann bitte ich den Mann an meiner Seite, den Ofen anzuheizen, damit es „muckelig“ wird. Wärme tut gut!

Die Kirchengemeinde St. Nikolai in Rinteln bietet in ihrer Sakristei jetzt 3 x in der Woche eine „Wärmeoase“ an. „Eingeladen ist jeder Mensch, der sich über einen warmen Ort und warme Gemeinschaft freut!“, wirbt Pastor Jörg Mosig, einer mit überraschenden Ideen. Das klingt gut. Ein heißes Getränk erwärmt zunächst Finger und Magen, dann kommt das andere dazu: Erzählen dürfen, einander zuhören und die Augen schauen, ein Lied singen, Nähe spüren, Worte genießen, die wohltun und trösten. Das erwärmt das Herz und alles umzu.

Ich könnte mich für den Gedanken erwärmen, auch in unserer Gesellschaft, im täglichen Miteinander Wärmeoasen zu schaffen und zu sein. Macht ihr mit?

13. Dezember – Raue Schale, wertvoller Kern

Foto: Pixabay

Das sind Aussichten: Walnüsse senken den Cholesterinspiegel, sind gut fürs Herz und fördern die Konzentrationsfähigkeit. Sie haben viele Vitamine und Proteine, stärken das Immunsystem und sorgen für eine gute Verdauung. Mehr geht nicht! Das kann ich alles gut gebrauchen!

Also nahm ich das Angebot der Freundin gerne an und sammelte unter ihrem stattlichen Baum jede Menge Walnüsse. Schnell war eine Kiste gefüllt, und mittlerweile sind die Nüsse getrocknet und zum Verzehr bereit. Es kann geknackt werden! Nicht mit Hammer und brachialer Gewalt, nicht mit dem scharfen Messer, wir nehmen den eleganten Weg mit einem feinen Gerät.

Beim Öffnen der Nüsse sind mir erstaunlich gute Gedanken gekommen: In diesem Jahr gab es manche Nuss zu knacken. Das war nicht immer leicht! – Bei manchen Menschen war ich überrascht: Hinter einer rauen Schale versteckte sich ein feiner Kern! – Es gehört wohl zur Lebenskunst, hinter der Außenseite das Verborgene, den eigentlichen Schatz zu entdecken.

Ich wünsche allen „Nussknackern“ spannende Entdeckungen.

12. Dezember – Sieh, das Gute liegt so nah

Es ist ein Kleinod, ein ganz besonderer Ort: Das Mausoleum in Bückeburg, 1916 erbaut als Begräbnisstätte des Fürstentums Schaumburg-Lippe. Der Raum spricht für sich. Du wirst still.

Das Kostbarste: Die Goldmosaikkuppel gilt als eine der größten in Europa. Mit 1400 verschiedenen Farbtönen! Ich bin überwältigt, immer wieder.

„Lehre uns bedenken, dass wir begrenzt sind, auf dass wir klug werden!“ Das ist eine Einladung, die kleinen und großen Momente des Lebens bewusst zu leben, zu genießen. Mancher Besucher wird das Mausoleum anders verlassen, als er es betreten hat. Einer sagte mir: „Ich bin gerne hier. Du bekommst ein Gespür für das, was im Leben wirklich zählt!“

Für alle, die so neugierig sind wie ich: Der Name ‚Mausoleum‘ kommt von dem persischen König Mausolus, für den seinerzeit um 350 v.Chr. ein 50 m hohes Grabmal errichtet wurde.

11. Dezember – Aus Liebe zum Menschen

Johann Hinrich Wichern gilt als Erfinder des Adventskranzes. Das war so: Im „Rauhen Haus“ in Hamburg hat er sich um Kinder gekümmert, die keine Familie hatten und Hilfe brauchten. In der Vorweihnachtszeit ließ er im Betsaal ein großes Holzrad aufhängen, auf dem für jeden Tag eine Kerze befestigt war. Vier weiße Kerzen für die Adventssonntage und dazwischen rote Kerzen für die Wochentage. Die Kinder wussten dann genau, wie lange sie noch warten mussten, bis endlich Weihnachten war. Und sie machten morgens bei der kleinen Andacht die Erfahrung, dass es jeden Tag etwas heller wurde!

Johann Hinrich Wichern gilt auch als Gründer der Diakonie. Glaube und Nächstenliebe gehörten für ihn untrennbar zusammen. Das war vor 175 Jahren. Der ZDF-Fernsehgottesdienst kam deshalb am 2. Advent aus der Evangelischen Stiftung Alsterdorf in Hamburg, die zur Diakonie gehört.

Zweierlei hat mich berührt: „Liebe“ darf nicht Bevormundung werden. Menschen möchten auch im Alter selbstbestimmt leben, soweit das möglich ist! Sie möchten nicht, dass Entscheidungen für sie getroffen werden, sondern gemeinsam mit ihnen!

Da war das Strahlen einer Seniorin, die gemeinsam mit ihrer Begleiterin (Lotsin) im Gottesdienst saß. Sie gehörte nicht zu den älteren Menschen, die „auf ihren Lebensgeschichten sitzen bleiben und vereinsamen“, sie hatte jemanden, die zuhörte, die Zeit für sie hatte, mit der sie lachen konnte. Das Strahlen in ihrem Gesicht, ihre Lebensfreude (nach einer bewegten Biografie) werde ich nicht so schnell vergessen. Danke für diesen Gottesdienst!

10. Dezember – Licht als Lebenselixier

Empfindet Ihr es auch so: Die Sonne macht sich rar in diesen sowieso schon kurzen Tagen. Das wirkt sich auf unsere Stimmung aus und auf den Körper. Du bist müde und schnell erschöpft und der sogenannte „Winterblues“ schaut öfter mal vorbei.

Was hilft: Frische Luft, Sonne, Bewegung – und zusätzliches Vitamin D. Es helfen Menschen, von denen etwas Helles ausgeht. Musik hat etwas Belebendes: Mozart, südamerikanisch, Gospel usw.

Die Kirche auf dem Foto hat mir eine Gemeinde geschenkt, die ich als sehr hell und offen erlebe. „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht und über denen, die da wohnen im finstern Lande, wird es hell!“ Dieser Glaube trägt und prägt dort viele Menschen. Das ist zu spüren.

Ein besonderes Buch begleitet mich in diesem Tagen und hat für etliche Momente voller Licht gesorgt, in denen es hell wurde in meinem Herzen: Rachel Naomi Remen, Aus Liebe zum Leben, Geschichten, die der Seele gut tun, arbor-Verlag.

Auch, wenn die Tage kurz und düster sind: Wir können Licht finden – und das ist ein echtes Lebenselixier!

9. Dezember – offen oder verschlossen

Beim Blick auf die beiden Fenster frage ich mich: Welcher Typ Mensch bist du, der offene oder der verschlossene? Schnell habe ich eine Antwort gefunden!

Ich setze mich gern zu Leuten, die ich nicht kenne – und freue mich an interessanten Neuentdeckungen und Geschichten. Gleichzeitig kann ich nachempfinden, wenn manche Frauen Plätze neben sich freihalten, indem sie die Nachbarstühle an den Tisch lehnen: Ich wünsche an meiner Seite, die ich kenne, die mir vertraut sind.

Mit dem Taxifahrer aus Afghanistan ergibt sich in 15 Minuten ein intensives Gespräch über Gott und die Welt. Als Christin besuche ich eine Synagoge und eine Moschee, um etwas über den Glauben der Juden und des Islam zu hören. Ja, ich bin offen, weltoffen, jemand mit einem weiten Herzen. Im Austausch mit denen, die anders denken und leben, finde ich schnell auch das, was uns verbindet! Gern lese ich die Biografien von Menschen, die einen völlig anderen Lebenshintergrund haben als ich.

Auf Mallorca ein Wiener Schnitzel zu bestellen, wäre nicht mein Ding. Auch nicht die Sätze: „Ich habe meine Meinung, und davon bringen mich keine 10 Pferde ab!“ – und: „Das haben wir schon immer so gemacht!“ Alles hat seine Zeit, sage ich gerne – und Veränderungen gehören zum Leben. Mit 70 siehst du manches anders als mit 40! Gleichzeitig liebe ich dieses Unerschütterliche, das, was fest steht, wenn vieles wackelt in der großen und meiner kleinen Welt!

Advent: Macht hoch die Tür! Kommen da womöglich der frische Wind, der neue Geist, der Frieden und das Wir-Denken, Groß-Denken, die bei uns einziehen möchten?

8. Dezember – Menschen, Bilder, Emotionen

Am Ende des Jahres schauen wir zurück. Im Fernsehen haben sie erinnert an Trockenzeiten und Überflutungen, an Kriege, Erdbeben, Explosionen und Tragödien, an die Krönung von König Charles und den Weltmeistertitel für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft. Eine indische Raumfähre landet auf dem Mond und das Festival in Wacken findet im Morast statt. Es ist viel passiert: Eine bunte Mischung, Schönes und Schlimmes!

Am Ende des Jahres schauen wir zurück auf „unser“ Jahr 2023. Die eine oder der andere mag eine Kerze anzünden, im Kalender blättern oder Fotos anschauen. Wir denken an Menschen, die uns nahe und wertvoll sind, an gute Gespräche und Lichtblicke. Der Körper brauchte besondere Zuwendung, die Hand war gebrochen, aus den Enkel-Jungs wurden junge Männer. In manchen Situationen haben wir den Engel gespürt, der uns bewahrt hat. Viel Schönes haben wir gesehen und manches hat uns Angst gemacht, die Leichtigkeit genommen. Sogar die fast vergessene Frau Corona hat sich zurückgemeldet.

Alles, was war, was ist und was kommen wird, ist aufgehoben beim Schöpfer und Vollender allen Lebens. Das ist gut zu wissen im Schein der Kerze.

7. Dezember – In diesem Moment

Es ist ein wunderschönes Lied, das Roger Cicero uns geschenkt hat: „In diesem Moment“. Er singt über die Gleichzeitigkeit der Dinge, die auf dieser Welt geschehen – und die oft so gegensätzlich sind. Er fragt, ob wohl ein großer Plan dahinter steckt. Ich mag es immer und immer wieder hören!

2005 habe ich das Buch „Seelenfutter“ veröffentlicht. Darin gibt es einen Beitrag mit gleichem Namen: „In diesem Moment“. Damals schrieb ich: Es war am 11. September 2001. Wir saßen in Dresden, in einem Café neben der Frauenkirche, als auf einmal die Nachricht kam, dass in New York etwas Schreckliches geschehen war. Eben waren wir noch bester Laune gewesen, waren beeindruckt vom Aufbau der Frauenkirche als Zeichen des Friedens und dann das. Gleichzeitig geschieht auf unserem Globus Schönes und Schlimmes.

Du bist im Urlaub. Die Sonne scheint. Das Meer ist blau. Alles fühlt sich leicht und schön an, und zu Hause, in deinem Freundeskreis ist jemand, der leidet und einsam ist. Du feierst mit netten Leuten, bist beschwingt und freust dich des Lebens – und zur gleichen Stunde beschließt ein junger Mensch, dass er nicht mehr leben will. In diesem Moment feiern die einen ihre Erfolge und zerbrechen die anderen an ihren Niederlagen, finden die einen die große Liebe, während sie bei anderen zerbricht. In diesem Moment zeigt sich die Welt von ihrer schönsten Seite – und gleichzeitig wird anderorts geschossen, gefoltert und vergewaltigt.

„In diesem Moment“! Ich freue mich, dass Roger Cicero und ich eine gemeinsame Idee hatten! Und vielleicht auch die Sehnsucht, dass alles, was geschieht, aufgehoben ist in der Liebe, die alles umspannt, bei der alles aufgehoben ist! Gern hätte ich darüber mit ihm gesprochen!

6. Dezember – Zum Glück …

Oma Lina, der ich viel Lebensweisheit verdanke, sagte regelmäßig: „Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu anderer Glück, denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück!“

Oma wusste nichts von der modernen Glücksforschung, von Hormonen mit den schönen Namen Endorphin, Testosteron und Serotonin. Für sie fühlte es sich einfach richtig und gut an, es machte zufrieden, was Johann Wolfgang von Goethe da gesagt hatte.

Altbacken? Eine Freundin erzählte mir vom Winter- und Corona-Blues, der sie erwischt hatte. Deprimiert sein, grübeln, Schokolade essen, einen Film schauen, was tun? Sie setzte sich hin und schrieb ein paar Karten an Menschen, die das gerade dringend gebrauchen konnten. Und was passierte? Sie fühlte sich gut, man könnte sagen, sie war euphorisiert. – Schenken und helfen, ein Mensch für andere sein, das macht glücklich!

Der Heilige Nikolaus war auch so einer, der Glück geschenkt hat. Er hat zugepackt, wenn Menschen Hilfe brauchten, wenn ihnen Nähe, Trost oder ein gutes Wort fehlten, wenn ihnen die Zunge „verwelkt“ war, weil sie keinen hatten, mit dem sie sprechen konnten.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Nikolaustag!