Türen machen neugierig

Hier ist noch ein Foto von meinem Mann. Ich finde mich gut wieder in dem, was er schreibt!

Ich finde, dass manche Türen neugierig machen. Wie gerne möchte man sie einen Spalt weit öffnen, um zu sehen, welches Leben sich dahinter versteckt. Ich wünsche Dir, dass Du es wagst, immer neugierig zu bleiben!

Licht und Schatten

Mein Mann hat seine Liebe zur Fotografie wiederentdeckt. Das ist sehr inspirierend:

Dies ist die Fußgänger-Brücke im „Alten Hafen“ in Rinteln. Darunter ist das Hafenbecken mit dem brackigen Wasser, auf dem zur Zeit ein Schwan seine Runden dreht
Manchmal bin ich erstaunt, auf welche Gedanken man beim Betrachten kommt.
Vielleicht weil man sich gerade selbst so erlebt.
Die Brücke verbindet Start und Ziel. Wenn man darüber seinen Weg geht, trifft man immer mit einem Fuß den Schatten und mit einem die Fläche, wo die Sonne das Holz warm macht. Zum Glück sind die Sonnenflächen größer.

So mag es sein, dass die Sonnenflächen immer größer sind als der Schatten!!

Hinterm Horizont geht’s weiter

Ein Urlaubsfoto. Irgendwo am Strand von Biscaya. Weit weg von zu Haus. Der Horizont ist weit und schön. Ist da das Ende oder kommt da noch was? – Hinter dem, was wie eine Schlusslinie wirkt, geht’s weiter. So hat es Udo Lindenberg wunderbar besungen. Und wie es weitergeht! Erst kommt der große Ozean, dann Amerika und noch viel mehr.

„Hinterm Horizont geht’s weiter!“ Es gibt mehr, viel mehr, als wir sehen und wissen. In jedem Menschen verbirgt sich mehr, als die Außenseite ahnen lässt.Es gibt mehr, als die Weltnachrichten uns derzeit zumuten. Es gibt mehr als Hier und Jetzt. Es gibt mehr als das, was ich momentan lebe.

Das Foto lässt mich sogar denken, dass es auch nach unserem Leben weitergeht. Keiner weiß es, aber die Sehnsucht, dass da noch was kommt, dass Gottes Welt nicht an unserem Horizont endet, diese Sehnsucht wird durch das Foto lebendig!

Die 50-Pfennig-Münze

Morgens um fünf Uhr sind sie losgezogen: Sechs, sieben Frauen, die bei uns im Bückeberg Bäume gepflanzt haben: Buchen, Tannen, Eichen …. In einem Handwagen zogen sie Hacken, Spaten und Sensen hinter sich her, Proviant, Regenzeug, einen Topf fürs Feuer. Die heute empfohlenen 10 000 Schritte hatten sie oft schon geschafft, wenn sie an ihrem Arbeitsplatz angekommen waren. „Kulturfrauen“ wurden sie genannt. Es gab viele, die nach dem Zweiten Weltkrieg in den Wäldern beim Wiederaufbau geholfen haben. Meine Mutter war eine von ihnen.

Wenn ich durch den heimischen Wald gehe, erinnern mich viele Bäume an Mutter. Als Kind habe ich in manchen „Schonungen“ gesessen und war dabei, wenn das Mittagessen auf dem offenen Feuer erwärmt wurde. Die „Kulturfrauen“ haben damals nicht gewusst, dass man ihnen 1949 ein Denkmal gesetzt hat. Auf der Vorderseite der 50-Pfennig-Münze. Da ist eine Frau zu sehen, die eine Eiche pflanzt.

Mutter wusste nicht, was ein „Arboretum“ war, aber sie hat in diesen besonderen Garten Mammutbäume gepflanzt, eine japanische Lärche und eine japanische Sicheltanne. So entdecken wir manches Große erst im Nachhinein (oder gar nicht), manche Würdigung erst posthum. Wie gerne wäre ich eine „Geschichten-Entdeckerin“ mit einem Gespür für das, was hinter der Vorderseite liegt.

Schenken macht glücklich

„Da schon wieder alles abgesagt werden musste, habe ich meine 25 Frauen vom evangelischen Frauenkreis mit gelben Primeln und einem kleinen Brief bedacht.

Da ich wegen der Primeln an jeder Tür klingeln musste, habe ich die Freude und Dankbarkeit direkt miterlebt und bin sehr gerührt und berührt. Und was habe ich daraus gelernt? Schenken macht wirklich glücklich!“

Das schrieb Freundin Elfriede im Frühjahr 2022, als Corona viele Begegnungen unmöglich machte. Eine wunderbare Idee: Ein Kofferraum voller Primeln!

Staunen

Beim Spaziergang im Steinbruch haben wir diese Muschel gefunden. Sie ist nicht nur schön anzusehen, sie hat eine unglaubliche Geschichte: 140 Millionen Jahre ist sie alt, so sagen es Menschen, die sich mit solchen Funden auskennen.

140 Millionen Jahre, da müssen wir uns jetzt nicht auf einige 1000 Jahre festlegen. Es war die Zeit, als hier bei uns in der Gegend die Dinosaurier gelebt haben. Ihre Fußabdrücke, die mit den drei Zehen, können wir auf unserem Bückeberg anschauen. 140 Millionen Jahre! Mal ehrlich – wer kann das denken? „Milliarden Jahre waren es, bevor es uns gab – und wer weiß, wie viele noch nach uns kommen werden, und ich bin für ein paar Jahre dabei, kann staunen und mitgestalten (frei nach Jörg Zink)!“

Und ganz am Anfang, als es noch nichts gab, was war da? Die Idee von Leben, von Liebe, von Genialität, von Ewigkeit? Gott? Bis heute kommst du aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn du offen bist für die Weite und Schönheit des Lebens. Astronauten berichten, dass der Blick auf die Erde sie für immer verändert hat. Die Erde – eine winzige Kugel, zerbrechlich, unterwegs in einem dunklen Universum, unbeschreiblich schön.

Staunen über das Wunder des Lebens! Im Kleinen und Großen! Die Muschel hat etwas angerührt in mir!

Licht in der Dunkelheit

Die Feier der Osternacht ist einer der schönsten Gottesdienste, die wir in der über 800 Jahre alten Katharinenkirche im Auetal feiern. Du erlebst, wie das Licht in die Dunkelheit scheint. Das berührt uns in diesen unruhigen Zeiten in besonderer Weise. Das hoffen, bitten und ersehnen wir jeden Tag.

Die Natur hilft uns, etwas zu erahnen, was unser Verstand nicht fassen kann: Wo du denkst, da wächst nichts mehr, bricht neues Leben hervor. Wo trockene Zweige waren, bricht das erste zarte Grün hervor. Es ist kaum zu fassen, was die Sonne jetzt alles wach küsst. Neues Leben nimmt Anlauf. Erstarrtes wird neu belebt. Das Frühlingserwachen rührt uns immer wieder an. Ob es uns diesem großen Geheimnis näher bringt, dass Gott Licht in die Dunkelheit der Welt schickt?

Mini-Schritte

Papa war Zimmermann. Mit 40 Jahren hatte er einen schlimmen Unfall. Beim Aufmaß mit dem Architekten war er vom Dachboden gefallen und seitdem gehbehindert.

Nach langen Krankenhausaufenthalten und inneren Kämpfen hatte er sich mit seinem Handicap arrangiert. Seinen Beruf konnte er nicht mehr ausüben. Das tat weh. Die ganze Familie hat gelitten.

Papa wurde zu einem Meister der kleinen Schritte, konnte mit wenig Krafteinsatz Großes bewegen und erfand kleine und große Hilfsgeräte, um diverse Arbeiten bewältigen zu können. Die „Hebelgesetze“ habe ich durch ihn kennengelernt.

Mich hat beeindruckt, was er durch seine Beharrlichkeit alles geschafft hat, dass er immer dran geblieben ist. „In der Ruhe liegt die Kraft“, so habe ich ihn erlebt. Ob das ein Weg ist, in der Welt etwas zu verändern? Viele Menschen tun das Kleine, das Wenige, das ihnen möglich ist!

Gerne möchte ich dafür werben, dass wir uns Geschichten erzählen von dem, was Menschen mit „Mini-Schritten“ erreicht haben!

Bin im Garten

Der Garten ist für mich zu einem Lieblingsort geworden, Balsam für die Seele, ein Therapeutikum. Wie oft habe ich erlebt, dass der vom vielen Hören, Denken und Grübeln schwer gewordene Kopf wieder frei wurde. „Gärtnern ist mein Yoga“ heißt der Titel eines Buches von Andrea Ballschuh. Dem stimme ich gerne zu.

Im Garten kommen die besten Gedanken und Einsichten. Einfach so, wenn ich gar nicht darauf warte, sondern hacke, harke und dem Gesang der Vögel zuhöre, säe, pflanze und gieße, Rosen schneide und für das Begleitgrün einen anderen Ort suche.

Der indische Philosoph Tagore hat gesagt: „Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten!“ – Ein schönes Gefühl, zwischen dem, was duftet, blüht und schmeckt, weise zu werden, dem Geheimnis des großen Lebens sehr nahe zu sein!

Hallo, hier spricht dein Einkaufskorb

Auf dem Wochenmarkt ist der Korb schnell gefüllt: 2 Brote, 2,5 Kilo Äpfel, 1 Flasche Blaubeer-Secco, Himbeer-Balsamico, Fisch, Geflügel, Holsteiner Schinken und ein paar griechische Delikatessen.

Nach 300 Metern mit leichter Steigung werden die 6 Kilo Inhalt immer schwerer. Sogar die Luft wird knapper, dabei bin ich doch noch ganz gut beieinander!

Am Auto angekommen, fällt mir ein, dass ich in der Buchhandlung noch zwei Trauerkarten besorgen wollte. Also zurück in die Stadt, Karten aussuchen und wieder zum Parkplatz. Seltsam: Ohne Korb geht es sich viel leichter, schwungvoll, wie von selbst.

Ob mir diese kleine Episode sagen möchte, dass es ein Unterschied ist, mit sechs Kilo mehr oder weniger unterwegs zu sein? Ach, wahrscheinlich habe ich das mal wieder über-interpretiert!