Die 50-Pfennig-Münze

Morgens um fünf Uhr sind sie losgezogen: Sechs, sieben Frauen, die bei uns im Bückeberg Bäume gepflanzt haben: Buchen, Tannen, Eichen …. In einem Handwagen zogen sie Hacken, Spaten und Sensen hinter sich her, Proviant, Regenzeug, einen Topf fürs Feuer. Die heute empfohlenen 10 000 Schritte hatten sie oft schon geschafft, wenn sie an ihrem Arbeitsplatz angekommen waren. „Kulturfrauen“ wurden sie genannt. Es gab viele, die nach dem Zweiten Weltkrieg in den Wäldern beim Wiederaufbau geholfen haben. Meine Mutter war eine von ihnen.

Wenn ich durch den heimischen Wald gehe, erinnern mich viele Bäume an Mutter. Als Kind habe ich in manchen „Schonungen“ gesessen und war dabei, wenn das Mittagessen auf dem offenen Feuer erwärmt wurde. Die „Kulturfrauen“ haben damals nicht gewusst, dass man ihnen 1949 ein Denkmal gesetzt hat. Auf der Vorderseite der 50-Pfennig-Münze. Da ist eine Frau zu sehen, die eine Eiche pflanzt.

Mutter wusste nicht, was ein „Arboretum“ war, aber sie hat in diesen besonderen Garten Mammutbäume gepflanzt, eine japanische Lärche und eine japanische Sicheltanne. So entdecken wir manches Große erst im Nachhinein (oder gar nicht), manche Würdigung erst posthum. Wie gerne wäre ich eine „Geschichten-Entdeckerin“ mit einem Gespür für das, was hinter der Vorderseite liegt.