11. Dezember …. und ist doch rund und schön

Ein schöner Abend. Ich schaue in den Himmel und staune. Meine Gedanken schicke ich auf Reisen und ahne etwas von der Weite des Universums. Immer, wenn ich den halben Mond sehe, fällt mir das berühmte Abendlied von Matthias Claudius ein: „Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar“ (EG 482). Einen Vers liebe ich besonders: „Seht ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.“

„Weil unsre Augen sie nicht sehn…“ – Was weiß ich von einem Menschen? Ich sehe immer nur einen kleinen Ausschnitt. Ich kenne die Geschichten, die er gerne erzählt, aber es gibt auch andere, die er für sich behält. Was weiß ich von den kleinen und großen Tragödien, die jemand erlebt hat und von der Sehnsucht in ihm?

Ich denke auch an meine halben Sachen, wenn ich nicht geschafft habe, was ich schaffen wollte, wenn ich nicht so war, wie ich sein wollte. Wie tröstlich ist die Botschaft vom halben Mond für alle, die am liebsten perfekt wären. Unser Leben ist rund und schön, auch, wenn wir das an manchen Tagen nicht glauben können.

Wie oft verstehen wir Gott und die Welt nicht! Tausend Fragen bleiben ohne Antwort. Womit wird er uns überraschen, wenn wir einmal das Ganze sehen? Bis alle Geheimnisse gelüftet und alle Fragen beantwortet werden, möchte ich mir noch oft den Mond anschauen: „Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön.“ Ich möchte feiern, dass es mehr gibt, als ich sehen und verstehen kann, dass es Gott gibt, mittendrin!

Foto: Pixabay