Sie spielt nur eine Nebenrolle. Wir wissen nicht einmal, wie sie heißt. In einem einzigen Vers wird sie in der Bibel erwähnt (Matthäus 27, 19): Die Frau des Pilatus!
Die Stimmung war aufgeheizt in Jerusalem. Pontius Pilatus – der römische Statthalter – hat sich gequält mit dem Prozess um Jesus Christus. Wie sollte er entscheiden? Nach römischem Recht oder so, wie das Volk es verlangte?
Seine Frau wird gespürt haben, dass ihr Mann unruhig war. Wenn man lange verheiratet ist, dann spürt man, wie es dem anderen zumute ist. Vielleicht hatten sie auch darüber gesprochen.
Und dann – in der Nacht vor dem Prozess – wacht die Frau des Pilatus mit einem komischen Gefühl auf. Sie hat wild geträumt, kaum geschlafen – sie hat so eine Ahnung, ihr Mann könne einen schlimmen Fehler begehen.
Wie ist das mit den Träumen? Man sagt, in ihnen komme manches hoch, was wir gerne verdrängen, sie verarbeiten das Erlebte. Man sagt im Talmud, wenn man die Träume vernachlässigt, könne man ebenso gut seine Post ungeöffnet liegen lassen! – Wie ist das mit den Träumen und mit der Intuition einer Frau?
Die Frau des Pilatus ist aufgewühlt. Sie schickt ihrem Mann eine Nachricht, mitten in den Prozess, mitten in seine hochwichtigen Geschäfte. Sie wird getrieben von dem, was da in ihr angetippt worden ist in der Nacht! Sie kann nicht anders!
Die Stimme der Frauen ist super-wichtig. Frauen haben eine feine Antenne. Sie haben einen eingebauten Seismographen, mit dem sie spüren, wie sich etwas entwickelt, ob etwas dem Leben gut tut oder Leben gefährdet. Warum halten wir uns oft zurück mit dem, was wir als richtig und wichtig erkannt haben, mit unserer Intuition, dieser wertvollen Begabung. Unsere Stimme ist wichtig für alles Zusammenleben, für die Zukunft dieser Welt.
Wie oft habe ich in letzter Zeit gedacht: Wenn du doch geredet hättest!