Geiz ist nicht geil – Geiz ist gottlos

Sparen ist in Deutschland modern.

Wer seinen Pinot Grigio nicht längst bei Aldi kauft, wer die aktuellen Sonderangebote der Supermärkte nicht kennt, wer nicht regelmäßig bei e-bay auf Schnäppchen-Jagd geht, es nicht schafft, beim Kauf der neuen Gartenmöbel dem Verkäufer einen größeren Rabatt abzuschwatzen, der gilt als hinterwäldlerisch, als Depp!

In Italien parken die Leute ihren Sportwagen vor teuren Feinkostgeschäften und erfreuen sich an Gänseleber aus dem Perigord und luftgetrocknetem Schinken aus Parma. Die deutschen Sportwagen mit durchaus gut verdienenden Damen und Herren parken vor Lidl und Aldi. Für die Deutschen zählt vor allem der Preis.

Wann der deutsche Sparzwang begonnen hat, ist schwer zu sagen. Kommt er aus den schlechten Zeiten gleich nach dem Krieg, als alles knapp war, nachdem man durch Zerstörung und Inflation verloren hatte, was mühsam erarbeitet war? Hat der den Genüssen des Lebens eher kritisch gegenüberstehende Protestantismus eine prägende Rolle gespielt?

Der Psychologe und Marktforscher Heinz Grüne vom Kölner Rheingold-Institut stellt fest: „Den Optimismus müssen sich die Deutschen erst erarbeiten, den Pessimismus tragen sie in sich.“ Die Deutschen trauen dem Leben nicht. Lieber weniger Leben, dafür mehr Geld. Das ist ein Phänomen, das auf ein großes Bedürfnis nach Sicherheit und sehr wenig Vertrauen in die Zukunft und in die eigene Stärke schließen lässt, übrigens auch von wenig Gottvertrauen zeugt!

Das Tragische dabei: Durch unsere Sparsamkeit, durch den Hang zum Geiz, machen wir alles noch viel schlimmer. Die Kaufweigerung belastet die Wirtschaft, die gerät ins Stocken, Leute werden entlassen.

Die Abendnachrichten werden als eine „Revue des Scheiterns“ erlebt und bestärkt die Menschen in der Überzeugung: Es ist alles ganz schrecklich!“

Dass unser Land auch nach diversen Einschränkungen immer noch zu den reichsten der Erde zählt, wird darüber vergessen. Auch
ein anderer Umstand wird verdrängt: In Deutschland gibt es sehr wohl freie Stellen. Das Arbeitslosenelend herrscht nicht flächendeckend. Es gibt auch Branchen, die händeringend nach Arbeitskräften suchen. Aber wer will noch Schlachter, Bäcker oder Koch werden?

Dummerweise kommen die wenigsten darauf, dass ihr eigenes Verhalten, das ängstliche, knausrige, weinerliche, das deutsche Dilemma mit verursacht hat. Stattdessen klopfen sie Sparfüchsen bewundernd auf die Schulter.

„Die werden in einer falschen Wirklichkeit als Helden gefeiert“, sagt Heinz Grüne. Aber das bemerkt kaum noch einer. Denn die Deutschen sind nicht nur mit dem Geld und dem Leben sparsam geworden. Auch bei der Selbstkritik knausern sie immer mehr.

Diese Gedanken habe ich aus dem Rheinischen Merkur Nr. 25 , sie sind verfasst von Thomas Schwitalla.

Ich möchte eine alte Weisheit hinzufügen:

„Wenn du zwei Münzen hast, kauf für die eine Brot für die Familie – und für die andere kauf Dir eine Hyazinthe, damit Dein Herz sich freuen kann!“

Ich möchte nicht knauserig werden – und dem Leben trauen. Möglicherweise schone ich mit einer „Dagobert-Duck-Mentalität“ meinen Geldbeutel, aber das Herz wird hart und die Seele einsam. Wer nichts gibt, bekommt auch nichts zurück. Ich möchte großzügig geben, statt knausern.

Ich möchte helfen, dass es Qualität gibt und die einen fairen Preis bekommt. Ich möchte die Parole „Geiz ist geil“ niemals mit meinem
Lebensstil in Verbindung bringen, weder für mein Portemonaie, noch für meinen Umgang mit den Menschen, noch für meinen Umgang mit der Zeit.

Ich lebe vom Geschenkten – und das kann man nur mit vollen Händen weitergeben!

Ob sich Adam und Eva – und alle, die danach kamen – „rechneten“? Was wäre,wenn eine Mutter Teresa es sich in ihrer Privatsphäre gemütlich gemacht hätte? Was wäre, wenn die Weisen aus dem Morgenland ihre Geschenke zu Hause gelassen hätte in der vermutung, dass Joseph ihr Geld womöglich in die nächste Kneipe tragen könnte. Was wäre, wenn die Ehrenamtlichen dieser Welt alle zu „Neinsagern“ ausgebildet worden wären, und keiner würde mehr Jasagen und Anpacken? Was wäre, wenn Eltern den Bleistift spitzten und zu dem Ergebnis kämen: Kinder können wir uns nicht leisten, zu teuer!

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