8. April 2020 – Jeder Mensch braucht einen Simon

Simon hatte den ganzen Tag auf dem Feld gearbeitet. Er war müde. Die Knochen taten ihm weh. Er freute sich auf ein langes Wochenende mit seiner Familie. Bestimmt hatte seine Frau etwas Leckeres gekocht. Was man so denkt, auf dem Weg nach Hause.

Sein Heimweg führte ihn durch die Stadt, durch Jerusalem. Es war erstaunlich viel los in den engen Gassen – und es ging nicht recht voran. Viele Menschen standen am Wege und schauten zu, wie ein junger Mann ein Kreuz auf seinen Schultern trug. Der junge Mann blutete und konnte kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen. Er war am Ende seiner Kräfte, ausgelaugt…. Den Soldaten dauerte das alles viel zu lange. Sie suchten in der Menge einen, der stark genug wirkte. Der sollte helfen, das Kreuz des jungen Mannes zu tragen. Die Wahl fiel auf Simon.

Der war alles andere als begeistert, gerne wäre er möglichst schnell weitergegangen. „Warum ausgerechnet ich?“ Wir suchen uns nicht aus, etwas Schweres zu tragen, oder zu ertragen. Es wird uns aufgepackt. Von einem Augenblick zum anderen liegt es auf deinen Schultern, obwohl du etwas völlig anderes vorhattest.

Jeder Mensch hat „sein Kreuz“ zu tragen. Dann brauchst du keinen, der dir gute Ratschläge gibt, der Durchhalteparolen oder salbungsvolle Worte liefert. Du brauchst einen, der dir tragen hilft. Jeder Mensch braucht einen Simon, einen, der da ist, wenn alle anderen wegbleiben, der treu zu dir hält, wenn andere auf Distanz gehen. Der ein Gespür hat für das, was du brauchst.

Das mit Simon ist 2000 Jahre her. Wir sprechen heute noch von ihm. Wir werden die Menschen nicht vergessen, die uns geholfen haben, als wir eine schwere Zeit hatten. Wir werden die Menschen nicht vergessen, mit denen wir geweint haben. Und: wir werden die vielen Menschen nicht vergessen, die jetzt, in der Krise, für andere sind, ihnen zum Simon werden.