22. März 2020 – Lichtblicke

Der heutige Sonntag hat den Namen „Lätare“, das heißt: „Freue dich“. Er soll wie ein Lichtblick in der Passionszeit sein, weist auf Ostern hin, auf das neue Leben. Der Gedanke fällt uns schwer in diesen Tagen, in denen unsere Welt in ihren Grundfesten erschüttert wird. Er klingt fast zynisch. Womöglich liegt noch ein langer, leidvoller Weg vor uns, ein Weg, von dem wir nicht wissen, was er mit uns macht.

Aber es gibt in der Tat erstaunliche Beobachtungen, Lichtblicke. In Venedig zum Beispiel. Die wenigsten haben das für möglich gehalten: Das Wasser in den Kanälen ist klar. Man kann Fische sehen und Störche. Es ist Ruhe eingekehrt in der Stadt, die in jedem Jahr von 30 Millionen Touristen besucht wird, in deren Hafen riesige Kreuzfahrtschiffe anlegen. In kürzester Zeit hat sich die Natur erholt.

Vor Triest wurden springende Delphine gesichtet. Sie kamen zurück, weil keine großen Schiffe mehr in den Hafen einfahren. In China gibt es deutlich weniger Stickoxide und Feinstaub. Menschen freuen sich beim Blick in den blauen Himmel.

Wir erleben eine Zeit, in der die Welt sich verändert, in der Menschen ins Fragen kommen, in der wir manches, was wir wie selbstverständlich gelebt haben, in Frage stellen. Es ist ruhiger geworden im Lande. Wir werden nachdenklich. Ich bin gespannt, was wir uns im Sommer erzählen werden von unseren Erfahrungen in der Corona-Zeit. Gott segne uns, der gestern war, heute ist und morgen sein wird – bis in Ewigkeit.