21. Dezember – … mitten im kalten Winter

Ein starkes Symbol! Mitten im kalten Winter diese zarten Blüten. Verrückt, oder? Die Christrose heißt bei den Botanikern „Helleborus“ und jetzt kommt’s: „helleborio“ heißt „verrückt“. Ja, wie verrückt ist das, wenn eine blühende Pflanze 20 grad minus erträgt!

Über den Wahrheitsgehalt von Legenden lässt sich bekanntlich streiten. Aber diese Legende aus dem 16. Jahrhundert finde ich so sympathisch, dass ich sie gerne weitererzähle. Ein Mönch aus dem Benediktinerkloster in Corvey an der Weser stapft in der Weihnachtszeit durch den tiefen Schnee, um die Kapelle zu besuchen. Er traut seinen Augen nicht: Da wächst eine zarte Rose mitten im Schnee, eine, die ein Missionar aus dem Norden mitgebracht hatte. Für den Mönch wurde sie zur Christrose.

In einem Überschwang von Freude setzt er sich in die Kapelle. Ihm ist etwas aufgegangen vom Wunder der Weihnacht. Das muss er unbedingt aufschreiben:

„Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart. Wie uns die Alten sungen, von Jesse kam die Art. Und hat ein Blümlein bracht mitten im kalten Winter, wohl zu der halben Nacht.

Das Blümelein so kleine, das duftet uns so süß; mit seinem hellen Scheine vertreibt’s die Finsternis. Wahr‘ Mensch und wahrer Gott, hilft uns aus allem Leide, rettet von Sind und Tod.“

Dem Mönch war der Vers im Buch des Jesaja vertraut: „Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.“- Es ist ein Wunder, was da geschieht! Und so entstand ein Weihnachtslied, das in besonderer Weise berührt.

Wir haben eine Hoffnung, die über die Hoffnung dieser Welt hinausgeht. In schweren Zeiten wissen wir uns „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Aus dem Eis blüht neues Leben auf. Du bist nicht allein. Du bist mit Gott! Und der ist immer für Überraschungen gut!

Inspiriert von: Wolfgang Heiner, Bekannte Lieder – und wie sie entstanden sind, Hänssler-Verlag, Seite 34-35.

Foto: Pixabay