20. April 2020 – Was uns fehlt

Menschen vermissen etwas „in diesen Zeiten“. Arbeit, Urlaubsreisen, Feiern, Konzerte, Restaurantbesuche, die lange geplante Konfirmation…. Ich habe den Gottesdienst in der Osternacht vermisst. Du sitzt in der dunklen Kirche, das Osterlicht wird hereingetragen, „Christus, Licht der Welt“. Nach dem Evangelium singen wir „Christ ist erstanden“ und dann wird das Licht an alle verteilt. Es wird hell. Der Gesang wird fröhlich – und später bleiben vor der Kirche viele stehen, umarmen und freuen sich, lassen nachklingen, was sie gerade erlebt haben!

Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr schreibt in „Christ und Welt“ im Rheinischen Merkur vom 16.4.: „Gott allein zu Haus“. Dieses hat mich in dem sehr lesenswerten Artikel besonders bewegt: Die Kirche ist mehr als eine Kirche! Das christliche Leben zeigt sich nicht nur in Predigt und Gesang. In diesen Tagen ist eine andere Art von Kirche gefragt: die, die im Stillen da ist. Seelsorge ist gefragt, die Tag und Nacht erreichbar ist. Seelsorge braucht eine gute Ausbildung, weil Krisen viel Fingerspitzengefühl und noch mehr Wissen brauchen.

Für andere da sein, mehr und neu, das ist die Aufgabe aller Christinnen und Christen. Dafür braucht es keinen Talar. Für andere da sein, zuhören, am Telefon, über die Hecke oder mit einem altmodischen Brief. Das klingt nicht nach viel, bis es viele tun. Theologisch gesprochen ist das ebenfalls Gottesdienst. Christinnen und Christen werden gerade woanders gebraucht: Sie helfen, beraten, schweigen, beten (lieben, HK). Vielleicht müssen die Kirchen ihre Unsichtbarkeit aushalten, damit der sichtbar wird, den sie bekennen.

Das sind wertvolle Gedanken zu dem, was uns derzeit fehlt – und was Kirche sein kann. Und gleichzeitig freue mich riesig auf die Zeit, in der wir wieder gemeinsam in unseren Kirchen Gottesdienst feiern dürfen.