Ich werde sie nie vergessen: Schwester Irene, die mich bei drei Geburten als Hebamme begleitet hat. Den Rücken massieren, Mut machen, Geschichten erzählen, Geborgenheit schenken, übermenschliche Kräfte abrufen, ans richtige Atmen erinnern …. Und dann stand sie da mit meinem Mann und strahlte – und legte mir das Wunder des neuen Lebens auf den Bauch. Ein heiliger Moment!!
Sokrates (469 v.Chr. – 399 v.Chr.) war ein weiser Grieche. Seine außergewöhnliche Begabung war: Er konnte mit einer besonderen Art der Gesprächform aus einem Menschen etwas herauslocken, herauslieben. Gedanken und Einsichten, mit denen jemand schon lange schwanger ging, verhalf er ans Licht der Welt. Endlich traute sich jemand zu sagen, was er bis dahin für sich behalten hatte. Endlich packte jemand an, was er immer aufgeschoben hatte. Sokrates hat Menschen zugehört, befreit und ermutigt, nicht belehrt und bewertet. Manchmal war das eine schwere Geburt, aber die Freude danach war groß!
Sokrates nannte seinen Weg „Hebammenkunst“ („Mäeutik“). Als Sohn einer Hebamme liegt das nahe. Mir gefällt dieser Gedanke, aus einem Menschen das herauszulieben, was schon lange in ihm schlummert! Da wir kurz vor Weihnachten sind: Jesus stelle ich mir vor als einen Menschen, der die „Hebammenkunst“ beherrschte, der neues Leben zur Welt brachte!
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