Es war einmal ein kluger Höfling, der seinem König ein kostbares Schachbrett schenkte. Der König war über den Zeitvertreib sehr dankbar, weil er sich mit seinen Ministern bei Hofe oft ein wenig langweilte. So sprach er zu seinem Höfling: „Sage mir, wie ich dich zum Dank für dieses wunderschöne Geschenk belohnen kann. Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen.“
Nachdenklich rieb der Höfling seine Nase. Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, sagte er: „Nichts weiter wünsche ich, edler Gebieter, als dass ihr das Schachbrett mit Reis auffüllen möget. Legt ein Reiskorn auf das erste Feld, und dann auf jedes weitere Feld stets die doppelte Anzahl an Körnern. Also zwei auf das zweite, vier auf das dritte, acht auf das vierte und so fort!“ Der König war erstaunt. „Es ehrt dich, lieber Höfling, dass du einen so bescheidenen Wunsch äußerst“, sprach er. „Er möge dir auf der Stelle erfüllt werden.“ Der Höfling lächelte, eine Spur zu breit vielleicht – und verneigte sich tief vor seinem Herrscher.
Sofort traten Diener mit einem Sack Reis herbei und schickten sich an, die Felder auf dem Schachbrett nach den Wünschen des Höflings zu füllen. Bald stellten sie fest, dass ein Sack Reis gar nicht ausreichen würde, und ließen noch mehr Säcke aus den Getreidespeichern holen. Beim 21. Feld waren es schon über eine Million Körner. Und beim 64. Feld stellten die Diener fest, dass es im ganzen Reich des Königs nicht genug Reiskörner gab, um es aufzufüllen. Mit seinem Wunsch wurde der Höfling zum reichsten Mann im ganzen Land, und der König wünschte, er hätte ihm nie etwas geschuldet.
So verbreitet sich das Corona-Virus. Exponentiell. Einer, der angesteckt ist, kann viele andere infizieren. Aus wenig wird viel. Die Kurve rauscht nach oben, in beängstigender Geschwindigkeit. Das Verhalten jedes Einzelnen hat Auswirkungen auf das Leben anderer. Das wollte uns die Kanzlerin wohl vermitteln in ihrer bewegenden Rede. Es kommt auf jeden von uns an, dass wir alles tun, was uns möglich ist. Manchmal fängt es an mit Händewaschen und Abstand halten.