12. April 2020 – Christ ist erstanden

In diesem Jahr ist alles anders. Vieles fehlt. Vieles vermissen wir. vieles tut weh. Trotz allem, in allem feiern wir Ostern, das Fest des Lebens und der Hoffnung.

Die Natur macht es uns leicht, den Aufbruch von neuem Leben wahrzunehmen. Die Apfelbäume beginnen zu blühen, der Frühlingsvogel singt seine Lob- und Liebeslieder, der frische Bärlauch in Quark oder Suppe ist ein Genuss. Was in der Natur gerade geschieht, berührt uns stets aufs Neue. Auferstehung ist möglich!

Der Schweizer Theologe und Dichter Kurt Marti hat geschrieben: ….Ihr fragt: Gibt es eine Auferstehung der Toten? Ich weiß es nicht. – Ihr fragt: Gibt es keine Auferstehung der Toten? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, wonach ihr nicht fragt: Die Auferstehung derer, die leben. Ich weiß nur, wozu Christus uns ruft: Zur Auferstehung heute und jetzt.

Manchmal erfahren wir das: Was erstarrt ist, kann auftauen. Wo lange Schweigen war, finden Menschen neue Worte füreinander. Wer sich verbogen hat für andere, gewinnt seine Freiheit und Würde zurück. Einer entdeckt das Wir-Gefühl. Es muss nicht alles bleiben, wie es ist. Neuanfänge sind möglich. Du kannst getrost gehen auf Wegen, die dir viel abverlangen – mit dem lebendigen Gott an deiner Seite.

Vor zwei Jahren ist Mutter gestorben. Am Tag vor ihrem Tod war sie schon fast im „Anderland“, im Dämmerschlaf. Auf einmal richtete sie sich auf, bekam ganz große, strahlende Augen und schaute nach oben, so, als wolle sie gerne dorthin. Sekunden später fiel sie erschöpft in ihr Kissen. Seitdem frage ich mich: Was hat sie gesehen, das ihr so viel Kraft gab, das sie lockte und strahlen ließ. Dieser kleine Moment ist in meinem Innern bewahrt. Er lässt mich ahnen, dass uns nach Tod etwas ganz Großes und Schönes erwartet. Ewiges Leben, in dem alle, von denen wir Abschied nehmen mussten, schon jetzt Frieden und Fülle haben.

Ich werde einen Osterspaziergang machen – und mich freuen, dass ich lebe, dass es Menschen gibt, denen ich wichtig bin, dass die Sonne scheint. Vielleicht lese ich Enkelin Hanne die Geschichte von der kleinen Raupe Nimmersatt vor, die zum Schmetterling wird. Dabei werde ich für mich denken: „Was die Raupe das Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.“ Halleluja.

Frohe Ostern wünsche ich Euch. Bleibt gut behütet.