Prinzip Hängematte

Eine Hängematte ist etwas Schönes. Man kann so herrlich darin schaukeln und das Leben genießen. Wem würde das nicht gefallen.

Aber was für den einen ein Genuss ist, das wird für den (die) anderen im Laufe der Zeit zu einer schweren Last. Wie lange werden die, die eine Hängematte halten, das durchstehen?

Denken Sie mal an eine Familie. Der Idealfall wäre, dass einer den anderen trägt, wenn es drauf ankommt. Wenn jemand eine schwere Zeit durchmacht, wenn einer krank ist, dann müssen die anderen ihm da durchhelfen. Natürlich.

Was ist aber, wenn in einer Familie ständig jemand in der Hängematte geschaukelt, sprich versorgt und verwöhnt werden möchte – und ein anderer trägt ziemlich allein die ganze Last? Die einen stehen kurz vorm Kollaps, während die anderen unselbstständig werden, ein Macho-Gehabe entwickeln.

Das Prinzip Hängematte kennen wir auch in Vereinen. In jedem Verein gibt es den harten Kern, der dafür sorgt, dass alles läuft. Das sind Menschen, die mit Begeisterung bei der Sache sind. Sie lassen sich einiges gefallen, damit etwas bewegt wird. „Wir werden die Sache schon schaukeln“, mit diesem Vorsatz, mit diesem Credo treten sie an.

Was auf Dauer frustriert, das ist in der Regel gar nicht die Arbeit, sondern das sind die Mitglieder, die sich genüsslich auf ihrem Sofa
zurücklehnen – so unter dem Motto: „Nun lasst euch mal was Tolles einfallen, vielleicht komme ich auch mal vorbei“. In jedem Verein gibt
es Menschen, die alles besser wissen, aber nie bereit sind, selbst Verantwortung zu übernehmen. Es wird kritisiert und genörgelt, aber an
Lob und konstruktiven Vorschlägen wird gespart. Das macht auf Dauer müde und raubt jeden Enthusiasmus!

Das Prinzip Hängematte gibt es auch im Staat. Das gibt es überall, wo Menschen zusammen leben. Natürlich müssen Schwache getragen werden, wenn es drauf ankommt. Aber wenn immer mehr Menschen in eine passive Rolle flüchten, wenn immer mehr die Hand aufhalten, wenn sich immer weniger verantwortlich fühlen für das Ganze, dann kommt jedes soziale Gefüge über kurz oder lang in eine Schieflage.

Von John F. Kennedy stammt der Satz: „Lasst uns nicht immer nur fragen, was der Staat für uns tun kann. Lasst uns fragen, was wir für den Staat tun können!“

Wenn wir das in andere Bereiche übersetzen, dann sind wir auf der richtigen Fährte:

Lasst uns nicht immer nur fragen, was der Verein für uns tun kann – was können wir für den Verein tun, damit es lebendiger wird in unseren Reihen?

Lasst uns nicht immer nur fragen, was die Kirche für uns tun kann – was können wir für die Kirche tun, damit da endlich ein frischer Wind weht?

Lasst uns nicht immer nur fragen, was der andere für uns tun kann – was können wir für den anderen tun, damit unsere Beziehung eine ganz andere Qualität bekommt?

Das sind Fragen, die die Welt verändern!

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