Bislang reichte das Fiebermessen als Eintrittserlaubnis. Seitdem die Ansteckungen an Fahrt aufgenommen haben, untersagt die Seniorenresidenz jeglichen Besuch. Die Entscheidung ist verständlich, ältere Menschen sind durch das Corona-Virus in besonderer Weise bedroht. Es ist klug, die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Der Kopf versteht das, das Herz hat damit Probleme.
Seit zweieinhalb Jahren wird Schwiegermutter täglich besucht. Sie genießt die Spaziergänge im Kurpark von Bad Eilsen, die „Quality time“ mit Sohn und Tochter, mit Enkeln und Urenkeln. Von heute auf morgen soll das vorbei sein? Keine Nähe, keine Zuwendung? – Die wichtigsten, liebsten Menschen ihres Lebens dürfen nicht an ihrer Seite sein?
Zwei Wiener Krankenschwestern haben den Satz geprägt: „Wir bleiben für euch da. Bleibt ihr bitte für uns daheim!“ Wenn du Sohn oder Tochter bist, steigen viele Emotionen auf. Du möchtest bei Mutter sein. Und jetzt sollst du loslassen – und kannst wegen der starken Demenz keine Verbindung pflegen?
Es gibt einen Text von Lothar Zanetti (Liederbuch Lebensweisen 101), der mag helfen beim Loslassen, beim Gott überlassen, was du liebst:
Behüte, Herr, die ich dir anbefehle, die mir verbunden sind und mir verwandt. Erhalte sie gesund an Leib und Seele und führe sie mit deiner guten Hand.
Sie alle, die mir das Vertrauen schenken und die mir so viel Gutes schon getan, in Liebe will ich dankbar an sie denken, o Herr, nimm dich in Güte ihrer an.
Um manchen Menschen mache ich mir Sorgen und möcht‘ ihm helfen, doch ich kann es nicht. Ich wünschte mir, er wär bei dir geborgen und fände aus dem Dunkel in dein Licht.