Zu welchen Gästen gehöre ich?

Irgendwo sollte Hochzeit gefeiert werden. Die Brautleute hatten nicht viel Geld, aber dennoch waren sie der Meinung, dass viele Menschen mitfeiern sollten. Geteilte Freude ist doppelte Freude, dachten sie. Es sollte ein großes Fest werden, beschlossen sie, mit
vielen Gästen. Denn warum sollte unsere Freude nicht ansteckend sein, fragten sie sich. Es herrschte unter den Menschen ohnhein mehr Leid als Freude.

Also baten sie die Eingeladenen, je eine Flasche Wein mitzubringen. Am Eingang würde ein großes Fass stehen, in das sie ihren
Wein gießen konnten; und so sollte jeder die Gabe des anderen trinken und jeder mit jedem froh und ausgelassen sein.

Als nun das Fest eröffnet wurde, liefen die Kellner zu dem Fass und schöpften mit großen Löffeln daraus. Doch wie groß war das Erschrecken aller, als sie merkten, dass es nur Wasser war. Versteinert saßen sie da, als ihnen bewußt wurde, dass eben jeder gedacht hatte: Die eine Flasche Wasser, die ich hineingieße, wie niemand bemerken oder schmecken. Nun aber wußten sie, dass alle so gedacht hatten.

Jeder von ihnen war davon ausgegangen: Heute will ich mal auf Kosten der anderen feiern. Ein schlechtes Gewissen und Scham packte alle, nicht nur, weil es ledigich Wasser zu trinken gab. Als um Mitternacht das Flötenspiel verstummte, gingen alle schweigend nach hause, und jeder wußte: das Fest hatte nicht stattgefunden.

Dies ist ein bekannte chinesische Parabel. Sie geht mir nah. Ich frage mich manchmal: Habe ich dazu beigetragen, dass aus diesem Fest etwas wird, dass diese Begegnung gelingt? Habe ich alles Mögliche eingebracht, damit in meiner Familie, in meinem Verein, in meiner Kirchengemeinde das bunte, pralle Leben ist? Habe ich meinen Beitrag geleistet, damit wir in dieser Gesellschaft nicht ständig beim Jammern hängen bleiben, sondern mutige Schritte nach vorn wagen, Hoffnung aufblitzen lassen? Habe ich in meiner Ehe versucht, das Feuer der Liebe in Gang zu halten, damit es nicht vom Staub des Alltags ausgelöscht wird?

Alles, was ich von mir selbst vorenthalte, dass wird der Gemeinschaft, in der ich mich bewege, an Lebendigkeit fehlen. Ein enormer Anspruch! Ich bin verantwortlich, damit aus dem Leben um mich herum etwas wird, damit es gelingt! – Und wir können es gar nicht oft genug weitersagen, was John F. kennedy damals forderte: „Frag nicht immer, was der Staat für dich tun kann. Frag, was du für den Staat tun kannst!“ Frag, was du für deine Kirchengemeinde, für dein Dorf, für deinen Verein, für deine Familie tun kannst, damit es läuft, damit was daraus wird!!

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