Geh aus, mein Herz, und suche Freud

Ich mag das: Da ist einer, der staunen und schwärmen kann! Er kann sich nicht sattsehen an der Schönheit und Vielfalt der Welt, an den Wundern des Lebens. Bestimmt hat er ein beneidenswertes Naturell. Bestimmt ist ihm manches erspart geblieben, was mir im Laufe der Jahre die Leichtigkeit genommen hat!

Weit gefehlt. Paul Gerhardt, der Dichter des wohl beliebtesten Sommerliedes (Evangelisches Gesangbuch Nr. 503) hat 30 seiner besten Jahre im Krieg verbracht – in dem Krieg, der als der 30-jährige in die Geschichte eingegangen ist. Ich frage mich: Aus welchen Quellen hat dieser Mann gelebt, dass er so fröhlich singen kann bei allem, was er gesehen, erlitten und verloren hat.

„Geh aus, mein Herz!“ Paul Gerhardt lockt sich selbst in die Weite. Bleib nicht allein mit dir. Bleib nicht hängen bei deinen Grübeleien, deinen schlimmen Erfahrungen, deiner Angst. Gönn dir, für eine bestimmte Zeit mal etwas anderes zu sehen, zu hören und zu spüren. Geh raus. Beweg dich. Verlass das, was ist. Überlass es dem, der Zeit und Ewigkeit geschaffen hat. Du bist nie allein unterwegs. Über deinem Leben steht eine große, segnende Kraft, die wir Gott nennen.